Dortmund. .

Ob Mario Götze am Samstag im Heimspiel ge-gen den VfB Stuttgart (15.30 Uhr) überhaupt würde mitwirken können, war lange nicht sicher. Eine Bronchitis hatte ihn bis Mitte der Woche ausgebremst. Gestern nun hat er das Abschlusstraining komplett absolviert; und ist damit ein Kandidat für die Startelf. In aller Munde ist der Aufsteiger der Hinrunde auch zu Beginn der Rückrunde ohnehin.

Drei eigene Treffer und sechs weitere Torbeteiligungen sind für den 18-Jährigen nach 17 Einsätzen notiert. Garniert werden diese Zahlen mit einem Notenschnitt von 2,46 – Götze ist hier in die Be-reiche von Nuri Sahin vorgestoßen. Dekoriert wird er da-für mit Lobeshymnen. Nach seinem starken Auftritt in Le-verkusen, wo er erstmals in der Bundesliga zentral hinter der Spitze zum Einsatz kam, ha-ben selbst DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und Bundestrainer Joachim Löw auf der Klaviatur der Komplimente höchste Töne angeschlagen. Ein kometenhafter Aufstieg.

„Das ging schon alles sehr schnell.“ Gesagt, festgehalten, hat Mario Götze diesen Satz in Jerez. Im Hotel Montecastillo hatte man auf Grund der Nachfrage eigens für ihn zur Pressekonferenz geladen. Der 18-Jährige saß allein oben auf dem Podium – und davor 30 Journalisten, die jedes einzelne seiner Worte aufsaugten. Ein Ausdruck des gestiegenen Stellenwertes. Ziemlich genau ein Jahr zuvor, im Wintertrainingslager 2010 in Marbella, hatte Götze noch gemeinsam mit den ebenfalls veranlagten Julian Koch (der in Duisburg reift) und Marc Hornschuh so-wie ganzen zwei Reportern auf einer Couch gesessen.

Dazwischen liegt ein Jahr, „in dem einiges auf mich eingeprasselt ist“. Ein Jahr, in dem er erst Stammspieler beim unangefochtenen Tabellenführer der Bundesliga wurde; und dann erstmals in der Europa League und nur zwölf Monate nach seinem Profi-Debüt für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auflief. Nicht „unter ferner liefen“, sondern als Hauptdarsteller; als zweifacher Torschütze in Lwiw, und als einziger Lichtblick beim mauen 0:0 in Schweden.

Highlights für einen jungen Fußballer. Bei der Verarbeitung und Einordnung derselben helfen ihm vor allem zwei Umstände. Erstens sein Um-feld – „dazu gehören meine Fa-milie, mein Berater und meine Freunde, die immer für mich da sind“. Und zweitens die be-hutsame Aufbauarbeit unter Trainer Jürgen Klopp.

Der hatte vom ersten Augenblick an die Tage gezählt, bis er diesen damals 17-Jährigen no-minieren können dürfe, ohne verantwortungslos zu handeln – der hatte aber eben auch die nötige Geduld, um einem weiteren Raubbau an Götzes Körper bestmöglich vorzubeugen. Dieser Körper müsse mit den Anforderungen wachsen. Das sei grundlegende Bedingung. Sagte Klopp im vergangenen Sommer. Im Winter antwortete Götze: „Dieses halbe Jahr vor der ersten echten Profisaison hat mir richtig gut getan.“

Heute versucht der 18-Jährige täglich gemeinsam mit Athletiktrainer Oliver Bartlett an seiner Physis zu arbeiten. Doch auch im fußballerischen Bereich sieht er, der den Ball behandelt als habe er Pattex an den Schuhen, noch Verbesserungspotenzial. „Es gibt einiges, was ich verbessern kann. Vor allem den schwächeren Fuß und das Kopfballspiel.“

Auch der Hochbegabte hat jenes Streben nach Perfektion, das derzeit so vielen Dortmundern innewohnt, verinnerlicht. Mario Götze ist gewissermaßen der Komet unter Bo-russias Sternen. Er strahlt am hellsten. Es gibt allerdings keine Anzeichen dafür, dass er alsbald verglühen wird. Und das ist ein Glück.