Dortmund/Frankfurt. Beim 2:1-Sieg in Frankfurt profitierte der BVB von einer Fehlenentscheidung. BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl stellt den VAR aber nicht in Frage.
Sebastian Kehl hat eine Stunde länger Zeit gehabt als üblich, sich das Spiel noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Dank der Zeitumstellung von Sommer- auf Winterzeit konnte auch der Sportdirektor von Borussia Dortmund eine Stunde länger schlafen und verarbeiten, was tags zuvor beim 2:1-Sieg im Bundesligaspiel bei Eintracht Frankfurt passiert war. Das Ergebnis war allerdings auch das Beste aus Dortmunder Sicht in einem Spiel, in dem man ziemlich sicher nicht die bessere Mannschaft gestellt hatte. Was also konnte der BVB mitnehmen aus dieser Partie? "Wir nehmen drei Punkte mit aus Frankfurt", sagt Kehl im Gespräch mit dieser Diskussion. "Die sind in der aktuellen Situation enorm wichtig."
Dass es glückliche drei Punkte waren, weiß der BVB-Sportdirektor auch, daher lobt er vor allem Gregor Kobel - und meint dann: "In ein paar Wochen fragt keiner mehr, wie das Ergebnis in der zweiten Hälfte zustande kam." Ein paar andere Fragen aus diesem Spiel aber dürften noch eine Weile bleiben, die Partie hatte viele Geschichten geschrieben - und die Rolle des Bösewichts fiel wieder einmal den Unparteiischen zu, insbesondere Schiedsrichter Sascha Stegemann und Videoassistent Robert Kampka.
Stegemann nämlich hatte übersehen, dass Karim Adeyemi im eigenen Strafraum Jesper Lindström umstieß - und Videoassistent Kampka sah keinen Anlass, ihn zu korrigieren. "Während des Spiels bin ich davon ausgegangen, dass die Situation gecheckt wurde und daher in der Form vertretbar ist", erzählt Kehl tags drauf. "Die Bilder sprechen dann natürlich eine andere Sprache." Das räumte auch der Schiedsrichter kurz nach dem Spiel ein: "Die Entscheidung wurde in Köln geprüft und nicht als falsch eingestuft", sagte Stegemann. "Wenn ich die Bilder jetzt sehe, muss ich sagen, dass es ein klarer Elfmeter war."
Eintracht-Sportvorstand Krösche fordert: Stampft den Keller ein
Die Verantwortlichen vorn Eintracht Frankfurt brachte das verständlicherweise ziemlich auf. Sportvorstand Markus Krösche forderte, so könne man den Kölner Keller, wo der VAR sitzt, auch gleich einstampfen. "So können wir es nicht machen, so brauchen wir es nicht", meinte er. "Dann sag ich nämlich lieber: Lass den Schiedsrichter machen. Und wenn dann eine Fehlentscheidung ist: kein Thema – ist menschlich."
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl allerdings sah keinen Anlass für derart grundsätzliche Kritik: "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Videoassistent sehr viele krasse Fehlentscheidungen häufig genug gerecht und fair gelöst hat", sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion. "Jetzt wieder alles in Frage zu stellen, ist nicht der richtige Weg. Gestern hätte man das anders entscheiden können. Das Zusammenspiel zwischen Schiedsrichtern ist immer wieder verbesserungsbedürftig, auch wir waren schon Leidtragende - und gestern hatten wir mal Glück. Totzdem, das zeigen die Ergebnisse und Statistiken, hat der VAR den Fußball in vielen Situationen fairer und gerechter gemacht - da sind vor allem Abseitsentscheidungen zu nennen."