Dortmund. . Für sechs Millionen Euro festgeschriebener Ablösesumme wäre der 21-Jährige, dessen Vertrag noch bis 2013 läuft, ein Schnäppchen. Das Wort „Begehrlichkeiten“ wird Borussia Dortmund in den kommenden Wochen begleiten.

Das Wort „Begehrlichkeiten“ wird Borussia Dortmund in den kommenden Wochen begleiten wie die Möwen den vom großen Fang zurückkehrenden Fischkutter. Der Kutter hat Tolles an Bord für die Möwen. Der BVB hat auch Tolles an Bord. Hans-Joachim Watzke weiß das. Wer nicht nur Tabellenführer der Bundesliga ist, sondern darüber hinaus eindrucksvoll Vollgas- mit Talentfußball kombinieren kann, der muss einfach über qualitativ interessantes Personal verfügen. „Das ist doch klar, dass so etwas Begehrlichkeiten weckt“, sagt der Vorsitzende der Borussia-Geschäftsführung und klingt dabei: genervt.

Die Möglichkeit, das schwarz-gelbe Personal mit dem rabiaten Schleppnetz wegzufischen, bleibt denen, die begehren, allerdings verwehrt. Wenn Watzke den Blick über die Medienlandschaft schweifen lässt, gewinnt er zwar einen anderen Eindruck: „Der Neven Subotic ist uns schon zwölfmal weggekauft worden, der Lucas Barrios schon 20 Mal.“ Doch Fakt ist: „Die spielen immer noch bei uns.“ Und werden, wenn es nach den Vertragswerken geht, auch in den kommenden Jahren weiter im Auftrag des BVB den Ball bearbeiten. Alle Spieler sind mit langfristig gebunden. Alle. Nur einer nicht. Nuri Sahin.

Gespräche erst nach der Saison

Sahin. Die Laufzeit des Vertrages des Mittelfeldstrategen, der seit dem zwölften Lebensjahr das Dortmunder Trikot trägt, reicht zwar bis ins Jahr 2013 hinein. Doch in einer Ausstiegsklausel ist fixiert, dass er bei einer Offerte von sechs Millionen Euro den Verein schon im Sommer verlassen darf. Äußern mag sich der 22-jährige mit türkisch-sauerländischen Wurzeln dazu derzeit nicht. Er will „sich voll auf die Meisterschaft konzentrieren“, bestätigt allerdings, dass ihm die Begehrlichkeiten „nicht verborgen geblieben“ sind. Was bedeutet: Er hat sie registriert und ist aktuell nicht zum bedingungslosen Treuebekenntnis bereit. Mit dem BVB, so Sahin zuletzt, habe er sich darauf geeinigt, „erst nach der Saison zu sprechen“. Watzke fixiert keinen Zeitpunkt. Weil der Klub Planungssicherheit für die kommende Spielzeit inklusive Champions League benötigt, dürfte er jedoch ein zeitnahes Gespräch wünschen: „Nuri muss sich irgendwann uns gegenüber erklären.“

Wohin aber könnte es Sahin ziehen? Am Mittwoch hat die Bild-Zeitung verkündet, Real Madrid sei im Anflug auf den Kutter der Borussia. Ebenfalls am Mittwoch hat das Magazin Sport-Bild verkündet: „Inter Mailand signalisiert bereits Interesse.“ Bereits am Dienstag hatte die spanische Marca sich festgelegt: Liverpool hat den Happen im Visier. Weitere Verdächtige sind die üblichen: Chelsea, Manchester United der AC Mailand, auch die Bayern.

Wechsel wäre lukrativ

Beispiel: Madrid. Bei den Königlichen würde Sahin einerseits Mesut Özil begegnen, den er als „Freund“ bezeichnet. Er würde Champions League spielen. Er würde als Trainer den gerühmten Jose Mourinho haben. Sein Gehalt von geschätzten zwei Millionen Euro im Jahr derzeit würde möglicherweise verdoppelt werden. Andererseits müsste sich der Sechser einer namhaften Konkurrenz stellen: Sami Khedira, Xabi Alonso, Lassana Diarra.

