Dortmund.

Pokalspiele bei unterklassigen Gegnern waren für die Dortmunder Borussen selten vergnügungssteuerpflichtig. Exakt vor einem Jahr, am 27. Oktober 2009, verloren sie im Achtelfinale trotz deutlicher Überlegenheit mit 2:3 beim damaligen Drittligisten VfL Osnabrück – die BVB-Profis sollten also erahnen können, was sie am Mittwoch (20.30 Uhr) bei Kickers Offenbach erwartet, dem Tabellenführer der dritten Liga.

BVB-Trainer Jürgen Klopp, der Nuri Sahin und Marcel Schmelzer trotz leichter Blessuren einsetzen kann, hat im Trikot von Mainz 05 selbst mehrfach auf dem berüchtigten Bieberer Berg gespielt, der mit 26 500 Fans, darunter 5000 Dortmundern, ausverkauft sein wird: „Da herrscht eine außergewöhnliche Atmosphäre, wir müssen uns auf ein intensives Spiel einstellen.“

Der Gegner wird von einem prominenten Trio geführt: Trainer Wolfgang Wolf, Präsident Dieter Müller und Manager Andy Möller haben eine Mannschaft mit Aufstiegs-Ambitionen zusammengestellt. „Eigentlich haben wir gegen Dortmund keine Chance“, meint Wolf und fügt scheinbar paradox hinzu: „Vielleicht ist das unsere Chance.“

Von Euphorie getragen

Der Trainer hofft eben darauf, dass der Große den Kleinen unterschätzen könnte. Darauf setzt auch Möller. Fast neun Jahre lang kickte er für den BVB. Der 43-Jährige spricht von „wunderschönen Erinnerungen“, aber aktuell würde er sich natürlich freuen, „wenn wir den BVB ein bisschen ärgern könnten“. Das Spiel müsste dazu „ungemütlich“ werden und die Einstellung des Favoriten beeinflussen: „Eigentlich braucht Dortmund den DFB-Pokal nicht. Die sollen sich auf Bundesliga und Europa League konzen-trieren, da sind die Aufgaben spannender. Der DFB-Pokal lenkt nur ab und kostet Kraft.“

Grundsätzlich hält er die Borussen aber für übermächtig: „Dortmund wird von der Euphorie getragen. Vielleicht fehlt der Mannschaft noch ein Tick Erfahrung. Aber das kann man mit Mut und Unbekümmertheit bewältigen.“

Im Rückblick schwärmt Möller vor allem vom Gewinn der Meisterschaft mit dem BVB 1995: Emotional sei dieser Titel für ihn „das Maß aller Dinge“ gewesen: „Ich bin auf den Händen über den Rasen getragen worden. Am Ende hatte ich nur noch meine Unterhose an.“