Dortmund. 0:1! Der FC Schalke 04 siegt in Dortmund. Der Held des 134. Revierderbys heißt Jefferson Farfan. Der Peruaner erzielt in Minute 30 das Tor des Tages für die Schalker.
„Hier, in der Höhle des Löwen, zu gewinnen, ist für unsere Fans natürlich das Größte“, sagte Schalkes Sportchef Felix Magath nach der Partie. Er selbst hatte relativ schnell wieder Normalpuls. „Für uns“, analysierte er nüchtern, „sind es drei Punkte mehr auf dem Konto. Die haben wir auch gebraucht, nachdem wir das letzte Heimspiel verloren hatten.“ In der Fremde aber ist Schalke weiter ungeschlagen, hat bereits die Auswärtspunkte acht bis zehn geholt.
Der BVB indes wartet noch immer auf den ersten Bundesligasieg seit dem 8. August (1:0 gegen Köln). „Eine schwierige Situation“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp in der Pressekonferenz. „Wir sind maßlos enttäuscht über das Ergebnis. Es hat nicht gereicht. Damit müssen wir jetzt umgehen.“
Zweieinhalb Stunden zuvor: Vor 80.522 Zuschauern treten beide Kontrahenten personell und nominell in exakt derselben Formation an wie in den jeweiligen DFB-Pokal-Duellen am Dienstag zuvor. Heißt: Im 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld und genau jenen elf Protagonisten, die Karlsruhe bzw. Bochum mit 3:0 besiegt hatten. Ein Novum. Für beide. Im neunten Pflichtspiel der Saison.
In einer lange von der Taktik geprägten ersten Halbzeit ist Borussia mit der insgesamt reiferen Spielanlage die deutlich aktivere Mannschaft. Der BVB ist erkennbar bemüht, über kontrolliertes Kurzpassspiel Sicherheit in die eigenen Reihen zu kriegen – und setzt damit zunächst zwei Kernvorgaben von Trainer Jürgen Klopp 1:1 um. Erstens, um die „Spielentwicklung konsequent zu kämpfen“, indem man, zweitens, „nicht wahnsinnig häufig den Ball nach vorne drischt, sondern Fußball spielt.“
„Wir sind sehr gut ins Spiel reingekommen, haben es sofort kontrolliert“, sagt Klopp später. Der Lohn? Drei Großchancen durch den enorm einsatzfreudigen Lucas Barrios. Der bricht in Minute 14 zunächst in den Strafraum ein, setzt sich klasse gegen Marcelo Bordon durch, scheitert aber an Manuel Neuer. Keine 120 Sekunden später findet der Neuzugang aus fünf Metern seinen Meister erneut im Schalker Schlussmann.
In Minute 26 zieht Barrios aus 18 Metern ab – und beginnt Sekundenbruchteile später zu jubeln. Tor! 1:0 für den BVB. Dachten viele. Der abgefälschte Ball von Barrios springt von der Unterkante der Latte auf den Boden. Zweimal. Allerdings: Zweimal wohl nicht mit vollem Umfang hinter die Torlinie. Schiedsrichter Wolfgang Stark jedenfalls entscheidet sofort auf Weiterspielen.
Schalke indes schaute sich die Bemühungen der Borussia an. Wartete ab. Spielte nüchtern. Sachlich. Bis zur 30 Minuten: Dann treibt Levan Kenia das Leder durchs Mittelfeld, nimmt Halil Altintop mit, der direkt in die Mitte passt, wo Jefferson Farfan mühelos einnetzt. 0:1! Schockstarre auf der Südtribüne. Es war die erste nennenswerte Offensivaktion der Schalker.
Erste Erinnerungen an das Bayern-Spiel keimen auf. Auch dort hatte der BVB in bemerkenswert kontrollierten 30 Anfangsminuten alles im Griff – und vergeigte am Ende bekanntlich 1:5. Aber nicht gegen Schalke. Nicht im Derby. „Beide haben sehr engagiert gespielt“, bilanzierte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff zur Halbzeit. Pause. Zeit zum Durchatmen.
Denn direkt nach Wiederanpfiff brennt die Luft im Signal Iduna Park. „Da ist es ein wildes Spiel geworden“, sagt Klopp, „eben ein richtiges Derby.“ Momo Zidan zieht in Minute 50 vom Strafraumeck ab. Neuer hält. Tinga köpft. Latte. Hajnal köpft. Tor! 1:1. Nein! Wieder nicht. Wieder erstickt der schwarzgelbe Jubel im Keim. Abseits. Eine korrekte Entscheidung. Doch jetzt ist der BVB drauf und dran. Zidan schießt aus der zweiten Reihe – drüber (59.).
Klopp bringt erst Nelson Valdez und Kevin Großkreutz für Barrios und Hummels (62.), später dann mit Dimitar Rangelov (für Hajnal, 75.) auch seinen vierten Stürmer. Drüben hat Altintop die Vorentscheidung auf dem Fuß. Schießt aber drüber (68.), und wird kurz drauf durch Gerald Asamoah ersetzt. In Minute 74 pariert Weidenfeller glänzend gegen den ebenfalls eingewechselten Vicente Sanchez – und hält den BVB damit im Spiel.
Rudelbildung nach dem Abpfiff
Doch dann rinnen die Minuten dahin. Ohne zwingende Chance für den BVB. „Vielleicht“, sagt Patrick Owomoyela, „haben wir bei sehr viel Ballbesitz zu wenig Torgefahr ausgestrahlt.“ Und deshalb heißt der Held des 134. Revierderbys Jefferson Farfan. Er hatte in Minute 30 den 1:0-Siegtreffer für Schalke erzielt. „Das“, sagt Owomoyela, „ist das Bitterste, was passieren konnte.“ Und Tamas Hajnal fügte an: „Jetzt muss es weitergehen – irgendwie.“ Wie, sagte der Ungar aber nicht.
Nachspiel: Die Rudelbildung nach dem Abpfiff soll nach Dortmunder Darstellung Manuel Neuer ausgelöst haben. Der Schalker Torwart soll beim Jubellauf hinüber zu den königsblauen Fans mit dem Ellenbogen Kevin Großkreutz getroffen haben. In erster Erregung unterstellten die Borussen Absicht.