Köln. Borussia Dortmund hat beim 1. FC Köln 2:3 verloren. Wieder mal beschäftigt sich der BVB nun mit der Einstellung der eigenen Profis.
Steffen Baumgart stampfte die Treppe herunter, die vom Rasen ins Innenleben des Kölner Stadions führt. „Das ist Spaß am Fußball“, rief er so laut, dass es jeder vernehmen konnte, ehe der Trainer des 1. FC Köln in der Kabine verschwand.
Edin Terzic klang da anders. „Das ist enttäuschend, das ist sehr bitter“, sagte er. „Wir waren nicht bereit, alles zu investieren. Dann ist es zu schwer hier. Es ärgert uns, dass wir wieder über diese Themen reden müssen.“ Dies dürfe nicht passieren, schimpfte der Trainer von Borussia Dortmund. „Das ist brutal ärgerlich.“
Dass Köln nach dem 3:2 (0:1)-Erfolg am Samstag im eigenen Stadion feierte, dass sich Dortmund ärgerte, lag an zwei Halbzeiten, die unterschiedlicher kaum hätten verlaufen können. In den ersten 45 Minuten berauschte der BVB zwar nicht, trat trotzdem wie die deutlich stärkere Mannschaft auf. Die Borussia führte durch das Tor von Julian Brandt (31.), Donyell Malen hätte das Ergebnis erhöhen können. Halbzeit, Wiederanpfiff. Und plötzlich stürmte der 1. FC Köln. Florian Kainz (53.), Steffen Tigges (56.) und Dejan Ljubicic (71.) drehten diese Begegnung. Das Eigentor von Benno Schmitz (78.) nützte nichts mehr.
Am Samstag kommt der FC Bayern München
Dortmund entglitt die Partie – ausgerechnet vor dem Topspiel am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen den FC Bayern München. Der Drei-Punkte-Vorsprung auf den Rekordmeister ist nun verpufft. Und schon am Mittwoch (21 Uhr/DAZN) muss der Klub in der Champions League beim FC Sevilla bestehen.
„Unser Auftreten nach der Halbzeit geht gar nicht“, sagte Torhüter Alexander Meyer. „Viele waren mit sich selbst beschäftigt, ich möchte keine Namen nennen.“ Und noch mal: „Das geht nicht“, klagte Meyer. "Wir sprechen es in der Halbzeitpause an, dass es extrem wichtig sein wird, wie wir in die zweite Halbzeit starten. Dann bekommen wir gefühlt nach acht Sekunden die erste Ecke, weil wir nicht sauber sind am Ball, weil wir nicht bereit sind", polterte Terzic. "Wenn man sieht, wie wir die Zweikämpfe geführt haben in den ersten 15, 20 Minuten der zweiten Halbzeit, dann dürfen wir uns nicht wundern, dass wir zwei Tore kassiert haben.“
Wieder mal beschäftigt sich der BVB also mit seiner Einstellung, mit seiner Haltung, mit seiner Mentalität, auch wenn die Voraussetzungen nicht gerade glücklich waren, unter denen der Verein in die Partie startete. Terzic musste acht Profis ersetzen, darunter die beiden Kapitäne Marco Reus (Sprunggelenksverletzung) und Mats Hummels (Erkältung).
Köln-Fans pfeifen Modeste bei seiner Rückkehr aus
Jude Bellingham trug daher die Binde, Brandt vertrat Reus auf der Zehn. Die Innenverteidigung bildeten Niklas Süle und Nico Schlotterbeck. Im Sturmzentrum durfte erneut Anthony Modeste beginnen, obwohl der Neuzugang aus Köln bislang wie ein Fremdkörper wirkt. Bei seiner Rückkehr am Samstag pfiffen ihn die Heimfans bei fast jedem Ballkontakt (so viele hatte der Angreifer allerdings nicht) aus. Modeste blieb blass. Dortmunder Torgefahr entstand vor allem durch Donyell Malen. Gelegentlich nutzte Karim Adeyemi auf der anderen Seite sein Tempo.
Bis zur Halbzeit schien es dadurch so, als würde dieser Nachmittag ein erfolgreicher für die Dortmunder werden werden. Dann kippte das Spiel. Beim ersten BVB-Gegentor verteidigten Julian Brandt und Thomas Meunier zu passiv, Karim Adeyemi ließ Linton Maina entwischen. Dessen Hereingabe nutzte Florian Kainz (53.). Beim zweiten Gegentor wuchtete sich Steffen Tigges (56.) nach einem Eckball in die Luft, Nico Schlotterbeck begleitete den ehemaligen Dortmunder Angreifer nur, anstatt ihn energisch zu stören (56.). Beim dritten Gegentor hätte Niklas Süle vehementer herausrücken müssen, Dejan Ljubicic schlenzte in die rechte Ecke (71.). Kurz danach fälschte Benno Schmitz die Flanke des eingewechselten Tom Rothe ab, so dass der Ball irgendwie ins Tor flog (78.). Der Treffer wurde als Eigentor gewertet.
Hoffen auf BVB-Kapitän Reus
Und nun? Am Mittwoch spielt der BVB beim FC Sevilla, am Samstag kommt der FC Bayern. Trainer Edin Terzic kann auf die Rückkehr von Kapitän Marco Reus hoffen, auch der erkältete Mats Hummels dürfte zurückkehren. „Wir werden das wieder aufarbeiten“, meinte Terzic.
Bleibt noch Julian Brandt, dessen Antwort eher unfreiwillig komisch geriet. Angesprochen auf den Vorwurf von Mitspieler Alexander Meyer, dass sich zu viele mit sich selbst beschäftigt hätten, sagte Brandt: „Da habe ich jetzt nicht so drauf geachtet, ich war natürlich erstmal mit meiner Leistung beschäftigt.“