Mainz. . Borussia Dortmund hat sich mit einem 2:1 (0:1) beim FSV Mainz 05 aus seinem Tief befreit. Der Last-Minute-Sieg an der alten Wirkungsstätte von Jürgen Klopp gibt Selbstvertrauen für die Champions-League-Aufgabe in Marseille.
Lukasz Piszczek ist ein zurückhaltender und ruhiger Zeitgenosse. Während sich Fußball-Sprachrohre wie Lothar Matthäus oder Stefan Effenberg gerne zu allen Themen dieser Welt äußern, hält es der Abwehrspieler von Borussia Dortmund eher wie Aldi-Gründer Karl Albrecht. Piszczek bleibt im Hintergrund und lässt andere reden. Am Samstag, nach dem spektakulären Sieg seiner Dortmunder in Mainz, musste der Pole allerdings aus dem Schatten heraustreten und absolvierte als begehrtester Interviewpartner pflichtbewusst den Mikrofon-Marathon. Piszczek hatte in der Schlussminute das 2:1-Siegtor erzielt. Es war sein erster Treffer für den BVB. Und da erst am letzten Mittwoch eine Sperre wegen einer Spielmanipulation gegen den 26-Jährigen aufgehoben worden war, wirkte das alles wie ein perfektes Happy-End aus einem Hollywood-Drehbuch. „Es war ein Glücksschuss“, sagte Piszczek ganz unaufgeregt. Und gestand gleich im nächsten Satz: „Das Gegentor ging ja auf meine Kappe.“
Auch sein Trainer Jürgen Klopp haute nach dem ersten BVB-Auswärtssieg seit sieben Monaten keineswegs auf den Putz. „Ich weiß, wie sich so ein Tor in letzter Minute anfühlt.“ Adressat: Die Mainzer, für die er 18 Jahre gearbeitet hatte.
"Heile, heile Gänsje"
Bei Klopp, dessen Team letzte Woche in Hannover ein genauso schmerzhaftes Last-Minute-Tor kassiert hatte, verdrängte die Erleichterung jegliches Triumph-Gefühl: „Jetzt geht es mir wieder gut. Heile, heile Gänsje“, zitierte der BVB-Trainer einen Schlager aus der Mainzer Fastnacht. Bis zum Sieg an alter Wirkungsstätte hatte seine Meistermannschaft nur sieben Punkte aus sechs Spielen geholt, war Tabellenelfter. Als „Ergebnis-Problematik“ hatte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke den Stotterstart verpackt.
Der drohte sich am Samstag fortzusetzen. Denn es müllerte mächtig in Mainz. Torwart Heinz Müller vereitelte die besten BVB-Chancen. Und Mittelfeldmann Nicolai Müller erzielte für die kriselnden Gastgeber nach einem Leichtsinns-Pass von Piszczek in der 33. Minute die Führung.
Die Dortmunder kontrollierten das Spiel, hatten bis zu 70 Prozent Ballbesitz, waren dabei aber noch nicht wieder so dominant und brillant wie in der Meistersaison. Zwei Rückkehrer fielen nach abgesessener Sperre auf: Sebastian Kehl arbeitete fleißig im defensiven Mittelfeld. Und Mario Götze stieß immer wieder in den Mainzer Abwehrverbund vor und musste sich als kreativer Freigeist schmerzhafte Tritte auf die Sprunggelenke gefallen lassen.
Die verdiente Belohnung für den Dortmunder Aufwand gab es, anders als in Hannover, aber: Mit dem 1:1 nach einem schönen Spielzug von Ivan Perisic (64.). Und dem 2:1 von Piszczek, einem 30-Meter-Volleyschuss, bei dem der Ball wie ein aufgescheuchtes Kaninchen durch alle Mainzer Abwehrbeine ins Tor hoppelte.
Das Glück der Tüchtigen. „Die Mannschaft hat an sich geglaubt und wurde für die Anstrengung belohnt“, freute sich Sportdirektor Michael Zorc. Und ein Sieg, für den es mehr als drei Punkte gibt. „So ein Sieg setzt etwas frei“, wusste Innenverteidiger Mats Hummels. „Wir haben uns eindrucksvoll zurückgekämpft und gezeigt, dass uns ein 0:1 nicht aus der Bahn wirft. Jetzt wollen wir gegen Marseille und Augsburg nachlegen“, kündigte Dortmunds Bester selbstbewusst an.
Bender wieder dabei
Im „Stade Vélodrom“, im Hexenkessel von Marseille, steht am Mittwoch das Champions-League-Duell mit dem heftig strauchelnden französischen Vizemeister Olympique an. Dort dürfte Sven Bender, der beim 2:1 verletzt fehlte, den blassen Ilkay Gündogan ersetzen. Zudem sorgt das Comeback von Torjäger Lucas Barrios in Mainz für eine wichtige Zusatzoption in der schwarzgelben Offensive. Gutes Omen für den BVB: In der Hinrunde der letzten Saison hatten die Borussen in Köln und gegen Hoffenheim mit Last-Minute-Toren gepunktet. Es sollten Impuls-Erfolge für die Moral und das Selbstbewusstsein sein: Denn anschließend startete der spätere Meister mit ziemlich breiter Brust eine Serie, die erst nach sieben Liga-Siegen endete.