Dortmund. .
Nach dem fulminanten Rückrundenstart blieb BVB-Trainer Jürgen Klopp unaufgeregt. Innenverteidiger Neven Subotic sprach das aus, was in Dortmund viele denken: „Wir können uns nur noch selbst schlagen.“
Jürgen Klopp redete genau zwei Minuten und 44 Sekunden. Borussias Trainer sprach von zunächst fehlender Konsequenz im Abschluss, später dann über eine Spielentwicklung, eine Dominanz und eine Absicherung der eigenen Angriffe, „die in neun von zehn Fällen in Ordnung war“. Klopp dozierte. Er analysierte. Und er kritisierte. Sachlich. Unaufgeregt. Nüchtern. Auch in diesem Moment, auch kurz nachdem seine Mannschaft mit Bayer Leverkusen den ärgsten Verfolger auf dem Weg zur Meisterschaft in dessen Einzelteile zerlegt hatte. Warum auch hätte der Trainer anderes tun sollen? Schließlich ist eben jene Herangehensweise die Basis des Dortmunder Erfolgs.
Rings um Klopp und den Klub gibt es seit diesem ersten Wochenende der Rückrunde indes kein Halten mehr. Wieder einmal hat der BVB eindrucksvoll seine eigene Stärke demonstriert. Nicht zum ersten Mal haben sämtliche Verfolger Schwäche gezeigt. Zwei gewichtige Gründe, die für die Borussia aus Dortmund sprechen.
Manch einer war sich nicht sicher, wie sich das Fehlen Shinji Kagawas (8 Saisontore) auswirken würde. Als dann auch noch klar war, dass Lucas Barrios (ebenfalls acht Saisontore) nicht für die Startelf in Betracht kommen würde, dürften sich die ersten Widersacher vor Vorfreude die Hände gerieben haben. Zu früh gefreut! Denn es ist eine, vielleicht die Qualität dieser jungen Mannschaft, dass der eine für den anderen einsteht. Das klingt romantisch, ist aber so.
In Leverkusen war es Kevin Großkreutz, der der Borussia mit zwei Treffern den Weg ebnete. Also ausgerechnet der Spieler, der am Ende der Hinrunde plötzlich der nach Noten schwächste Dortmunder war; und der, seien wir ehrlich, auch in der BayArena in Hälfte eins nicht gerade die Sterne vom Himmel gespielt hat. Eine Geschichte, die viel erzählt über den BVB 2011. Eine, die von der Mitte berichtet, die die Borussen gefunden haben.
Die innere Mitte, die hilft, mit all den äußeren Einflüssen umzugehen. Und die Mitte auf dem Spielfeld, die selbst den Ausfall der beiden besten Torschützen erlaubt. In der Mitte spielen beim BVB mit Neven Subotic und Mats Hummels die im Duo zuverlässigsten Innenverteidiger der Liga, davor mit Nuri Sahin und Sven Bender die besten zentral-defensiven Mittelfeldspieler, und wiederum davor mit Großkreutz, Mario Götze und Jakub Blaszczykowski drei Offensivakteure, die Trainer Klopp nahezu nach Belieben zueinander stellen kann. Nicht zu vergessen: die zweite Reihe. Als es für Bender („Im Knie hat’s knack gemacht“, Kernspin-Untersuchung am Montag) nicht mehr weiterging, kam Antonio da Silva – und machte einfach da weiter, wo der Kollege zuvor aufgehört hatte.
„Es lag jedenfalls keinesfalls an den Leverkusenern“, hielt Subotic fest. „Es lag an uns. Wir haben denen das Spiel aus den Händen genommen.“ Bei all diesen Vorzügen ist der folgende dennoch der entscheidende: „Nach dem 3:0“, sagt Mats Hummels, „haben wir zu locker agiert. Das hätten wir souveräner runterspielen können.“ Der 22-Jährige ist kein Stinkstiefel, er ist nur selbstkritisch. Das zeichnet ihn und seine Mitspieler aus – anderen geht diese Eigenschaft ab.
Aus dem Verfolgerfeld hat nur Hannover gewonnen
Aus dem Verfolgerfeld hat am ersten Spieltag der Rückrunde einzig Hannover (3:0 in Frankfurt) gewonnen. 96 ist neuer Zweiter, hat aber nach wie vor zwölf Punkte Rückstand auf Dortmund. Mainz hat in Stuttgart die dann doch schon siebte Niederlage kassiert. Und die Bayern, die wie Bayer zur großen Aufholjagd blasen wollten, haben nicht nur keinen Boden gut gemacht, sie haben weiter an Boden verloren. Ein Umstand, der mittlerweile seit Oktober Bestand hat.
Die Münchner stehen sich weiter selbst im Weg. Und die Leverkusener wurden im direkten Duell in die Schranken gewiesen. „Ich glaub“, sagt Neven Subotic, „wir können uns nur selbst schlagen.“ Pause. „Ja.“ Ja!