Leverkusen. Borussia Dortmund setzt sich im Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen durch und rückt an die Bayern heran. Karim Adeyemi überzeugt beim BVB.

Der Abpfiff lag wenige Minuten zurück, von draußen drangen die Rufe der Fans ins Innere des Leverkusener Stadions, die versuchten, jeden vom Platz gehenden Spieler dazu zu bewegen, sein Trikot abzugeben. Karim Adeyemi stand vor dem Kabineneingang, eine graue Winterjacke trug er über seinem Trikot, meist beendete er Fragen mit einem spitzbübischen Lächeln. So auch die, was ihm denn nun besser gefalle, dass Borussia Dortmund wieder auf Platz vier stehe oder dass sich der Abstand zum Tabellenführer FC Bayern auf drei Punkte verringert habe. „Beides“, sagte Adeyemi.

BVB meldet sich zurück: Plötzlich Titelkampf

Schon länger hat man die Schwarz-Gelben tabellarisch nicht mehr mit dem Rekordmeister in Verbindung gebracht, zu groß war die Lücke, die die Bayern aufgerissen hatten. Nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg bei Bayer Leverkusen am Sonntagabend durch einen Treffer von eben Karim Adeyemi (33.) und ein Eigentor von Edmond Tapsoba (53.) hat sich der BVB allerdings oben festgesetzt. Plötzlich Titelkampf.

„Es war eine sehr reife, sehr souveräne Vorstellung von uns“, meinte Dortmunds Trainer Edin Terzic; wobei er nicht erwähnte, dass Worte wie „reif“ und „souverän“ zuletzt eher nicht mit seiner Mannschaft in Verbindung gebracht wurden. Die ersten beiden Spiele gegen Augsburg (4:3) und Mainz (2:1) wurden nur glücklich gewonnen, gegen die eigentlich aufstrebenden Leverkusener boten die Schwarz-Gelben nun endlich einmal eine Leistung, die an einen Spitzenklub erinnerte, der der BVB ja sein will.

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Nachdem Gregor Kobel eine gute Gelegenheit von Moussa Diaby vereitelt hatte (16.), verlagerte sich das Spielgeschehen immer weiter in die Leverkusener Hälfte. Dortmund wurde mutiger, bissiger. Marius Wolf eroberte den Ball, schon ging es rasant nach vorne. Jude Bellingham (zurück nach Gelbsperre und Aushilfskapitän) passte auf Julian Brandt, der spielte auf Sebastien Haller. Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den bulligen Dortmunder Angreifer, der erstmals nach seiner Hodenkrebsdiagnose vor sechs Monaten in der Startelf stand. Dieser ließ den Ball einfach durch seine Beine gleiten, hinter ihm lauerte Adeyemi und traf präzise in die rechte Ecke (33.).

Das erste Bundesligator für den 21-Jährigen. „Das war ein Traum, hoffentlich ist jetzt ein Knoten geplatzt“, sagte Adeyemi und verriet, dass er Haller zugerufen hatte, dass dieser den Ball durchlassen sollte. „Ich habe aber nicht gedacht, dass er das macht, weil ich nicht so laut war.“

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Die Borussia kontrollierte das Spiel, auch wenn sie in einigen Szenen die Hilfe des herausragenden Torhüters Gregor Kobel benötigte. Dieser ließ Diaby (48./76.) und Amine Adli verzweifeln. Auf der anderen Seite verlagerte Jude Bellingham das Spiel nach rechts. Marius Wolf hatte viel Platz und Zeit, seine scharfe Hereingabe rauschte knapp an Bellingham vorbei, aber Leverkusens Edmond Tapsoba drückte den Ball ins eigene Tor (53.). Fast hätte Tapsoba dieses Missgeschick wiederholt (70.), auch Bellingham scheiterte nur knapp mit einem Kopfball (75.).

BVB: Leistungskultur fordert erste Opfer

Herausheben ließen sich einige Borussen. Emre Can stopfte als alleiniger Sechser aufkommende Löcher im Mittelfeld, Jude Bellingham tauchte überall auf dem Platz auf. Julian Brandt gab den Organisator. Karim Adeyemi rannte, dribbelte, ackerte. Es fiel gar nicht auf, dass Kapitän Marco Reus aufgrund seiner Erkältung erst später eingewechselt werden konnte. Raphael Guerreiro musste diesmal auf der Bank bleiben. Mahmoud Dahoud und Thorgan Hazard schafften es nicht mal in den Kader. Die neue Leistungskultur fordert erste Opfer.

Nun empfangen die aufblühenden Dortmunder am Samstag (15.30 Uhr/Sky) den SC Freiburg. „Die Tabellensituation hat sich für uns verbessert“, sagte Edin Terzic. „Jetzt müssen wir bereit sein, den nächsten Schritt zu gehen.“