Berlin. Marco Reus war der Matchwinner beim 3:0-Sieg von Borussia Dortmund bei Union Berlin. Über die gesamte Spielzeit wurde der Kapitän ausgepfiffen.

Vermutlich ahnte Marco Reus schon, was auf ihn zukommen würde, als er sich in Richtung der TV-Kameras bewegte, um beim Rechteinhaber DAZN über die gerade abgepfiffene Partie zu sprechen. Schon während der 90 Minuten hatten die Fans von Union Berlin den Kapitän von Borussia Dortmund ausgepfiffen, beleidigt. Nun beschimpften sie den 32-Jährigen weiter, während dieser den 3:0 (2:0)-Erfolg des BVB einordnete, an dem er selbst einen großen Anteil hatte.

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Denn Marco Reus bewies, dass er Spiele für seine Mannschaft noch prägen kann. Schon in der ersten Halbzeit erzielte er zwei Treffer (18., 25.), Raphael Guerreiro nutzte einen Abpraller für das dritte Tor (71.). Die Dortmunder festigen durch diesen Erfolg den zweiten Platz und rücken wieder auf sechs Punkte an den Tabellenführer FC Bayern ran. Vor allem aber helfen die drei Punkte, den aufbrausenden Gegenwind nach der 2:5-Pleite gegen Bayer Leverkusen vor der wichtigen Europa-League-Partie am Donnerstag gegen die Glasgow Rangers (18.45 Uhr/RTL+) zu beruhigen.

Reus im Kreuzfeuer wegen Elfmeter aus dem April 2021

Zurück zu Reus, „das tut sehr gut“, sagte dieser zum Sieg. „Wir wollten diesen Kampf annehmen, das haben wir hier in den vergangenen Jahren zu selten getan“, ergänzte er, während die Berliner Fans wüteten. Sie hatten es auf ihn abgesehen, weil Reus im April 2021 beim 2:0-Erfolg des BVB einen Elfmeter herausgefädelt hatte.

Diesmal musste der Kapitän keine Tricks nutzen, ihm half viel mehr, dass Marco Rose die taktische Ausrichtung nach dem Debakel gegen Leverkusen veränderte. Zum einen stellte der Trainer Axel Witsel als zweiten Mann auf die Sechs, Mahmoud Dahoud sollte im Mittelfeld geholfen werden. Zum anderen rückte Reus ins Zentrum, in dem er sich wohler fühlt, was er eindrücklich unter Beweis stellen sollte.

Thorgan Hazard flog aus dem BVB-Kader

„Wir freuen uns, dass er zweimal getroffen hat. Aber das heißt nicht, dass wir das nun immer so machen“, sagte Rose. Wichtiger sei es gewesen, durch die Veränderung mehr Stabilität zu erhalten. „Wir hatten insgesamt eine bessere Balance, auch durch die Position von Manuel Akanji.“ Dieser half diesmal auf der rechten Seite der Viererkette aus, die Innenverteidigung bildeten Mats Hummels und Dan-Axel Zagadou. Thorgan Hazard flog pikanterweise aus dem Kader, die genauen Gründe erläuterte der Trainer nicht, ließ aber durchblicken, dass ihm die Trainingseindrücke nicht gefallen hatten. Stürmer Erling Haaland fehlte aufgrund einer Muskelverletzung.

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Allzu sehr wurde der Norweger nicht vermisst, denn der Borussia gelang es trotzdem, die Berliner Defensive ins Schwanken zu bringen. Beim ersten Tor wurschtelte sich Reus durch den Sechzehnmeterraum, vertändelte zwar den Ball. Doch Dahoud schaltete schnell, passte zurück auf Reus, der Torhüter Andreas Luthe, lange Jahre die Nummer eins beim VfL Bochum, keine Abwehrchance ließ (18.).

Reus' spezieller Gruß an die Union-Fans

Beim zweiten Tor rangelte sich Donyell Malen um den ehemaligen Schalker Bastian Oczipka herum, spitzelte den Ball noch im Fallen auf Reus. Der Kapitän rauschte diesmal an Luthe vorbei, erzielte sein zweites Tor und grüßte die Union-Fans, indem er sich einen Finger ans Ohr hielt (25.).

Beim dritten Tor wuchtete sich Jude Bellingham über die linke Seite, spielte auf Malen, der an Luthe scheiterte. Guerreiro nutzte den Abpraller für die Entscheidung (71.).

BVB blieb ausnahmsweise ohne Gegentor

Dazwischen gelang es den Berlinern schon, sich dem Dortmunder Tor anzunähern. Die Stimmung der 10.000 Fans kochte etwa hoch, als das Kopfball-Tor von Kevin Möhwald (73.) durch den Videobeweis zurückgenommen wurde. Anthony Ujah hatte seinen Ellenbogen im Zweikampf mit Akanji genutzt. So blieb der BVB ohne Gegentreffer – eine Seltenheit in dieser Saison.

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Am Ende kam daher doch die Frage nach der Meisterschaft auf, der Rückstand auf den FC Bayern ist ja immerhin auf sechs Punkte geschrumpft. „Sofern wir nicht konstanter werden, ist das eh kein Thema“, meinte Marco Reus nur, die Pfiffe ignorierte der Kapitän dabei weiterhin.