Belek. Lange war Kevin Großkreutz beim BVB gesetzt. Doch gegen Ende der Hinrunde fand sich der 22-Jährige öfters nur auf der Bank wieder. Nun will er seinen Stammplatz zurück - auch mit Blick auf die Nationalelf.

Kevin Großkreutz (22) hat einen Termin in seinem Kalender dick Rot markiert. Es ist der 9. Februar 2011. Länderspiel. In Dortmund. Deutschland – Italien. In Dortmund. Revanche fürs WM-Halbfinale 2006. In seinem Dortmund. Ein starker Wunsch. Ein Ziel. Eines, das der zweimalige Nationalspieler allerdings nur erreichen dürfte, wenn er zu Beginn der Rückrunde im Verein wieder regelmäßig über die volle Distanz spielt. Das war am Ende der Hinrunde nicht mehr der Fall. Eine neue Erfahrung.

„Auf jeden Fall. Ich habe ein Jahr lang durchgespielt. Dann saß ich gegen Gladbach das erste Mal auf der Bank.“ Am 27. November war das. Und gleich im folgenden Heimspiel gegen Werder Bremen wiederholte sich dieses Szenario. „Natürlich ist man dann nicht zufrieden.“ Schließlich will man, will er, immer spielen. „Aber“, sagt Großkreutz, „der Trainer hat so entschieden. Und ich hatte vorher auch nicht gut gespielt.“

Nach Noten der Schwächste

Eine treffende Selbsteinschätzung. Zwar kam der 22-Jährige unterm Strich in allen 17 Hinrunden-Spielen zum Einsatz, stand 1197 von 1530 maximal möglichen Minuten auf dem Platz und erzielte dabei vier Tore, mit einem Schnitt von 3,41 war der Dortmunder Junge jedoch der nach Noten schwächste Borusse innerhalb einer in ihrer Gesamtheit überragenden Mannschaft.

Bedenken, dass sich Jürgen Klopp auch in der Rückrunde häufiger für die Flügelzange Götze/Kuba und damit gegen Großkreutz entscheiden könnte, hat dieser aber nicht. „Das kann passieren, ich glaube es aber nicht. Denn ich gebe hier im Trainingslager alles, in jedem einzelnen Training und in den Testspielen. Ich bin bei 100 Prozent – wie immer.“

Dieser Eindruck kann bestätigt werden. Bei der gestrigen Ausdauereinheit (Tempoläufe mit Ball am Fuß und plötzlichen Richtungswechseln) heimste Großkreutz, der in den meisten Spielen am meisten von allen Dortmundern läuft, immer wieder Extralob von Co-Trainer Zeljko Buvac ein.

Besuch bei Dede

Kraft getankt hat er nach einer kraftraubenden Hinrunde in Brasilien. Großkreutz war bei Dede. „Erst bei ihm Zuhause in Belo Horizonte, und dann sechs Tage in Rio.“ Ein Trip, den der Dortmunder schon im vergangenen Sommer hatte machen wollen, ehe ihm eine Operation einen Strich durch die Rechnung machte.

Brasilien findet Großkreutz gut, fasziniert indes ist er eher vom dienstältesten Borussen. Als der in der Lobby des Montecastillo ein Interview gibt, setzt sich Großkreutz einfach dazu. Er sagt nichts. Er lauscht nur. „Ich höre Dede gerne zu“, sagt er dann. Am liebsten, wenn der von früher erzählt – und von seinem Verhältnis zu den Fans.

Denen will sich Kevin Großkreutz am liebsten auch einmal hautnah im Nationaltrikot präsentieren. „Das wär natürlich richtig geil, wenn ich im Februar dabei wäre.“ Beim Länderspiel. Bei Deutschland – Italien. In Dortmund.