Gelsenkirchen. Das 2:2 auf Schalke war für den BVB zu wenig. Sportdirektor Sebastian Kehl war verärgert - weil der Punktverlust komplett selbstverschuldet war.

Der Ärger war schon von weitem zu spüren. Marius Wolf trat mit finsterem Blick aus der Kabine von Borussia Dortmund und man sah dem Rechtsverteidiger an, wie sehr dieses 2:2 (1:0)-Unentschieden beim FC Schalke 04 in ihm arbeitete. Und bald hörte man es auch, denn Wolf trat vor die Journalisten und legte in grimmigem Ton einen Auftritt hin, der handgestoppte 91 Sekunden dauerte und sich vor allem auf zwei Thesen reduzieren ließ: schlechte Dortmunder Chancenverwertung und demzufolge schlechte Dortmunder Laune.

Das war zu wenig: Enttäuschte BVB-Spieler stehen nach dem 2:2 auf Schalke vor der Gästekurve.
Das war zu wenig: Enttäuschte BVB-Spieler stehen nach dem 2:2 auf Schalke vor der Gästekurve. © AFP

Warum hatte der BVB trotz erdrückender Dominanz nur Unentschieden gespielt, warum hatte er gleich zweimal eine Führung aus der Hand gegeben? „Weil wir zu wenig Tore geschossen haben, ganz klar“, antwortete Wolf. Was war los bei den Gegentoren? „Ich hab’s noch nicht im TV gesehen, kann ich nicht sagen. Aber die haben zwei Chancen und machen zwei Tore, wir hätten vier oder fünf machen müssen.“ Warum konnte man die Partie nicht für sich entscheiden? „Weil wir die Tore nicht gemacht haben. Wir haben das Spiel eigentlich kontrolliert. Die Enttäuschung ist groß.“

BVB startete zu lässig in den zweiten Durchgang

Sebastian Kehls Analyse geriet dann um einiges ausführlicher, aber Analysen sind ja auch eine der Kernaufgaben eines Sportdirektors. „Unglaublich ärgerlich, weil komplett unnötig“, nannte er dieses 2:2 auf Schalke, in dem der BVB durch Tore von Nico Schlotterbeck (38.) Und Raphael Guerreiro (60.) jeweils in Führung gegangen war, den spielerisch klar unterlegenen Gegner dann aber durch eigene Fehler erst zum 1:1 durch Marius Bülter (50.) und dann zum 2:2 durch Kenan Karaman (79.) kommen ließ. „In der ersten Halbzeit war es ein sehr gutes Spiel von uns, sehr kontrolliert, wir haben Schalke kaum zur Entfaltung kommen lassen und uns selbst viele Chancen herausgespielt“, urteilte Kehl. „Das einzige Manko war, dass wir nur 1:0 geführt haben.“

Aber es gab ja auch eine zweite Halbzeit, und in die starteten die Dortmunder viel zu lässig. "Ja, ich würde nicht komplett widersprechen wollen“, sagte Kehl dazu, was weniger verklausuliert hieß: Stimmt so wohl. Auch Kehl hatte den Eindruck, „dass in der zweiten Halbzeit vielleicht aufgrund unserer Dominanz und Spielkontrolle einige ein klein wenig gedacht haben, es geht heute von alleine und an der einen oder anderen Stelle brauchen wir uns nicht mehr so konzentrieren.“ Und plötzlich stand es 1:1 und später 2:2 – und niemand wusste so recht wieso. „Vielleicht hat uns an der einen oder anderen Stelle die Klarheit und Fokussiertheit gefehlt, dieses Spiel für uns klar zu entscheiden“, monierte Kehl.

Sebastian Kehl: "Zu einfach für Schalke"

Gerade bei den Gegentoren hätten sich die Dortmunder deutlich besser verhalten müssen: „Es war relativ einfach für Schalke“, urteilte der BVB-Sportdirektor. „Gerade beim zweiten Tor, da war es ein einfacher langer Ball in den Strafraum. Schalke hat viel mit langen Bällen agiert, andere Mittel hatten sie heute nicht.“ Das Problem: „Trotzdem hat es gereicht. Wir hätten es nicht so weit kommen lassen dürfen.“

Ob diese zwei verlorenen Punkte, die einen Rückschlag im Titelrennen bedeuten, komplett selbstverschuldet seien, wurde Kehl noch gefragt. „Ja, kann man so sagen“, meinte er.

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