Dortmund. Borussia Dortmund hält den Kampf um die Meisterschaft spannend. Nach einem herausragenden Spiel gewann der BVB 6:0 gegen den VfL Wolfsburg.
Der Gemütszustand eines Fußballvereins lässt sich meist am Treiben in der Fankurve identifizieren. Unten auf der Südtribüne lieferten sich die treuesten Anhänger ein Gerangel, schubsten sich gegenseitig umher. Es war beileibe kein Zeichen für Ärger bei Borussia Dortmund, sondern die pure Erleichterung bei diesem vorgezogenen Siegesjubel am Sonntagabend.
Um 18.15 Uhr, als gegen den VfL Wolfsburg gerade einmal eine Halbzeit gespielt war, wussten die Dortmunder nämlich schon, dass sie mindestens eine weitere Woche von der Triumphfahrt mit Meisterschale um den Borsigplatz träumen dürfen. Mit 3:0 führte der BVB zur Pause gegen die völlig überforderten Niedersachsen. Am Ende gewann er mit 6:0 durch Tore von Karim Adeyemi (14./59.), Sebastien Haller (29.), Donyell Malen (37.) und Jude Bellingham (54., 87.) – und hielt dem Druck, den Tabellenführer Bayern München tags zuvor mit dem 2:1 gegen Werder Bremen aufgebaut hatte, auf eindrucksvolle Weise Stand. Ein Punkt trennt die beiden Rivalen, drei Partien müssen sie jeweils noch absolvieren.
BVB-Trainer Edin Terzic musste Raphael Guerreiro ersetzen
Trainer Edin Terzic musste im Vergleich zum 1:1 beim VfL Bochum eine Änderung in der Startelf vornehmen. Raphael Guerreiro sei zwar in „herausragender Form“ gewesen, betonte der 40-Jährige, „aber er konnte in dieser Woche nicht durchtrainieren. Deshalb war das Risiko einfach zu groß.“ Für den angeschlagenen portugiesischen Nationalspieler rückte Marius Wolf in die Anfangsformation, Julian Ryerson nahm Guerreiros Platz auf der linken Außenbahn ein, Wolf jenen von Ryerson auf der rechten Seite.
Beide Flügelverteidiger sollten an diesem Abend noch eine wichtige Rolle einnehmen. Denn die Gäste aus Wolfsburg hatten sich dazu entschieden, fast alle Profis dicht vor dem eigenen Strafraum zu versammeln. An den Seitenlinien aber ergab sich für die Dortmunder Platz – den die Mannschaft von Trainer Terzic allerdings lange nicht angemessen bespielte.
Klare Möglichkeiten erarbeitete sich Dortmund zunächst nicht, und auch das, was man in der 14. Minute versuchte, war im Ansatz nicht als das ersichtlich: was es wenige Sekunden später werden sollte: der Führungstreffer. Emre Can verlagerte das Spiel in Höhe der Mittellinie auf links. Ryerson wurden von Ridle Baku nicht angegriffen, als er den Ball Richtung Strafraum trieb. Baku fälschte die Flanke ab, Josuha Guilavogui verlor in der Mitte die Orientierung – und damit Karim Adeyemi aus den Augen. Der Nationalspieler hob ab in die Luft und wuchtete den Ball zum 1:0 per Kopf ins Tor.
VfL Wolfsburg gelingt beinahe der Ausgleich
Von Wolfsburg kam nichts und doch gelang der Mannschaft von Niko Kovac fast der Ausgleich. Ein langer Ball erwischte Dortmunds auf Abseits spielende Abwehr auf den falschen Füßen. Patrick Wimmer tauchte plötzlich vor Gregor Kobel auf, der Schweizer blieb lange stehen – und parierte mit der Brust (20.). Der BVB blieb in den Sekunden danach gedanklich abwesend, nur Mats Hummels nicht, als sich der Kapitän in Jakub Kaminskis Nachschuss warf.
Eine Initialzündung? Kaum. Dortmund konterte gleich im Anschluss. Adeyemi steckte auf Donyell Malen durch, der zuletzt überragende Niederländer vermasselte jedoch frei vor Torwart Koen Casteels den (unnötigen) Querpass. Der BVB blieb am Drücker. Hummels eroberte den Ball an der Mittellinie, Adeyemi dribbelte auf dem Flügel zum Tor – kein Wolfsburger wollte ihn stören. Und Sebastien Haller schob in der Mitte nach Adeyemis Hereingabe zum 2:0 ein (28.). Vier Minute später verpasste Malen noch das dritte Tor, zeigte sich wenig später dann allerdings treffsicherer.
Wolf spielte einen feinen Ball zu Julian Brandt auf dem Flügel. Die Wolfsburger ließen den 27-Jährigen gewähren – und auch Malen aus den Augen. Der war ja in der Mitte mitgelaufen und musste nur noch den Fuß hinhalten: 3:0.
BVB dominiert auch nach der Halbzeit nach Belieben
Der BVB hatte sich in den vergangenen Wochen schon so einige Patzer nach Führung geleistet, am gravierendsten beim VfB Stuttgart (3:3) in Überzahl – aber nicht am Sonntag. Das Terzic-Team spielte auch in der zweiten Halbzeit konsequent nach vorne, war klar überlegen. Jude Bellingham traf per Distanzschuss zum 4:0, hatte dabei zwar Glück, dass der Ball von der Latte noch ins Tor sprang (54.). Adeyemi legte das fünfte Tor nach (59.), verschoss allerdings später noch einen Foulelfmeter (65.).
Auf die schwarz-gelbe Party-Stimmung drückte das Missgeschick jedoch nicht ansatzweise. Stattdessen machte Bellingham noch das halbe Dutzend voll (87.).