Dortmund. Der BVB will möglichst bald einen neuen Mittelstürmer verpflichten, auch der Name Modeste fällt. Außerdem soll mit Moukoko verlängert werden.

Nach außen wird größtmögliche Gelassenheit demonstriert. „Es gibt nichts Neues“, sagt Sportdirektor Sebastian Kehl, wenn man ihn nach der Stürmersuche bei Borussia Dortmund fragt. „Da gibt es auch nichts Neues“, sagt er zur möglichen Vertragsverlängerung von Youssoufa Moukoko.

Hinter den Kulissen aber wird mächtig aufs Tempo gedrückt, zumindest in einer Angelegenheit: Nach Informationen dieser Redaktion will der BVB möglichst noch in dieser oder der kommenden Woche einen neuen Stürmer präsentieren. Die Anforderungen sind klar umrissen, er soll ein ähnliches Profil wie Sebastien Haller haben – der wegen eines bösartigen Hodentumors lange ausfällt. Also: wuchtig, groß, kopfballstark – aber auch technisch so gut, dass er lange wie kurze Anspiele sauber verarbeiten kann.

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Anthony Modeste (l.) steht beim 1. FC Köln unter Vertrag. Beim BVB ist er ein Kandidat.
Von Marian Laske und Sebastian Weßling

Denkverbote gibt es in der BVB-Chefetage nicht, Grenzen werden nur durch die nach vielen Investitionen knappen Finanzen gesetzt. Einer wie Edin Dzeko, der in England und Italien hohe Gehälter gewohnt ist, scheidet aus. Der Name Anthony Modeste dagegen ist in Dortmund schon gefallen. Der 34-Jährige Franzose kennt die Bundesliga und passt ins Profil. Beim 1. FC Köln soll er unter vier Millionen Euro verdienen, bei einem Jahr Vertragslaufzeit dürfte die Ablöse nicht allzu hoch ausfallen – das Paket wäre für den BVB finanzierbar.

Dortmund will nicht nur auf Moukoko, Malen und Adeyemi bauen

Die Dortmunder Bemühungen um einen neuen Angreifer zeigen auch: Die BVB-Bosse glauben nicht, dass die Haller-Lücke auf Sicht nur mit dem aktuellen Personal zu schließen ist. Und damit ist man auch wieder bei Youssoufa Moukoko. Der 17-Jährige ist der einzig verbliebene Mittelstürmer im Kader. Bei aller Tragik um Haller könnte dieser Moment Moukokos große Chance sein.

Aber Moukoko ist kein Sturmtank, kein Kopfballungeheuer. Mit 1,79 Metern Körpergröße kommt er weniger über Wucht, sondern über Technik, Torriecher und Abschlussstärke. Außerdem ist er erst 17 Jahre alt – da ist es nur verständlich, dass man in Dortmund das Risiko scheut, ihm und den wuseligen Angreifern Donyell Malen und Karim Adeyemi die gesamte Last des Toreschießens aufzuerlegen.

Die Erwartungen sind enorm

Die Erwartungen an den jungen Mann wachsen ja seit Jahren in den Himmel, seit er in den Nachwuchsligen Torrekord um Torrekord pulverisierte. Aber die Realität nach anderthalb Jahren im Profikader ist so, wie sie eben zu erwarten ist bei einem Teenager, Talent hin- oder her. Der Stürmer zeigt immer wieder gute Ansätze, er schießt dann und wann ein Tor – aber gegen die Abwehrhünen, denen er in der Bundesliga gegenübersteht, ist er körperlich deutlich unterlegen. Auch gegen den Drittligisten 1860 München hatte er im DFB-Pokal-Auftaktspiel (3:0) seine Mühe. Um zu lernen, damit umzugehen, braucht er: Spielpraxis, Spielpraxis, Spielpraxis. Doch die ist nicht leicht zu bekommen angesichts der Ambitionen und der Konkurrenz beim BVB.

Wie also soll es weitergehen? Bleibt er in Dortmund über das aktuelle Vertragsende 2023 hinaus? Verlängert er und lässt sich möglicherweise ausleihen? Oder sucht er sein Glück anderswo?

Moukoko hat unterschriftsreifen BVB-Vertrag vorliegen

Der BVB möchte Moukoko gerne halten, man ist von seinen Qualitäten weiterhin überzeugt. „Er war die ganze Vorbereitung über sehr motiviert“, sagt Sportdirektor Kehl. „Er will seine Chance nutzen, das ist doch klar.“ Nach Informationen dieser Redaktion hat der BVB dem Stürmer einen unterschriftsreifen langfristigen Vertrag vorgelegt.

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Mit einer zeitnahen Unterschrift ist aber nicht zu rechnen. Moukoko, so ist aus verschiedenen Quellen zu hören, will erst einmal warten, wie sich seine Situation beim BVB entwickelt, wie seine Perspektive ist.

Eine Leihe will gut überlegt sein

Grundsätzlich weiß auch er, was er vom BVB hat, und er weiß, dass dieser Klub eine hervorragende Bilanz darin hat, junge Spieler weiterzuentwickeln und auf höchstem Level einzusetzen. Eine Leihe könnte interessant sein, etwa zu einem ambitionierten Zweitligisten.

Aber auch das will gut überlegt sein. Der neue Klub sollte dann einer sein, der ähnlich spielt wie der BVB, der die Spiele meist dominiert, gegen tiefstehende Gegner viel Ballbesitz hat und auf aggressives Pressing setzt. Eben ein Klub, der Moukoko optimal darauf vorbereitet, danach den Durchbruch beim BVB zu schaffen. Bis klar ist, was kommt, dürfte es noch eine Weile dauern.