Dortmund. . Die Stimmung beim BVB: angespannt. Im Spiel gegen den VfB Stuttgart müssen Fortschritte erkennbar sein - möglichst auch in der Offensive.
Freitag, Regen prasselt vom Himmel. Vor dem Trainingsgelände des Klubs in Dortmund, der den Takt dieser Stadt bestimmt, haben sich vereinzelte Fans versammelt in der Hoffnung, vielleicht einen Blick auf ihre Lieblinge zu erhaschen. Die trainieren allerdings hinter dem verschlossenen Eingangstor, um an den Themen, wie BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl Probleme gerne umschreibt, zu arbeiten, die den Verein belasten.
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Die Offensive lahmt, die Defensive patzt. Der Trainer, Edin Terzic, hat offen eine fehlende „intrinsische Motivation“ beklagt. Der Abwehrchef, Mats Hummels, hat die Schönspielerei seiner Mitspieler bemängelt. Vor dem Heimspiel heute (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfB Stuttgart nähert sich das Pendel, das sich seit Jahren zwischen Begeisterung und Missmut bewegt, wieder nahe der Unzufriedenheit.
Und dies obwohl der Klub eigentlich alle Ziele im Blick hat. In der Champions League steht der BVB kurz vor dem Einzug ins Achtelfinale, im DFB-Pokal wurde die nächste Runde erreicht. In der Liga befindet sich die Borussia zwar auf Platz acht, der Rückstand auf Rang vier beträgt jedoch nur einen Punkt.
Es ist eher die Spielweise, die Besorgnis hervorruft. Dortmund galt mal als Synonym für Spektakel, jetzt fehlt es an Rasanz.
BVB: Erling Haaland und Jadon Sancho werden vermisst
Dies weiß auch Edin Terzic, der am Freitag im Medienraum des Trainingsgeländes sitzt. „Es gibt ein paar Punkte, die wir verbessern müssen“, sagt er. „Wir liegen auf Rang zwei in der Tabelle der Abschlüsse, haben aber erst 13 Tore erzielt.“ Bei der Effektivität müsse seine Mannschaft zulegen. Genauso bei der Quantität der Chancen. „Wir müssen uns mehr als drei, vier Möglichkeiten herausspielen.“
Nur wie?
Was Edin Terzic öffentlich nie beklagen würde, ist, dass der Klub Qualität verloren hat, die bislang nicht ersetzt werden konnte. Als der Trainer seine erste Amtszeit in Dortmund erlebte, konnte er sich noch auf Jadon Sancho (mittlerweile Manchester United) und Erling Haaland (mittlerweile Manchester City) verlassen. Nun verspricht derzeit eigentlich nur Kapitän Marco Reus in der Offensive europäische Spitzenklasse. Gegen Stuttgart wird der 33-Jährige aber vermutlich erneut fehlen, sein Sprunggelenk schmerzt weiter. Und der Rest?
Donyell Malen (23) deutet seine Möglichkeiten an, ohne die letzte Entschlossenheit zu verkörpern. Karim Adeyemi (20) hat eine bescheidende Woche erlebt, erst der Fehler in Berlin, dann die Rote Karte in Hannover. Anthony Modeste (34) ist noch nicht angekommen. Julian Brandt (26) fehlt – wie meistens – die Beständigkeit. Einzig Youssoufa Moukokos Entwicklung dürfte die Verantwortlichen beglücken, aber ein 17-Jähriger kann nicht das gesamte Offensivspiel tragen.
„Wir wünschen uns, dass wir besser spielen“, meint Edin Terzic. „Nachdem wir im Sommer einige Dinge verändert haben, haben wir gesagt, dass es kein leichtes Jahr wird. Aber wir werden da rauskommen, treffen. Dann wird uns das ein oder andere leichter fallen.“
Vielleicht schon gegen Stuttgart, der VfB hat in dieser Saison an vielen Schwachpunkten zu knabbern. Nach der Entlassung von Trainer Pellegrino Matarazzo hat die Mannschaft allerdings unter Interimstrainer Michael Wimmer zweimal begeistert. „Sie werden alles reinwerfen, werden Dinge, die Union gut gemacht hat, kopieren“, sagt Terzic. Also wie Berlin beim 0:2 am vergangenen Wochenende das Zentrum verriegeln, Dortmund auf die Außenbahn drängen. Dinge, mit denen sich der BVB schwertut.
BVB diskutiert über die eigenen Worte
Dann wäre da noch das Stimmungsthema, das den Klub seit der Kritik von Hummels an seinen Mitspielern und den deutlichen Worten von Terzic nach dem glücklichen Sieg in Hannover (2:0) begleitet. „Ich habe die Sachen offen angesprochen. Das ist nicht leicht, ich werde konfrontiert mit Dingen, die Spieler gesagt haben – andersrum genauso. Im Leben und im Sport ist die intrinsische Motivation unglaublich wichtig“, erklärt Edin Terzic. „Wir wollen Lösungen finden, eine Mannschaft formen, die ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt.“
Ein BVB-Sieg gegen den VfB Stuttgart wäre dafür ein guter Anfang