Dortmund. Borussia Dortmund verabschiedet am letzten Spieltag zwei Legenden und viele weitere Profis. Der große Umbruch beim BVB läuft weiter.

Der Nachmittag war schon weit fortgeschritten, da tauchte Michael Zorc am Eingang zu den Kabinen auf. Dort, wo die Journalisten auf Gesprächspartner warteten und nun ein wenig überrascht waren. Denn normalerweise reißt sich Zorc nicht um Termine mit der Presse.

Aber was war schon normal an diesem Tag? Es endete ja nicht weniger als eine Ära: 44 Jahre hatten Zorc und Borussia Dortmund fest zueinander gehört. Als Jugendspieler war er im Jahr 1978 vom TuS Eving-Lindenhorst gekommen – und nun verabschiedete er sich viele Jahre und etliche Titel später als Sportdirektor. „Sehr emotional“ sei der Tag gewesen, erzählte er lächelnd und sichtlich gelöst.

BVB-Talent Moukoko traf zum Sieg

Ja, es hatte auch ein Fußballspiel stattgefunden, der BVB hatte Hertha BSC nach schwacher erster Halbzeit und einem Gegentreffer durch Ishak Belfodils Foulelfmeter 2:1 besiegt – weil Erling Haaland zum Abschied per Handelfmeter zum 1:1 (68.) traf und weil der eingewechselte Youssoufa Moukoko den Siegtreffer besorgte (84.). Doch dieses Fußballspiel interessierte die Dortmunder nicht sonderlich. Man nahm den Sieg gerne mit – aber nur, weil er der Abschiedsfeier einen angemessenen Rahmen bot.

„Wir sind alle Dortmunder Jungs“, hallte es durchs Stadion, als der scheidende Sportdirektor Zorc nach dem Spiel ein letztes Mal vor die Südtribüne trat. Und der 59-Jährige war sichtlich bewegt von all der Zuneigung, von der Choreo vor Spielbeginn und auch davon, dass BVB-Fans in den Tagen vor dem Spiel eine Häuserwand zu seinen Ehren gestaltet hatten. Die schmeichelte Zorc zwar nicht unbedingt optisch, war in jedem Fall aber emotional. „Ich finde, das ist schon etwas zu viel der Ehre – aber es ist trotzdem schön“, sagte Zorc und lachte.

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Er war nicht der Erste, der mit reichlich Zuneigung überschüttet wurde – und dabei bewiesen die BVB-Fans ein feines Gespür: Ja, sie feierten alle acht Spieler, die sich verabschiedeten, auch Erling Haaland nach zweieinhalb Jahren in Schwarz-Gelb und 66 Toren in 69 Pflichtspielen. Etwas ausgiebiger aber huldigten sie Roman Bürki für sieben Jahre beim BVB – sechs davon als Stammkeeper. Und ganz besonders gefeiert wurde neben Zorc der frühere Kapitän Marcel Schmelzer nach insgesamt 17 Jahren im Klub. Der 33-Jährige will sich nun erst einmal eine Auszeit nehmen und überlegen, was nach der Profikarriere kommt. Dem BVB bleibt er so oder so verbunden: „Die Dauerkarte läuft doch automatisch weiter, oder?“, fragte er grinsend.

Auch Michael Zorc hat seine Dauerkarte bereits bestellt, er kann künftig sehr viel entspannter zuschauen. Verantwortlich ist ja dann sein Nachfolger Sebastian Kehl, der nun noch einiges abarbeiten muss.

Manuel Akanji trug schon einen dicken Blumenstrauß, als er das Stadion verließ. Aber: „Der ist für meine Frau, die hat heute Geburtstag“, sagte der Innenverteidiger lächelnd. Verabschiedet worden war er nicht. Denn der 26-Jährige hat den BVB zwar nach Informationen dieser Redaktion informiert, dass er den 2023 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird, weshalb der Klub ihn nun verkaufen will. Aber noch gibt es nichts Konkretes, obwohl eine heiße Spur zu Juventus Turin führt.

BVB hat Handlungsbedarf im Tor

2023 läuft auch Moukokos Vertrag aus und der 17-Jährige verwirrte am Samstag mit einer Botschaft in den Sozialen Medien, die nach Abschied klang – aber wohl eher die Kollegen als den eigenen Abgang meinte. Der Klub will den Vertrag weiterhin langfristig verlängern.

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Auf der Torwartposition besteht Handlungsbedarf, weil Ersatzkeeper Marwin Hitz anderswo wieder mehr spielen will.

Und Trainer Marco Rose hat ja noch einmal betont, dass er sich einen zweikampfstarken Mann im zentralen Mittelfeld wünscht. Es bleibt viel zu tun.