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Borussia Dortmund hat mehr Punkte geholt als Schalke 04 und Bayern München zusammen. Die Bürde des Titelfavoriten trägt der BVB bis ins Jahr 2011. Ein Kommentar.
„Auch eine erkaltete Liebe ist jeder Zeit neu zu entfachen“, schrieb jüngst die „Die Zeit“ über die Fans des FC Schalke. Genau dies trat am Samstag ein, nachdem die Anhänger ihre Mannschaft in bewundernswerter Manier unterstützt hatten. Euphorisiert verließen die Fans nach dem 2:0 die Arena. Sie hatten sich das gute Gefühl redlich verdient.
Was passiert wäre, wenn die Bayern eine ihrer Chancen genutzt hätten? Egal. Fußball ist ein Ergebnissport, kein Fall für den Konjunktiv. Am Ende steht ein Sieg gegen wankende Bayern, etwas Luft zu den Abstiegsplätzen und die Hoffnung auf bessere Zeiten. Wie nachhaltig das Glücksgefühl ist, wird sich allerdings erst am kommenden Sonntag in Mainz erweisen.
Schließlich sagt das 2:0 mehr über den Verlierer aus als über den Sieger. Es war erschreckend, wie die Münchner nach dem 0:1 in sich zusammen fielen und sich fast demütig in die Verlierer-Rolle fügten. Die stete Angst vor einer Aufholjagd des FC Bayern lässt sich nur aus der Geschichte erklären, nicht aus der Realität. In Wirklichkeit geht es für den Klub nur noch darum, mit Platz zwei oder drei das Ticket für die Champions League zu lösen. Denn im Jahr 2012 will der FC Bayern mit aller Macht im Finale der Königsklasse stehen – in der eigenen Arena.
So weit denkt bei Borussia Dortmund zu Recht niemand. Vielmehr hat sich die BVB-Führungsriege wochenlang in Bescheidenheitsadressen und Beschwichtigungsversuchen geübt. Angesichts von nun 40 Punkten auf der Habenseite kann man ihnen beruhigt zurufen: Herzlichen Glückwunsch, der Klassenerhalt ist geschafft. Jetzt darf sich der Klub auch öffentlich neue Ziele setzen. Ein Blick auf die Tabelle weist die Richtung – zehn Zähler Vorsprung auf den Tabellenzweiten Mainz. Den Rest der Verfolger-Troika bilden Leverkusen und Hannover. Noch Fragen?
Die Dortmunder können sich dagegen wehren und weiterhin Kleinstbrötchen backen – aber die Bürde des klaren Titelfavoriten wird der Herbstmeister nun bis ins Jahr 2011 tragen. Zu überragend sind die Leistungen, zu deutlich ist das Resultat. Ein Beispiel gefällig? Der BVB hat nun mehr Punkte als der FC Bayern und Schalke 04 – zusammen.