BVB-Verteidiger Schmelzer überzeugte

Roman Weidenfeller: Dortmunds Schlussmann war chancenlos beim Elfmeter von van Nistelrooy.
Roman Weidenfeller: Dortmunds Schlussmann war chancenlos beim Elfmeter von van Nistelrooy. © imago sportfotodienst
Dafür bärenstark gegen den Holländer bei seinem beim Freistoß (47.) und dem Schuss von Elia (59.). 
Note: 2
Dafür bärenstark gegen den Holländer bei seinem beim Freistoß (47.) und dem Schuss von Elia (59.). Note: 2 © imago sportfotodienst
Lukasz Piszczek: Auf seiner Seite musste Piszczek ins Schlüsselduell gegen Hamburgs Eljero Elia und hatte Probleme gegen den Holländer, sobald dieser Fahrt aufnahm. Sonst aber aktiv und konzentriert im Spiel nach vorne.
Lukasz Piszczek: Auf seiner Seite musste Piszczek ins Schlüsselduell gegen Hamburgs Eljero Elia und hatte Probleme gegen den Holländer, sobald dieser Fahrt aufnahm. Sonst aber aktiv und konzentriert im Spiel nach vorne. © imago sportfotodienst
Hatte Pech bei seinem Pfostentreffer (64.). 
Note: 3,5
Hatte Pech bei seinem Pfostentreffer (64.). Note: 3,5 © imago sportfotodienst
Neven Subotic: Dortmunds Innenverteidigung hatte vor allem bei den Bällen, die in die Schnittzone gespielt wurden, Probleme.
Neven Subotic: Dortmunds Innenverteidigung hatte vor allem bei den Bällen, die in die Schnittzone gespielt wurden, Probleme. © imago sportfotodienst
Sonst war Ruud van Nistelrooy bei Subotic/Hummels in guten Händen. 
Note: 3
Sonst war Ruud van Nistelrooy bei Subotic/Hummels in guten Händen. Note: 3 © imago sportfotodienst
Mats Hummels: Ermöglichte dem ehemaligen Dortmunder Mladen Petric quasi den Assist zum 1:0 für den HSV (38.).
Mats Hummels: Ermöglichte dem ehemaligen Dortmunder Mladen Petric quasi den Assist zum 1:0 für den HSV (38.). © imago sportfotodienst
Elfmeter hätte nicht gegeben werden dürfen (Abseits). Bis zum Gegentor und auch danach solide.
Note: 3,5
Elfmeter hätte nicht gegeben werden dürfen (Abseits). Bis zum Gegentor und auch danach solide. Note: 3,5 © imago sportfotodienst
Marcel Schmelzer: Dortmunds linker Verteidiger machte seine Seite dicht und ließ dem ehemaligen Duisburger Änis Ben-Hatira kaum Platz zur Entfaltung.
Marcel Schmelzer: Dortmunds linker Verteidiger machte seine Seite dicht und ließ dem ehemaligen Duisburger Änis Ben-Hatira kaum Platz zur Entfaltung. © imago sportfotodienst
Vor allem in der zweiten Halbzeit Dortmunds bester Mann, betrieb hohen Aufwand. 
Note: 2
Vor allem in der zweiten Halbzeit Dortmunds bester Mann, betrieb hohen Aufwand. Note: 2 © imago sportfotodienst
Sven Bender (bis 80.): In der ersten Halbzeit unauffällig, mit großem Aktionsradius. Nach dem Pausentee mit starken Pässen auf Barrios und Götze.
Sven Bender (bis 80.): In der ersten Halbzeit unauffällig, mit großem Aktionsradius. Nach dem Pausentee mit starken Pässen auf Barrios und Götze. © imago sportfotodienst
Verließ aus taktischen Gründen den Platz.
Note: 3
Verließ aus taktischen Gründen den Platz. Note: 3 © imago sportfotodienst
Nuri Sahin: Borussias Denker und Lenker sah schon früh den gelben Karton, der ihn in den Zweikämpfen etwas blockierte.
Nuri Sahin: Borussias Denker und Lenker sah schon früh den gelben Karton, der ihn in den Zweikämpfen etwas blockierte. © imago sportfotodienst
Musste umso mehr auf sein Timing vertrauen, und das gelang dem Mittelfeldmann gut. In Hälfte zwei stark.
Note: 2,5
Musste umso mehr auf sein Timing vertrauen, und das gelang dem Mittelfeldmann gut. In Hälfte zwei stark. Note: 2,5 © imago sportfotodienst
Robert Lewandowski (bis 61.): Der Pole erhielt wieder den Vorzug vor seinem Landsmann Blaszczykowski.
Robert Lewandowski (bis 61.): Der Pole erhielt wieder den Vorzug vor seinem Landsmann Blaszczykowski. © imago sportfotodienst
War bemüht, konnte aber nur wenige seiner Bälle ordentlich weiterverarbeiten. Wurde in der 61. Minute ausgewechselt.  
Note: 4
War bemüht, konnte aber nur wenige seiner Bälle ordentlich weiterverarbeiten. Wurde in der 61. Minute ausgewechselt. Note: 4 © imago sportfotodienst
