Dortmund. Schalke-Trainer Felix Magath stürzt Borussia Dortmund und Trainer Jürgen Klopp durch den 1:0-Sieg im Revierderby endgültig in die Krise. Während der Zauber von Klopp verflogen zu sein scheint, mischt Magath mit jungen, frischen Kräften den Pott auf.
Ist der Zauber von Jürgen Klopp schon in seinem zweiten Jahr beim BVB verflogen? Während die Borussen-Profis sich nach der Derby-Pleite erstmals seit Klopps Amtsantritt nicht mehr in die Fan-Kurve trauten und vor der „gelben Wand“ zurückschreckten, war auf der anderen Seite Party-Time zwischen den königsblauen Spielern und ihren Anhängern angesagt. Und sagte Klopps Miene mehr als tausend Worte, so tat Felix Magath das, was er nach Triumphen am liebsten tut: Auf die Euphoriebremse treten und wortreich mahnen, dass noch nichts erreicht sei und der weitaus größere Teil des Weges noch vor ihm und seinen Spielern liege.
Das ist allerdings glatte Tiefstapelei. Denn obwohl die Tabelle in diesem frühen Stadium der Saison natürlich bloß eine Momentaufnahme ist, hat Magath doch in kürzester Zeit etwas erreicht, was mehr zählt als die ansehnlichen 13 Punkte aus sieben Spielen: Eine Wiederbelebung der Beziehung zwischen Fans und Verein, die manche Schalke-Kritiker nach der letzten Saison schon auf der Intensivstation wähnten.
Belastungsprobe in Dortmund
Das System Magath – mit jungen, frischen Kräften den Kader aufzumischen und damit auch bisherigen Stammspielern, die es sich bequem gemacht hatten, wieder Beine zu machen – konnte auch in Dortmund eindrucksvoll besichtigt werden. Kurios: Mit ähnlichen Methoden hatte vor einem Jahr auch Klopp in Dortmund für Aufbruchstimmung und eine neue Allianz zwischen Fans und Mannschaft gesorgt, die jetzt durch Magaths Coup ihrer bisher härtesten Belastungsprobe unterzogen wird.
Während der Wolfsburger Meistermacher, der auf Schalke keinen Stein mehr auf den anderen ließ, nach diesem zuvor als richtungsweisend eingestuften Derby vor allem damit beschäftigt sein wird, die jetzt womöglich in den Himmel wachsenden Erwartungen (die dieser Kader noch nicht erfüllen kann!) zu dämpfen, steht Klopp vor der vielleicht schwierigsten Herausforderung seiner Karriere. Die erste kritische Phase in der vergangenen Saison, als der BVB mit einer Endlos-Serie von Unentschieden die Anhänger zu ermüden begann, hatte er noch eindrucksvoll durch eine fulminante Rückrunde gemeistert.
Damals half auch die Rückendeckung durch die BVB-Führung, die demonstrativ den Vertrag mit dem Coach vorzeitig verlängerte. Auch diesmal gibt es keine Hinweise darauf, dass Hans-Joachim Watzke die Nerven verliert. Aber der Mann versteht zuviel vom Fußball, um nicht zu wissen, wie schnell man im Fußball in eine Abwärtsspirale geraten kann. Weil es aber zu Klopp keine Alternative gibt, kann es für die Borussia nur heißen: gemeinsam aus der misslichen Lage herauszukommen.