Dortmund. Mitglieder und Klubführung würdigen den langjährigen Präsident von Borussia Dortmund. Sein Nachfolger wird Reinhold Lunow.

„Ich denke, das war’s. Vielen Dank. Es war schön.“ Drei kurze Sätze lösten minutenlangen Beifall aus, dem spontan und eher laut als schön eine spezielle Version des Steigerliedes folgte. Da waren sie dann doch, die überschwänglichen Emotionen einer bis dahin eher sachlichen Mitgliedersammlung bei Borussia Dortmund.

Reinhard Rauball, der in einer Mischung aus Altersmilde und notwendiger Konsequenz die Versammlung durch die umfangreiche Tagesordnung in der so gar nicht feierlich anmutenden Westfalenhalle 3 trieb, hatte sich die abschließende Lobhudelei redlich verdient. Dreimal war der Jurist für insgesamt 23 Jahre Präsident des Vereins. Zuletzt für 18 Jahre, in denen der Fußball-Funktionär gemeinsam mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Klub finanziell saniert und zurück an die Spitze des europäischen Vereinsfußballs geführt hatte.

BVB: Watzke erinnert an die Fastinsolvenz

Rauball zog als vorletzte Amtshandlung kurze Bilanz: „Wir haben 2004 in den Abgrund geschaut. Wir konnten uns nicht aus eigener kraft retten.“ Aber dann habe der Klub sich mit Kraft und Leidenschaft zurückgearbeitet. „Heute“, fuhr Rauball fort, „kann ich sagen, dass ich beruhigt schlafen kann, weil er auf einer soliden Basis ruht. Der BVB ist ein bodenständiger Verein, der für Spektakel und Fankultur steht, und das nicht nur in Deutschland.“

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BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke würdigte in seiner Rede Rauball mit einer Anekdote, die die gemeinsame Zeit ganz gut zusammenzufassen scheint: „Ich werde nie vergessen, wie wir an einem Montag nach einem 0:2 in Stuttgart alleine im Auto gesessen und überlegt haben, dass wir Insolvenz anmelden müssen, wenn das in Düsseldorf schief geht. Da ist es uns kalt den Rücken heruntergelaufen. Acht Jahre später saßen wir in London und konnten unserem Team im Finale der Champions League zusehen. Der BVB schuldet dir riesigen Dank, ich schulde dir riesigen Dank. Als Borusse bist du ein ganz Großer.“

BVB: Lunow wird Nachfolger von Rauball

Die Mitgliederversammlung des BVB hatte begonnen, wie derartige Versammlungen bei Sportvereinen eben beginnen, ob ihre erste Mannschaft nun in der Kreis- oder der Bundesliga antritt. Der Präsident, Reinhard Rauball, eröffnete die Versammlung, arbeitete sich durch Begrüßung und Annahme der Tagesordnung. Er würdigte verstorbene und ehrte langjährige Klubmitglieder. Wolfgang Springer, der den Bericht über den Juniorenfußball vortrug, sorgte dann für den ersten emotionalen Rauball-Moment. Sein knapper Dank an den scheidenden Präsidenten löste ein Aufbranden wehmütigen Beifalls aus. Das setzte sich fort. Der Dank an den 75-Jährigen baute ein bewegendes Momentum auf. Es gab den ersten Präsentkorb. Rauball selber bemühte sich nach Kräften, die Gefühle nicht vorzeitig überschwappen zu lassen, und kommentierte den voluminösen Futterkorb trocken: „Die Tante kommt immer nur zum Klavierspielen, der Onkel bringt was Handfestes mit. Und das ist ganz gut so.“

Reinhold Lunow, neuer Präsident des BVB.
Reinhold Lunow, neuer Präsident des BVB. © dpa

Die Verantwortlichen hatten sich zudem früh einen Nachfolger ausgeguckt. Bei nur vier Enthaltungen wählten die 989 anwesenden der insgesamt aktuell 168.163 Mitglieder des BVB dann auch Reinhold Lunow zum neuen Präsidenten des Vereins und damit einen eher sanfter Übergang an der Spitze des Klubs. Auf den 75-Jahre alten Reinhard Rauball folgt der nur sechs Jahre jüngere Lunow. Der Mediziner, der im Rheinland lebt, steht auch deshalb für Kontinuität, da er bereits seit 17 Jahren dem Präsidium angehört. Seit 2021 ist der langjährige Schatzmeister bereits Vertreter Rauballs, der dank einer flink abgenickten Satzungsänderung zum Ehrenpräsidenten des Klubs gewählt und ein letztes Mal mit anhaltendem Beifall gefeiert wurde.

Der frisch gewählte Nachfolger vollzog mit einigen persönlichen Worten, die er direkt an den Vorgänger richtete, den Übergang: „Das Banner auf der Süd beim Spiel gegen Bochum hat es auf den Punkt gemacht: Ohne dich kein Hier und Jetzt. So ist es.“