Mario Götze: Der Youngster war bemüht und ging mit offenem Visier in seine Power-Dribblings. Blieb aber häufig beim zweiten oder dritten Mann hängen.
Mario Götze: Der Youngster war bemüht und ging mit offenem Visier in seine Power-Dribblings. Blieb aber häufig beim zweiten oder dritten Mann hängen. © imago sportfotodienst
Machte in der Nachspielzeit fast den Ausgleich, doch Katarr kratzte den Billardschuss von der Linie. Hatte auch nach Wiederanpfiff den Ausgleich auf dem Fuß (48., 68.). Offensiv Dortmunds Bester, vor allem in Durchgang zwei sehr stark.
Note: 2,5
Machte in der Nachspielzeit fast den Ausgleich, doch Katarr kratzte den Billardschuss von der Linie. Hatte auch nach Wiederanpfiff den Ausgleich auf dem Fuß (48., 68.). Offensiv Dortmunds Bester, vor allem in Durchgang zwei sehr stark. Note: 2,5 © imago sportfotodienst
Kevin Großkreutz: War wie immer ein Aktivposten, fleißig und voller Tatendrang.
Kevin Großkreutz: War wie immer ein Aktivposten, fleißig und voller Tatendrang. © imago sportfotodienst
Strahlte aber letztlich kaum Torgefahr aus.
Note: 3,5
Strahlte aber letztlich kaum Torgefahr aus. Note: 3,5 © imago sportfotodienst
Lucas Barrios (bis 77.): Der Doppeltorschütze aus dem Sieg gegen Hannover hatte einen schweren Stand gegen Hamburgs Innenverteidiger.
Lucas Barrios (bis 77.): Der Doppeltorschütze aus dem Sieg gegen Hannover hatte einen schweren Stand gegen Hamburgs Innenverteidiger. © imago sportfotodienst
Versuchte, Raum und Lücke zu finden, scheute auch das Eins-gegen-Eins nicht, war aber meist zweiter Sieger. Pech bei seinem Knaller unter die Latte.
Note: 3
Versuchte, Raum und Lücke zu finden, scheute auch das Eins-gegen-Eins nicht, war aber meist zweiter Sieger. Pech bei seinem Knaller unter die Latte. Note: 3 © imago sportfotodienst
Jakub Blaszczykowski (ab 61.) Kam für seinen Landsmann und führte sich mit einem katastrophalen Fehlpass ein.
Jakub Blaszczykowski (ab 61.) Kam für seinen Landsmann und führte sich mit einem katastrophalen Fehlpass ein. © imago sportfotodienst
In der Nachspielzeit wurde
In der Nachspielzeit wurde "Kuba" zum Match- bzw. Punktwinner der Partie. Note: 2 © imago sportfotodienst
Mohamed Zidan (ab 77.): Der ehemalige Hamburger wurde bei seiner Einwechslung lautstark ausgepfiffen.
Mohamed Zidan (ab 77.): Der ehemalige Hamburger wurde bei seiner Einwechslung lautstark ausgepfiffen. © imago sportfotodienst
Ohne Note.
Ohne Note. © imago sportfotodienst
Patrick Owomoyela (ab 80.): Der
Patrick Owomoyela (ab 80.): Der "Hamburger Junge" kam für die letzten zehn Minuten und orientierte sich weit nach vorne. © imago sportfotodienst
Köpfte einmal auf das Tor von Frank Rost (86.): Ohne Note.
Köpfte einmal auf das Tor von Frank Rost (86.): Ohne Note. © imago sportfotodienst
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Bei der Borussia ist man im Fall Sahin nicht mit sich selbst zufrieden. Zumindest das Gros der auf den ersten Titel seit dem Jahr 2002 zustrebenden Mannschaft wird man zusammenhalten können. Wer kaufen wollte, der müsste auf den Markt gehen und die Preise zahlen, die der Erfolg der vergangenen Monate sprunghaft nach oben getrieben hat. Bei Sahin aber konnte die Ausstiegsklausel weder vermieden noch zurückgekauft werden: „Das ist uns zugegebenermaßen nicht gelungen“, räumt Watzke ein.

Sicher ist also: Der Spieler befindet sich in einem Nachdenkensprozess. Die Perspektive Champions League sollte für den BVB sprechen. Die Mannschaft, die eine tatsächliche Gemeinschaft und noch so jung ist, dass sie etwas ganz eigenes aufbauen kann. Und seine langjährige Vereinszugehörigkeit. Und die Nähe zu seiner Familie. Nicht zuletzt die neue Regel von Europas Fußball-Union zum finanziellen Fairplay. Ab 2013 ist es Klubs verboten, mehr zu verpulvern, als sie einnehmen. Angekündigt sind harte Überprüfungen. Wie es um die Zukunft von Megaschuldenklubs wie Madrid und Manchester bestellt ist, lässt sich also ungefähr bestimmen..