Mönchengladbach/Dortmund. . Der BVB schwächelt - trotzdem plant der Klub keine großen Investitionen in der Pause. Die Verantwortlichen kündigen eine harte Analyse an.
In einigen Tagen beginnt die Asien-Reise von Borussia Dortmund. Singapur, Malaysia und Vietnam heißen die Ziele, die zweite Kraft im deutschen Fußball möchte im Ausland ein wenig für die Bundesliga werben. Nur wird der Aufenthalt nun von den letzten Pflichtspielen in dieser Saison überschattet. Erst rutschte der BVB mit 0:2 in Wolfsburg aus, dann wurde die Defensive beim 2:4 am Freitagabend von Borussia Mönchengladbach durchgeschüttelt. Der Klub aus dem Ruhrgebiet hinkt seinen Ansprüchen hinterher, das neue Jahr soll und muss besser werden.
Nur wie?
Um die richtigen Maßnahmen in die Wege zu leiten, werden sich Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl in dieser Woche zusammensetzen. „Wir werden eine harte, ehrliche und direkte Analyse machen“, kündigte Terzic an. „Wenn man als Borussia Dortmund auf Platz sechs steht, dann laufen ein paar Dinge nicht rund. Wir sind nicht zufrieden“, sagte Kehl. In Asien wird sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der für einige Tage dazustößt, bevor er nach Katar reist, an den „schonungslosen“ Gesprächen beteiligen.
Die Bilanz, auf die die Verantwortlichen dann blicken werden, ist durchwachsen. In der Champions League wurde das Achtelfinale erreicht, gegen den in dieser Saison schwächelnden FC Chelsea könnte ein Weiterkommen machbar sein. Auch im DFB-Pokal haben sich die Dortmunder keine Blöße gegeben, im Februar wird es im Achtelfinale im Derby gegen den VfL in Bochum knistern. Dagegen strauchelt der BVB in der Bundesliga, derzeit liegt er nicht auf einem Champions-League-Rang. Vor allem dürfte den handelnden Personen aber zu denken geben, dass die Mannschaft gegen Mönchengladbach ein erschreckendes Bild abgab. Sie wirkte wie ein Orchester ohne Dirigent.
Die Euphorie unter BVB-Trainer Edin Terzic? Verflogen
Im Zentrum klaffte ein riesiges Loch. Mats Hummels missgeschickte sich durch die Partie. Sein Partner in der Innenverteidigung, Nico Schlotterbeck, schwankte nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Die Offensive funktionierte nur in den ersten 45 Minuten, in der zweiten Halbzeit kam der Dortmunder Auftritt lethargisch daher.
Die Euphorie, die beim Start der zweiten Amtszeit von Edin Terzic die Stadt belebte, ist längst verflogen. In der vergangenen Spielzeit hatte die Borussia unter Marco Rose am 15. Spieltag sechs Punkte mehr, damals gehörte zum Kader allerdings auch noch Erling Haaland, einer der besten Stürmer Europas.
Sein auserkorener Nachfolger Sebastian Haller fällt seit dem Sommer wegen seiner Hodenkrebs-Erkrankung aus. Zudem schwächten die Mannschaft die Verletzungen von Mahmoud Dahoud und Jamie Bynoe-Gittens, die fast alle Spiele verpassten. Kapitän Marco Reus versucht seit seiner Sprunggelenkverletzung im Revierderby gegen Schalke (17. September, 1:0) vergeblich, wieder auf die Beine zu kommen. Wer weiß, wie die Saison ohne diese langen Ausfallzeiten verlaufen wäre?
Andere Dinge haben nicht so funktioniert, wie es sich die sportliche Leitung ausgemalt hatte. Der aufgrund der Haller-Erkrankung verpflichtete Anthony Modeste enttäuschte meistens. Salih Özcan, wie Modeste vom 1. FC Köln gekauft, baute nach und nach ab. Karim Adeyemi deutete sein Potenzial nur an. Die Transferbilanz des neuen Sportdirektors Kehl kann als steigerungsfähig beschrieben werden.
Youssoufa Moukoko liegt ein BVB-Angebot vor
Dass der Verein darauf schon im Winter auf dem Transfermarkt reagiert, ist nach Informationen dieser Redaktion allerdings eher unwahrscheinlich. Wenn, dann überlege man, sich im Angriff zu verstärken, sollte sich andeuten, dass die Genesung von Haller noch viel Zeit benötigen werde, hört man. Linksverteidiger Ramy Bensebaini, der auf dem Zettel steht, soll erst im Sommer ablösefrei von Borussia Mönchengladbach geholt werden.
Spannender gestaltet sich deswegen die Frage nach den vielen auslaufenden Verträgen. Es enden unter anderem die Arbeitspapiere von Mahmoud Dahoud, Raphael Guerreiro, Marco Reus, Mats Hummels und Youssoufa Moukoko im Sommer 2023. Gespräche mit Reus und Hummels sollen erst im Frühjahr geführt werden. Moukoko hat einen Vertrag vorliegen, der BVB bietet ihm ein Gehalt zwischen fünf und sechs Millionen Euro. Eine Entscheidung steht aus, der bald 18-Jährige erlebt erst mal mit Deutschland seine erste Weltmeisterschaft.
Er glaube an den Verbleib des Talents, sagte Hans-Joachim Watzke am Sonntag bei Bild-TV. Und die trübe BVB-Bilanz? „Ich bin davon überzeugt, dass wir uns wieder für die Champions League qualifizieren. Abgerechnet wird am 34. Spieltag.“