Dortmund. Nach seinem letzten Heimspiel in Dortmund blickt Marco Reus nach vorne. Zunächst auf das Champions-League-Finale. Aber was kommt dann?

Zwei Stunden dauerte es, bis Marco Reus die Zeremonie überstanden hatte und sich unter der Osttribüne des Dortmunder Stadion eingefunden hat. Da war erst die emotionale Verabschiedung von den Fans, samt Gang hinauf über die heiligen Stufen der Südtribüne auf das Vorsängerpodest, um sich Applaus abzuholen – und das beliebte Europapokal-Lied von Borussia Dortmund anzustimmen. Dann eine Ehrenrunde durch das Stadion. Ein Interview-Marathon vor den TV-Kameras. Dann eine lange Dusche, um das Erlebte zu erarbeiten. Und schließlich noch der Besuch bei den schreibenden Journalisten, und wer Reus kennt, weiß, dass der Abschluss nicht unbedingt sein liebster Termin war. Reus steht ja nicht gerne im Fokus der Aufmerksamkeit.

Der 4:0 (2:0)-Erfolg gegen Darmstadt 98, der emtionale Abschied von den Fans, die ihn seit zwölf Jahren besungen haben, das alles soll noch nicht das Ende einer intensiven Saison gewesen sein. Der 34-Jährige, dem immer wieder der Status des Unvollendeten verliehen wurde, kann tatsächlich noch den Champions-League-Pokal gewinnen. Am 1. Juni geht es in Wembley gegen Real Madrid. Wie kitschig.

BVB: Marco Reus spricht über das Champions-League-Finale

„Der Glaube muss in den nächsten Tagen wachsen, dass wir Geschichte schreiben können“, sagte Reus, der seine Erfahrungen mit Finals im legendären Londoner Stadion schon gemacht hat. Wie Mats Hummels stand er 2013 auf dem Rasen, als der BVB mit 1:2 den Bayer unterlag. Und natürlich wird Reus daher in den nächsten Tagen noch ein weniger häufiger der Ansprechpartner sein für seine Kollegen als er es in den vergangenen Jahren als Führungsspieler ohnehin schon gewesen ist. „Es ist etwas anderes, im Champions-League-Finale zu stehen. Es ist noch mal besonders, weil jeder da zuguckt“, befand Reus. „Es standen nicht viele im Finale aus unserem Kader, dementsprechend werden sie nervös sein, aber das ist nicht schlimm. Eher gut, weil es die Konzentration fördert.“ Er sei sich sicher, dass „wir sehr gefasst sein werden und auch sein müssen“, um gegen Real zu bestehen. Aber, so Reus, „das muss man genießen. Wenn man die Möglichkeit und Zeit hat, dann muss man einfach alles aufsaugen“.

Emotionale Bilder: Marco Reus (li.) wird von BVB-Trainer Edin Terzic geherzt.
Emotionale Bilder: Marco Reus (li.) wird von BVB-Trainer Edin Terzic geherzt. © Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto | Sebastian El-Saqqa

Am 2. Juni wird Marco Reus seinen letzten Arbeitstag beim BVB haben. Wenn alles glatt läuft, verbringt er ihn auf einem Bus, der ihn durch ein schwarz-gelbes Menschenmeer in der Dortmunder Innenstadt befördert. Am 30. Juni läuft der Vertrag aus. Was dann passiert? Offen.

BVB: Warum Marco Reus in die USA passen würde

Er wolle weiterspielen, „weil ich mich gut fühle und mir das auch zutraue“, so Reus. Vielleicht nimmt er endgültig Abschied vom Fußball in den USA. Das würde passen, ohne den großen Druck, wo er wie Lionel Messi auch mal in den Supermarkt gehen kann, ohne dass ihn Menschen belagern. Und mit seinen Qualitäten, der Ballbehandlung, der Abschlussstärke, dem Gefühl für die Räume, da könnte er in einer schwächeren Liga noch einmal glänzen. „Warten wir mal ab“, sagte Reus ganz grundsätzlich.

Dann verschwand er, am Abend gab es noch eine Party im Mannschaftskreis. Damit endete ein emotionaler Tag. „Mein Handy ist auf jeden Fall voll“, sagte Reus. „Ich werde auf jeden Fall alle Nachrichten lesen und beantworten.“

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