Dortmund. .

Nach den Ausschreitungen beim DFB-Pokalspiel in Dortmund ist die Gewerkschaft der Polizei entsetzt über die Gewaltbereitschaft der Fans – insbesondere gegen Polizisten. NRW-Landesvorsitzender Richter fordert schnellere Bestrafung und konsequente Stadionverbote.

Ständige Randale, mehrere Verletzte und ständig dicke Rauchwolken über dem Spielfeld – die Ausschreitungen beim DFB-Pokalspiel in Dortmund waren fast brisanter als das Spiel selbst. Was ist gestern aus Ihrer Sicht schief gelaufen?

Aus polizeilicher Sicht ist unseres Erachtens nichts schief gelaufen. Die Dortmunder Polizei war vorbereitet und auch zahlenmäßig in angemessener Stärke vor Ort. Letztendlich kann man angesichts von lediglich 15 Festnahmen und einer geringen Anzahl von Verletzten noch froh sein, dass die Randale so glimpflich abging. Ich denke es ist dem polizeilichen Einschreiten zu verdanken, dass es nicht zu erheblich schlimmeren Folgen gekommen ist.

Die Einsatzkräfte in Dortmund sprechen von einer neuen Dimension von Gewalt. Können Sie das unterschreiben?

Ja, wenn Fans versuchen, ein Stadion unter massivster Gewaltanwendung zu stürmen, ist das eine neue Qualität.

Wie erklären Sie sich die zunehmende Brutalität im Fußball?

Der Fußball ist oft ein Spiegelbild der Gesellschaft. Leider haben wir zur Zeit auch eine wachsende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft. Die Probleme, die allgemein vermehrt zu Gewalt führen, sind es auch im Umfeld des Fußballs, der hier eine Ventilfunktion hat. Wobei man allerdings klar und deutlich herausstellen muss, dass Gewalttäter beim Fußball sich nicht nur aus perspektivlosen, volltrunkenen Jugendlichen rekrutieren.

Unter den Verletzten sind auch Polizisten. Spüren Sie zunehmende Aggressionen gegenüber den Beamten?

Uneingeschränkt: ja. Die Attacken auf Polizistinnen bzw. Polizisten werden qualitativ immer gewalttätiger. Glasflaschen, Pyrotechnik oder Steine, als Wurfgeschosse sind leider keine Ausnahme mehr. Gegnerische Fangruppierungen verbrüdern sich bei Auseinandersetzungen in dem Moment, wenn die Polizei auftaucht und richten sich gemeinsam gegen die Polizei, die nicht mehr als Streitschlichter, sondern als gemeinsamer Feind gesehen wird.

Spielabbrüche in der Kreisliga, zunehmend Verletzte in der Bundesliga – der Fußball hat offensichtlich ein Gewaltproblem. Wie könnte man Ihrer Meinung nach der Lage Herr werden?

Die GdP ist seit langem mit dem DFB, der DFL, den Vereinen, der Polizei und den übrigen Akteuren rund um den Fußballbetrieb im Gespräch, um Wege zu finden, der Gewalt anlässlich von Fußballspielen, die sich leider sehr oft auch auf An- und Abreisewegen abspielt, entgegenzutreten.

Brauchen wir härtere Strafen für die Randalierer?

Die Randalierer müssen vor allen Dingen schneller bestraft werden. Hier ist die Justiz in der Pflicht zu reagieren.

Müssen die Vereine stärker in die Pflicht genommen werden?

Aus unserer Sicht ist es unerlässlich, die Sicherheitsbestimmungen des DFB bzw. der DFL stärker auf unsere Ligen zu übertragen. Die Vereine, deren Fans ständig auffällig sind, müssen benannt, stärker in die Pflicht genommen und notfalls bestraft werden. Dazu ist es erforderlich, das Lagebild der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) auf Landes- und Vereinsebene herunterzubrechen. Es müssen noch konsequenter Stadionverbote verhängt werden. Um sicherzustellen, dass diese Fans den Stadien fernbleiben, sollten verstärkt Meldeauflagen angeordnet werden.