Dortmund. Der letzte Bundesliga-Spieltag steht beim BVB im Zeichen des Abschieds - nicht nur für die Klublegenden Michael Zorc und Marcel Schmelzer.

Es waren vier große Buchstaben in Schwarz und Gelb auf der Südtribüne zu sehen: ZORC, dazu ein junger und ein deutlich älterer Mann und die Worte: „Einmal Borusse, immer Borusse“. Wer es vorher noch nicht gemerkt hatte, erfuhr spätestens kurz vor Anpfiff des Bundesligaspiels von Borussia Dortmund gegen Hertha BSC: Dieser Tag war beim BVB ein ganz besonderer, ein Tag der Abschiede nämlich. Physiotherapeuten wurden verabschiedet, Stammspieler und Bankdrücker – und vor allem natürlich der ewige Borusse Michael Zorc. Der Mann, für den es nie einen anderen Verein gegeben hatte, der seinem Klub unglaubliche 44 Jahre die Treue gehalten und als Spieler wie als Sportdirektor die erfolgreichste Ära des Klubs maßgeblich geprägt hatte.

Zunächst musste Zorc selbst noch eine ganze Menge Blumensträuße überreichen – es gehört ja zu den Aufgaben eines Sportdirektors, Blumensträuße an scheidende Spieler und weitere Angestellte zu überreichen. Und diesmal gab es eine ganze Menge Blumen zu verteilen: Die Physiotherapeuten Thomas Zetzmann und Olaf Wehmer wurden verabschiedet – und eine ganze Reihe an Profis. Die Leihspieler Reinier und Marin Pongracic etwa – da war die Reaktiond er Fans noch sehr verhalten.

Auch Haaland bei letztem BVB-Spiel gefeiert

Die Torhüter Marwin Hitz und Roman Bürki – und da wurde es erstmals richtig laut. Seit 2015 hatte Bürki für den BVB gespielt, war lange Jahre Stammspieler. Nun durfte er sich auf dem Rasen verabschieden und wurde mit „Roman Bürki“-Sprechchören gefeiert. Gefeiert wurde auch auch Axel Witsel, ein wenig auch Dan-Axel Zagadou, ein wenig mehr Erling Haaland, der es in 88 Pflichtspielen auf 85 Tore gebracht hatte.

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All das aber war nur Vorstufe zu dem, was kommen sollte: Als nämlich Stadionsprecher Nobby Dickel einen Spieler ankündigte, der 2005 vom 1. FC Magdeburg gekommen war, wurde es richtig laut im Stadion. Marcel Schmelzer nämlich war nun an der Reihe, der über Jahre hinweg die linke Seite beackert, der Meisterschaften und Pokale gewonnen und den BVB zwischenzeitlich als Kapitän angeführt hatte. „Nicht nur ein überragender Fußballer hört auf, auch ein überragender Mensch und Freund“, rief Dickel. Und Schmelzer trat vor die Südtribüne, wo man seinen Namen rief, wo man das Lied von den Dortmunder Jungs sang. Und da konnte der 34-Jährige die Tränen nicht mehr zurückhalten.

BVB-Boss Watzke bedankt sich bei Zorc für dessen Treue

Es sollten nicht die letzten Tränen an diesem Nachmittag bleiben, denn nun endlich war Zorc an der Reihe. Wieder erklang das Lied von den Dortmunder Jungs, wieder flossen die Tränen bei dem derart Gewürdigten. Und weil diese Verabschiedung Chefsache war, schnappte sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke das Mikrofon, nachdem Dickel all die Titel, die Zorc geholt hatte, aufgezählt hatte und mit dem Satz geendet hatte: „Was für eine Karriere, was für ein Lebenswerk!“

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Watzke also bedankte sich für die ewige Treue Zorcs: „Das kann man gar nicht hoch genug würdigen“, sagte er über „17 großartige Jahre“, die die beiden m iteinander erlebt hatten. 44 Jahre hatte Zorc in Diensten des BVB gestanden, 20 als Spieler, 24 als Funktionär. Und in beiden Rollen war der gebürtige Dortmunder außergewöhnlich erfolgreich: 572 Spiele bestritt er in Schwarz-Gelb und erzielte dabei 159 Tore – eine starke Quote für einen defensiven Mittelfeldspieler. Und er sammelte reichlich Titel: den DFB-Pokal, zwei Deutsche Meisterschaften und 1997 den Champions-League-Sieg. Kurz danach, 1998, endete die aktive Karriere und Zorc wechselte ins Management. Erst noch unter Gerd Niebaum und Michael Meier und nicht in alle Prozesse eingebunden – ab 2005 aber als Sportdirektor und damit als Verantwortlicher für den sportlichen Bereich.

Zorc blickt auf unglaubliche Erfolgsgeschichte beim BVB zurück

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Und der Erfolg blieb ihm treu: drei deutsche Meisterschaften, drei Pokalsiege, der Einzug ins Champions-League-Finale. Und Zorc machte sich einen Namen als Transfer-Experte. Das Dortmunder Geschäftsmodell, europaweit (und manchmal auch weltweit) Talente zu finden, in die erste Mannschaft zu integrieren und später mit reichlich Gewinn zu verkaufen, ging vor allem auf Zorc und die von ihm gebaute Scouting-Abteilung zurück. Shinji Kagawa, Robert Lewandowski, Ousmane Dembélé, Jadon Sancho, Erling Haaland – die Liste der Transfererfolge ist lang.

Und all das für einen Klub – das ist im modernen Fußball mehr als außergewöhnlich. Außer Uli Hoeneß beim FC Bayern hat wohl keine andere Person einen Klub derart nachhaltig als Spieler und als Verantwortlicher geprägt wie Michael Zorc.