Dortmund. .

Der Tabellenführer der Bundesliga jagt von Rekord zu Rekord. Am Samstag kommt Werder Bremen zum Duell der Sympathieträger nach Dortmund.

Der Klub steht für Sturm und Drang, für begeisternden Offensivfußball und viele Tore. Es ist ein Verein, dem bei den eher neutralen Beobachtern und Liebhabern guten Fußballs in der Republik viele Sympathien zufliegen.

Die Rede ist von Werder Bremen. Zumindest von dem Werder Bremen, das in den letzten sechs, sieben Jahren auftrat. Am Samstag (18.30 Uhr) treffen die augenscheinlich müde gewordenen Bremer ihre legitimen Nachfolger – Borussia Dortmund. Das Heim-Duell des BVB mit dem Nordklub könnte ein Spektakel bieten: Nur drei der insgesamt 90 Duelle endeten bisher torlos. Und die Rekord-Borussen der Saison 2010/2011 blieben ohnehin erst einmal ohne eigene Treffer: beim 0:2 gegen Bayer Leverkusen. Am ersten Spieltag. Im warmen August.

Seither aber brechen die Dortmunder in der Rubrik „Rekorde“ eine Bestmarke nach der anderen. Das 2:0 in Nürnberg war der achte Auswärtssieg in Serie. Das gab es ebenso wenig in einer Bundesliga-Saison wie einen Tabellenführer, der nach 15 Spieltagen 40 Punkte hatte. Mit zwei Siegen aus den verbleibenden Spielen kann der BVB jetzt den 44-Punkte-Hinrunden-Rekord des FC Bayern knacken.

Zudem war die Elf von Nürnberg mit neun U-23-Spielern und einem Durchschnittsalter von 22 Jahren und drei Monaten die jüngste BVB-Mannschaft der Bundesliga-Geschichte. Daran wird sich auch zukünftig kaum etwas ändern. Denn die Dortmunder setzten, trotz Doppelbelastung mit der Europa League, wie kein anderes Team der Liga auf personelle Konstanz.

Während etwa andere Vereine ihre Abwehr wöchentlich durchmischen (müssen), hat der BVB den stabilsten Defensiv-Verbund der Liga. Torwart Roman Weidenfeller, Mats Hummels, Neven Subotic und Marcel Schmelzer aus der Viererkette sowie der defensive Mittelfeldspieler Nuri Sahin sind bislang immer gemeinsam aufgelaufen. Der Sahin-Partner Sven Bender fehlte nur einmal in dieser Achse der Guten. Das Ergebnis ist bekannt: Neun Gegentore in 15 Spielen und die wenigsten zugelassenen Torschüsse.

Diese Werte sind ebenso ligaspitze wie die Offensive, in der der Tabellenführer mit dem Bestwert von 37 Treffern notiert wird (und damit satte acht Tore vor dem Zweitbesten). Während sich die Gegner vergangene Saison auf Torjäger Lucas Barrios konzentrieren konnten, glänzen jetzt auch andere Dortmunder wie Shinji Kagawa (7 Tore/1 Vorlage) Kevin Großkreutz (4/3), Mario Götze (2/6), Jakub Blaszczykowski (2/3), Nuri Sahin (3/6) oder Robert Lewandowski (5/0). Sie geben fast 20 Torschüsse pro Spiel ab (Liga-Bestwert) und machen den BVB schwer berechenbar. Vor allem schwer zu fassen: Über 120 Kilometer spult das Team pro Spiel ab, Rekordläufer Kevin Großkreutz nähert sich längst Halbmarathon-Werten. Der BVB-Erfolg ist also auch statistisch abzuleiten – und selbst Trainer Jürgen Klopp gesteht inzwischen auf die Frage, ob sein BVB nun Titelanwärter ist: „Ja, vermutlich.“

Intern aber wird der Coach offenkundig deutlicher: „Jürgen Klopp hat der Mannschaft und dem Verein eine Gewinnermentalität eingeimpft, die zuletzt verloren gegangen war“, hat der BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke beobachtet. Das allerdings klingt nicht nach neuen Bremern – sondern verdächtig nach den alten Bayern.