Chicago. Borussia Dortmund beendet die Marketing-Tour in Chicago. Was bleibt hängen? Fünf Lehren aus zehn Tagen USA.
Es musste ganz schnell gehen nach dem 1:1 gegen den FC Chelsea im legendären Football-Stadion Soldier Field. Für den Abend hatte Borussia Dortmund noch eine Chartermaschine bestellt, die die Profis aus Illinios, der Millionenmetropole am Lake Michigan, nach Paderborn bringen sollen.
Hier landete die Mannschaft am Donnerstagnachmittag deutscher Zeit – mit zehn anstrengenden Tagen in den USA in den Knochen. Was bleibt? Fünf Lehren von der anderen Atlantik-Seite.
Marcel Sabitzer ist eine Verstärkung für den BVB
Das erste Spiel in den Staaten, ein 6:0 gegen San Diego Loyal, hatte der Mittelfeldspieler (29) noch verpasst, weil er Deal mit dem FC Bayern über einen Transfer erst am Abreisetag des Teams über die Bühne gebracht wurde. Sabitzer spielte gegen Manchester United (3:2) und den FC Chelsea (1:1) – und das sehr auffällig.
Der Österreicher bot sich immer wieder an, war präsent, forderte Bälle und verlagerte das Spiel geschickt. Mit ihm hatten die Dortmunder gleich mehr Struktur im Spiel. Ein Einstand, der zuversichtlich macht, dass sich nach dem Verlust von Jude Bellingham (20) kein Krater im Mittelfeld auftut.
Die Einstellung stimmt beim BVB
Edin Terzic hatte im Anschluss an das 6:0 gegen San Diego seine Spieler trotz des hohen Sieges öffentlich kritisiert. Sowohl gegen Manchester United als auch gegen den FC Chelsea zeigten sie eine Reaktion und sich stark verbessert, stabiler, haben nicht mehr stümperhaft verteidigt wie noch gegen den US-Zweitligisten.
„Heute haben wir die Abläufe immer klarer und deutlicher durchgezogen“, lobte der Trainer nach dem Duell mit Chelsea. Sein Fazit nach der Reisehatz durch die Staaten: „Wenn man sieht, was die Jungs hier in den Spielen und bei den Trainingseinheiten investiert haben, muss ich ihnen ein großes Kompliment machen.“
Verletzungen als Stimmungskiller – viel mehr darf beim BVB nicht passieren
Ein Wermutstropfen auf der Reise: Die vielen Verletzungen. Nico Schlotterbeck (23) und Gregor Kobel (25) sollen wohl relativ zeitnah zurückkehren. Julien Duranville (17) und Thomas Meunier (31) hat es schwerer erwischt, sie fehlen mit Muskelverletzungen mehrere Wochen. Giovanni Reyna (20) ist ohnehin noch raus – genauso wie Jamie Bynoe-Gittens (18). Viel mehr darf nicht mehr passieren, gerade in der Innenverteidigung und auf den Flügeln. Immerhin: Felix Nmecha (22) konnte gegen Chelsea erstmals auf der US-Tour mitwirken.
Sebastien Haller könnte der BVB-Schlüsselspieler werden
Eine Szene blieb gegen Chelsea hängen. Sebastien Haller lieferte sich in Höhe der Mittellinie ein Duell mit einem der langen Londoner Abwehrspieler. Der ivorische Angreifer legte seine ganze Wucht in diesen Zweikampf, schirmte den Ball ab – und leitete ihn trotz großem Körperkontakt mit seinem Gegenspieler präzise weiter.
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Youssoufa Moukoko (18), Stürmer Nummer zwei im Kader, bot sich mit Toren gegen San Diego und Manchester an, doch Haller ist ihm körperlich voraus – davon profitieren seine Mitspieler, denen Haller Räume freischaufelt. Nach seiner Hodenkrebserkrankung, Therapie und mühsamen Comeback ist der 29-Jährige nahe an der körperlichen Bestform, hat einen weiteren Schritt im Sommer gemacht – und könnte in dieser Saison, seiner ersten vollen beim BVB, zum Schlüsselspieler werden.
BVB-Reise zeigt: Die Bundesliga hat Nachholbedarf
Wo immer Borussia Dortmund unterwegs ist, zieht der Klub Menschenmassen an. Zumindest in Deutschland und in Teilen Europas. Für die USA aber gilt das noch nicht. Zu den Spielen in San Diego, Las Vegas und Chicago kamen viele Fans, vermutlich mehr als es vor fünf Jahren der Fall gewesen wäre.
Doch die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer hatte rote und blaue Shirts an, um ihre Verbundenheit zu Manchester und Chelsea zu zeigen. Der Rückstand auf die Premier League in Sachen Auslandsvermarktung bleibt gigantisch – es bräuchte dringend ein gemeinsames Konzept der Bundesliga. Ansonsten sind der BVB und Bayern allein auf weiter Flur.