Essen. Der BVB hofft im Titelrennen auf Schalker Schützenhilfe in München. Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal macht eine bemerkenswerte Ansage.
Es ist eine überraschende Ansage, die Thomas Westphal macht. Der Dortmunder Oberbürgermeister hat an diesem Sonntagabend einen Auswärtstermin. Während daheim die Borussia den VfL Wolfsburg nach allen Regeln der Fußballkunst auseinandernimmt, beschäftigt sich Westphal auf der Zeche Zollverein in Essen mit einer anderen Form der Fußballkunst. Die Fotoausstellung „Mythos Moderne. Fußball im Ruhrgebiet“ wird eröffnet, Westphal darf auf der Bühne sprechen – und er kündigt an: „Wenn der FC Schalke 04 am nächsten Wochenende den FC Bayern schlägt und der BVB dadurch Meister wird, dann lade ich die aktuelle Schalker Mannschaft ins Rathaus ein, damit sie sich ins Goldene Buch Dortmunds einträgt.“
Der große Rivale zu Gast im Herz der Stadt? Das ist keine ganz aktuelle Idee, das gab es schon 1934, als der frischgebackene Meister Schalke auf der Rückfahrt vom Finale in Berlin in Dortmund ausstieg und sich ins Goldene Buch eintrug.
Ausstellung präsentiert 450 Fotos aus rund 100 Jahren Ruhrgebietsfußball
Die Verbindung von damals und heute – das ist ein großes Thema der Ausstellung auf Zollverein. 450 Fotos aus nahezu 100 Jahren Ruhrgebietsfußball, selten oder noch nie gezeigt, prallgefüllt mit Emotionen und Nostalgie. Mal bunt mit modernem Stadion und perfekt getrimmtem Rasen, mal schwarz-weiß, kickende Kinder vor Industriekulissen. Nicht nur Fußball als Sport soll hier gezeigt werden, sondern Fußball als identitätsstiftende Kraft, als Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Dazu vier Ausstellungsstücke, darunter das Endspieltrikot von Helmut Rahn 1954 und die Pöhlerkappe von Jürgen Klopp.
Auch zahlreiche Legenden des Ruhrgebietsfußballs sind gekommen: Bernard Dietz, Hermann Gerland, Ingo Anderbrügge, Rüdiger Abramczik und noch einige mehr – und vor allem Otto Rehhagel, einer der großen Repräsentanten des Ruhrgebietsfußballs und ein Fan der Ausstellung. „Keine Zukunft ohne Vergangenheit“, sagt er und erzählt, wie er in den 1950er-Jahren die Weltmeister von 1954 anhimmelte, wie er zu Fuß zu den Spielen von Rot-Weiss Essen lief und 1955 die Meisterschaft feierte.
Ausstellung läuft bis zum Februar 2024
Vom Wert der Tradition erzählt auch Abramczik – und leitet dann über zur Moderne. „Ich hoffe, dass wir die Klasse halten“, sagt der frühere Schalker. „Und dazu müssen wir als nächstes den FC Bayern schlagen.“ Da greift Gerland ein, der ja nicht nur eine Legende des VfL Bochum, sondern auch des FC Bayern ist. „Haben sie dir einen in den Tee getan?“, knurrt der Tiger grinsend. Und Frank Heinemann ergänzt: „Die Schalker sind jetzt natürlich euphorisch – aber wir sind noch nicht abgeschrieben. Wir bleiben drin – und für Schalke würde ich mich auch freuen.“
Fußball verbindet – und genau das soll die Ausstellung ja zeigen, die bis zum 5. Februar 2024 läuft.