Bremen/Dortmund. . Am Montag will BVB-Profi Nuri Sahin offenbar seinen Wechsel von Meister Borussia Dortmund zu Real Madrid bekanntgeben. Als Ablösesumme sind zehn Millionen Euro im Gespräch. Pressekonferenz ist für Montag, 12.30 Uhr, angesetzt.
Am Samstag genoss Nuri Sahin noch einmal Bundesliga-Atmosphäre. Der 22-Jährige, der gerade eine Knieverletzung auskuriert, hatte seine Mannschaft auf deren Meister-Tour nach Bremen begleitet. Sahin nahm vor dem Spiel Glückwünsche der Gastgeber entgegen, flachste in der Pause mit Mohamed Zidan herum und verließ nach dem 0:2 ein wenig enttäuscht das Stadion. Aber nicht im Mannschaftsbus, sondern im Privatwagen. Und: Kommentarlos.
Reden, ja sich erklären will der Deutsch-Türke am Montag, um 12.30 Uhr, bei einer Pressekonferenz. Dann wird Nuri Sahin seinen Abschied aus Dortmund und den Wechsel zu Real Madrid bekanntgeben. Am Wochenende hatte er sich mit Sportdirektor Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke getroffen. Watzke hatte sich gewünscht, dass ihm der Spieler in die Augen schaut, wenn er ihm die Entscheidung über seine Zukunft mitteilt. Das tat Sahin. Wie tief der Blick in die Augen ausfiel, ist nicht bekannt. Über die Inhalte des Gesprächs wurde Stillschweigen vereinbart. Jürgen Klopp soll noch versucht haben, den Spieler zum Bleiben zu bewegen. Erfolglos.
Sahin ist der Erste, der aus der verschworenen Gruppe der jungen Dortmunder Wilden ausbricht und den Verein verlässt. Das Angebot aus Spanien mit dem Glanz und der Anziehungskraft der Königlichen überstrahlte die Qualitäten der geschlossenen wie freundschaftlichen Einheit der Profis im BVB-Kader. Mit diesem Wechsel wird diese familienähnliche Gemeinschaft der Borussen von der Realität und den Gesetzmäßigkeiten der Fußballbranche eingeholt.
Nuri Sahin besetzte bislang zwischen all den Überfliegern und Talenten in Dortmund eine ganze besondere Rolle: Der 22-Jährige war im defensiven Mittelfeld der geistige Anführer, Taktgeber und Lenker der Dortmunder Mannschaft. Der Schatten-Kapitän des BVB, der künftig Spielführer Sebastian Kehl beerben sollte, stand in allen Bundesliga-, Europapokal- und DFB-Pokalspielen der Saison in der Startelf. Auch am 17. April. Im Heimspiel gegen den SC Freiburg zog er sich allerdings die Knie-Ver letzung zu, die seine Saison (und im Nachhinein seine Zeit beim BVB) vorzeitig beendete. „Wenn Nuri wechselt, wäre es sehr schade. Aber Real ist schon ein Brett“, sagt Mitspieler Sven Bender. „Es wäre sehr traurig“, findet auch Mats Hummels, der erst vor kurzem seinen Vertrag verlängert hatte. Und sich eine Ausstiegsklausel abkaufen ließ.
Beim BVB hofft man, dass der 22-jährige Sahin der vorerst Letzte ist, der dem Werben eines Großklubs erliegt. Der Mittelfeldspieler profitiert bei seiner Entscheidung von einer Ausstiegsklausel, die er sich im Juni 2009 in seinen neuen Vertrag schreiben ließ. Kurz zuvor hatte BVB-Präsident Reinhard Rauball, in seiner Funktion als Präsident der Ligaverbands, noch solche Klauseln kritisiert. „Heute würden wir sie nicht mehr akzeptieren“, hatte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke letzte Woche im Fachmagazin „Kicker“ gesagt. So kann der BVB beispielsweise das kolportierte Interesse des FC Arsenal an Mario Götze getrost ignorieren.
Tränen des Abschieds
Nuri Sahin, der einst als Zwölfjähriger zum BVB kam und seit seinem ersten Einsatz 2005 im Alter von 16 Jahren und 335 Tagen jüngster Debütant in der Bundesliga-Geschichte ist, konnte beim Werben der Königlichen von Real Madrid diese Option noch ziehen. Laut spanischen Medien soll er einen Fünfjahresvertrag und 2,8 Millionen Euro Gehalt pro Jahr erhalten. Dortmund erhält zehn Millionen Euro Ablöse.
Am Samstag, beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt, wird ihn der BVB verabschieden. Wenn dann in aller Ausgiebigkeit die siebte Deutsche Meisterschaft gefeiert wird, werden nicht nur Tränen der Freude fließen.
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