Bad Ragaz. Für die Titelverteidigung treibt BVB-Trainer Jürgen Klopp die Mannschaft von Borussia Dortmund im Trainingslager schon morgens zu Höchstleistungen an. Wenn es sein muss, geht es durch den Matsch und tiefes Geläuf.
Morgens, 7.15 Uhr, ist im Schweizer Bergstädtchen Bad Ragaz schon ganz schön was in Bewegung. Ein Stoßtrupp japanischer Touristen wuselt durch die Gassen und fotografiert jedes Haus. Vielleicht soll Bad Ragaz, wo Meister Borussia Dortmund noch bis zum Wochenende im Trainingslager weilt, in Japan nachgebaut werden.
Der BVB-Mannschaftsbus mit Landsmann Shinji Kagawa tuckert an den Touristen aus Fernost ungeknipst vorbei. Wie an den Tagen vorher fährt er die BVB-Profis zur frühmorgendlichen Laufeinheit im Quäl- und Foltertempo. Wie an den Tagen vorher sehnen sich die Spieler wohl danach, dass ihr Bus an der letzten Kreuzung nach links zum Heididorf abbiegt – und nicht nach rechts zur Trainingsarena. Aber wie an den Tagen vorher setzt Busfahrer Martin Bock den Blinker rechts . . .
Tiefes Geläuf
45 Liter Regen pro Quadratmeter in den letzten 24 Stunden haben das Geläuf geschmeidig weich für Fußballer-Gelenke gemacht. „Man könnte auch sagen, sch...tief“, kontert ein Borusse.
Bei der täglichen Einheit vor dem Frühstück gibt es weder Bälle noch Fans. Für die Dortmunder stehen fünf Mal 1000 Meter unter vier Minuten pro Lauf an. Nach einer halben Stunde ist die Einheit geschafft. Die Schnauf-Frequenz der jungen Männer nach dem letzten Zieleinlauf erinnert eher an Walrosse, vielleicht auch ausrangierte Dampflokomotiven als an austrainierte Profi-Kicker. „Ihr habt ja richtig Spaß. Trefft euch morgen mal um halb sieben und gründet die Gruppe „Laufjunkies“, sagt Jürgen Klopp und lacht.
Wenn Blicke töten könnten, müssten sich BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc jetzt auf die Suche nach einem neuen Trainer begeben. Mats Hummels, nach den Läufen ein Morgenmuffel, will mit einem Streckenmesser doch noch mal die Länge der Runde kontrollieren. Am ersten Tag war die 15 Meter zu lang.
Bei den zwei weiteren Tages-Einheiten um 10.30 und 16.30 Uhr sind die Mienen der Beteiligten erheblich entspannter. Jürgen Klopp hat den Ball ins Spiel gebracht. Zwei Mal wird eineinhalb Stunden trainiert. Der Ball läuft. Die Spieler laufen und haben trotz der Belastung Spaß. Klopp lässt elf gegen elf spielen. Und die Profis auf dem Feld müssen die Konkurrenz auf der Ersatzbank nicht fürchten. Von dort schaut das Ü40-Trio aus Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc und BVB-Marketingdirektor Carsten Cramer zu.
Trainingsende bedeutet im Trainingslager von Bad Ragaz aber keineswegs Arbeitsende. Und schon gar nicht Feier-Abend: Interviews, Fotoshootings für Merchandising-Katalog und Autogrammkarten. Dazu Behandlungen für die gestressten Körper und Entspannung in der Sauna oder im Schwimmbad des edlen Grand Hotels Quellenhof.
Bis zur Nachtruhe um 23 Uhr steht meist der Rückzugsraum im Mannschafts-Mittelpunkt. Hier warten Kicker, Billardtisch, Tischtennis-Platte und Dart-Automat auf zweikampffreudige Borussen. Und hier ist die die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Aber, so verrät ein Augenzeuge vergnügt: „Da ist immer richtig was los.“
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