Dortmund. Zum Saisonstart sind in Dortmund fast alle Plätze vergeben. Nur auf einer Position dürfte es einen Härtefall geben.
Wenn Fußballern das Attribut "überraschend" zugeschrieben wird, ist das nur für einige ein Lob. Meist sind es ja die kreativen Offensivspieler, die etwas machen müssen, mit dem niemand rechnet, und schon mal gar nicht die Verteidiger. So reißt man Lücken, so leitet man Torchancen ein, die andere nutzen können.
Julian Ryerson überrascht bei Borussia Dortmund selten, eigentlich nur, wenn es um die Haarfarbe geht. Die war in diesem Sommer schon pink, jetzt ist sie blond, weshalb der Norweger wohl auch als Marco-Reus-Doppelgänger über die Runden käme. Betritt der 25-Jährige aber in seinem Hauptjob als Außenverteidiger den Fußballplatz, ist seine Arbeit vorhersehbar wie Weihnachten am Jahresende - und das soll ausdrücklich als Lob verstanden werden.
Julian Ryerson hat sich beim BVB gegen Marius Wolf durchgesetzt
Ryerson rennt. Nach vorne, nach hinten. 90 Minuten lang, wenn es eben sein muss. Er attackiert die Gegner früh, ist aggressiv in den Zweikämpfen. Weil der Nationalspieler diese Aufgabe so zuverlässig gemeistert hat in dieser Vorbereitung, hat er vor dem Bundesliga-Auftakt am kommenden Samstag gegen den 1. FC Köln (18.30 Uhr/Sky) die Nase vorn gegenüber Marius Wolf (28). "Wir verteilen keine Geschenke, sondern Chancen", meinte Trainer Edin Terzic während der USA-Tour in Chicago. "Chancen, um auf sich aufmerksam zu machen." Das gelang Ryerson, nicht nur optisch.
Der Tausch zwischen Ryerson und Wolf ist die einzige Änderung, die Terzic, 40, aus eigenem Antrieb vornimmt. Die restlichen Positionen sind vergeben, meist mit jenem Personal, das in der vergangenen Saison nur knapp an der neunten Deutschen Meisterschaft der Klub-Geschichte vorbeigeschrammt ist, und den Neuzugängen, die Leistungsträger ersetzen sollen.
BVB: Viele Posten sind schon vergeben
Gregor Kobel (25) ist im Tor die klare Nummer eins. Kapitän Emre Can (29) ackert auf der Sechs, Salih Özcan (25) spielt derzeit keine Rolle. In der Innenverteidigung werden, sofern genesen, Nico Schlotterbeck (23) und Niklas Süle (27) die Bälle wegköpfen. Mats Hummels (34) wackelte in der Vorbereitung und dürfte auf die Bank rücken, die Verpflichtung eines weiteren Innenverteidigers genießt höchste Priorität. Eventuell verstärkt sich der Klub noch mit Nationalspieler Armel Bella-Kotchap (21) vom FC Southampton. Die Lücke, die Raphael Guerreiro (29) durch seinen Wechsel zu Bayern München links hinten hinterlassen hat, möchte Ramy Bensebaini (28), Zugang von Borussia Mönchengladbach ausfüllen. Die ersten Auftritte waren vielversprechend.
Zielspieler im Sturm bleibt Sebastien Haller (29), der in diesem Sommer nach einem Leidensjahr angedeutet hat, noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Youssoufa Moukoko (18) hat körperliche Nachteile. Über die Flügel dribbeln Karim Adeyemi (21), der nach der nächsten Muskelverletzung zum Köln-Spiel fit sein dürfte, und Donyell Malen (24). Julien Duranville (17) ist noch verletzt, Jamie Bynoe-Gittens (19) in der Reha. Marco Reus (34) fühlt sich im Zentrum wohler.
Dortmunds Kader umfasst 29 Profis, er ist groß - Konkurrenzkampf allerdings gibt es aufgrund der Verletzungsprobleme und Qualitätsgefälle derzeit kaum.
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Nur auf einer Position wird Trainer Terzic schon gegen Köln den ersten Härtefall moderieren müssen. Jude Bellingham (20) ist inzwischen bei Real Madrid, der BVB wollte den Engländer im zentralen Mittelfeld durch zwei Profis ersetzen: Marcel Sabitzer (29) und Felix Nmecha (22). Beide überzeugten in der Vorbereitung, Nmecha plagte sich jüngst noch mit Muskelproblemen herum. Und dann ist da ja auch noch Julian Brandt (27), dessen Vertragsverlängerung im Frühjahr als eine mit einem künftigen Führungsspieler kommuniziert worden ist.
Zwei Plätze sind zu vergeben, drei Kandidaten stehen parat. Terzic hätte auch noch Reus und Giovanni Reyna (20) in der Hinterhand. "So muss es sein. Das belebt das Geschäft", findet Sabitzer. Wenn du angreifen willst, brauchst du viele gute Spieler - und die haben wir. Wir sind in der Breite gut aufgestellt. Jeder gibt Gas, jeder versucht dem Trainer die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen." Zumindest fürs zentrale Mittelfeld gilt diese Beobachtung.
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