Paris. Der BVB kassiert in der Champions League bei PSG ein 0:2 (0:0). Beim Mitfavoriten kann Borussia Dortmund nur in der ersten Halbzeit mithalten.

Edin Terzic stand am Spielfeldrand und stützte das Kinn auf seiner Hand ab. Der Trainer von Borussia Dortmund grübelte an der Seitenlinie, ging dann einige Meter zurück zu seiner Bank, um sich mit seinen Assistenten Armin Reutershahn und Sebastian Geppert auszutauschen

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PSG - BVB 2:0

Den entscheidenden taktischen Clou fiel dem Trio in der Schlussphase des ersten Champions-League-Gruppenspiels bei Paris Saint-Germain nicht mehr ein, um doch noch Punkte im Prinzenpark zu sammeln. Vor 40.000 Zuschauern verlor der klar unterlegene BVB am Dienstagabend mit 0:2 (0:0). Ausnahmestürmer Kylian Mbappé (49./Handelfmeter) und der frühere Dortmunder Achraf Hakimi (58.) erzielten die Tore für PSG, das einen Start nach Maß in die Königsklassen-Saison hinlegte, an deren Ende die vom Emirat Katar finanzierte Milliarden-Auswahl nach vielen gescheiterten Versuchen endlich den Henkelpott in den Händen halten möchte.

BVB-Trainer Edin Terzic ändert sein System

Die Dortmunder hatten angekündigt, mit breiter Brust in Paris antreten zu wollen. Die Startelf aber gab einen Hinweis darauf, dass der Respekt vor den pfeilschnellen Angreifern des Hauptstadtklubs um Kylian Mbappé, den Ex-BVB-Profi Ousmane Dembélé und Randal Kolo Muani riesig gewesen war. Trainer Terzic probierte es mit einer Fünferkette bestehend aus Julian Ryerson, Nico Schlotterbeck, Mats Hummels, Niklas Süle und Marius Wolf. „Wir können mit dieser Aufstellung auf alles reagieren“, erklärte der 40 Jahre alte Terzic seinen Plan. „Wichtig ist, dass wie ihnen nicht die Räume geben, die sie haben wollen. Wir haben uns dabei etwas gedacht.“

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BVB-Verteidiger Mats Hummels (r.) versucht PSG-Superstar Kylian Mbappe zu stoppen.
BVB-Verteidiger Mats Hummels (r.) versucht PSG-Superstar Kylian Mbappe zu stoppen. © AFP

Auch an der Offensive tüftelte Terzic herum. Weder Sebastien Haller, der in dieser Saison von seiner Bestform weit entfernt ist, noch der zuletzt angeschlagene Niclas Füllkrug durften von Beginn an ran. Ohne echten Neuner, dafür mit einer Doppelspitze aus Karim Adeyemi und Donyell Malen, deren Stärken Terzic vor allem in Form von Kontern gegen das ballbesitzorientierte Paris ausnutzen wollte.

BVB: Marcel Sabitzer verletzt sich in der Anfangsphase

Der BVB konzentrierte sich von Beginn an auf die Defensive, gab jedoch den ersten Torschuss des Spiels ab. Malen dribbelte von der linken Seite in den Sechzehner und hatte dabei überraschend viel grünen Rasen vor sich. Der Abschluss des Niederländers geriet zu unplatziert, um Gianluigi Donnarumma in Schwierigkeiten zu bringen (14.). Wenige Sekunden zuvor musste Terzic seinen Plan leicht justieren: Mittelfeldspieler Marcel Sabitzer verletzte sich und wurde durch Felix Nmecha ersetzt.

Nmecha war erst kurz auf dem Platz, da bewies PSG, warum Terzics Warnung, keine Räume zuzulassen, gerechtfertigt war. Vitinha durfte unbedrängt aus 16 Metern schießen, setzen den Ball aber zu Dortmunds Erleichterung nur an den linken Innenpfosten. Die schwach in die Ligue-1-Saison gestarteten Gastgeber – nur acht Punkte aus fünf Spielen – wurde anschließend bestimmender, der BVB hingegen zu passiv, ab und zu sogar fahrig. Ohne Mittelstürmer fehlte zudem ohne Mittelstürmer die Entlastung – zur Halbzeit-Pause lagen die Pariser Ballbesitz-Werte bei 80 Prozent. Dortmund mauerte nur noch.

Der BVB steht in Paris stark unter Druck.
Der BVB steht in Paris stark unter Druck. © firo

Trotz drückender Überlegenheit der Franzosen rettete sich der BVB mit einem torlosen Remis in die Kabine. Daran hatte auch der zuletzt schwache Innenverteidiger Schlotterbeck mit einigen guten Grätschen seinen Anteil.

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All die Arbeit in Form von diszipliniertem Verteidigen war zwei Minuten nach Wiederanpfiff dahin. Dembélé stieß über rechts durch, flankte herein zu Mbappé, der gegen Süles ausgestreckten Arm schoss. Schiedsrichter Jesus Gil Manzano zeigte sofort auf den Punkt, auch die Videoassistenten revidierten die Entscheidung des Spaniers nicht mehr. Mbappé trat zum Strafstoß an, traf platziert neben den linken Pfosten zum 1:0 ins Netz (49.). Bitter für den BVB.

Was dann geschah, hatten sich die Schwarz-Gelben jedoch selbst zuzuschreiben. Vitinha und Hakimi kombinierten sich munter durch den Strafraum, am Ende ließ der Marokkaner Hummels aussteigen, Nmecha lief nicht hinterher und Kobel, der sich noch dem Rechtsverteidiger entgegenwarf, musste mitansehen, wie der Ball zum 2:0 einschlug (58.).

Der Gästeblock in Paris ist gut gefüllt. Wieder einmal wird der BVB in der Champions League von zahlreichen Fans unterstützt.
Der Gästeblock in Paris ist gut gefüllt. Wieder einmal wird der BVB in der Champions League von zahlreichen Fans unterstützt. © AFP

Das Spiel war entschieden. Viel zu schlampig geriet mal wieder der Dortmunder Spielaufbau, um noch einmal gefährlich zu werden. Stattdessen konterte PSG immer wieder gefährlich. Auf der Gegenseite traf der eingewechselte Jamie Bynoe-Gittens (79.) noch den Außenpfosten.

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Der Ausflug nach Paris ist missglückt, am Samstag reist der VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/Sky) ins Ruhrgebiet. Dann darf sich Terzic sicherlich nicht nur auf die Defensive fokussieren.

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