Hamburg. Der BVB verspielt eine große Titel-Chance. Im Achtelfinale des DFB-Pokals verliert Borussia Dortmund mit 1:2 beim Zweitligisten FC St. Pauli.
Axel Witsel lag am Boden, schwer atmend aber ansonsten bewegungslos. Der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund wusste zwar noch nicht, aber ahnte vielleicht, dass sein Fehler kurz zuvor der eine zu viel, der entscheidende gewesen war. Er hatte den Ball zum 0:2 aus Dortmunder Sicht ins Tor gegrätscht, davon sollten sich die Schwarz-Gelben nicht mehr erholen – und so endete das DFB-Pokal-Achtelfinale beim Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli 1:2 (0:2). Eine herbe Enttäuschung für den BVB, denn die Mission Titelverteidigung ist damit früh beendet.
BVB verpasst weiteres Saisonziel
Nach dem Aus in der Champions League ist ein weiteres Saisonziel verpasst und die Stimmung, die nach dem jüngsten 5:1-Sieg gegen den SC Freiburg deutlich aufgehellt war, dürfte in Dortmund wieder deutlich ins Negative drehen.
Nur 2000 Zuschauer durften pandemiebedingt im Millerntor-Stadion dabei sein – und die waren spätestens nach 3:30 Minuten komplett aus dem Häuschen: Der BVB ließ im Mittelfeld jeglichen Zugriff vermissen, Jackson Irvine hatte Zeit, sich zu drehen und einen Steilpass zu spielen. Marcel Hartel nahm ihn auf rechts auf und gab nach innen, wo Etienne Amenyido erstaunlich viel Zeit und Raum hatte und zur frühen Führung der Gastgeber einschob (4.).
Wir scheiden im Achtelfinale aus dem Pokal aus. Tut weh. pic.twitter.com/bSa6mKciwv
— Borussia Dortmund (@BVB) January 18, 2022
Ein früher Schock für den BVB, doch die Reaktion stimmte zunächst: Thorgan Hazard lief allein aufs Tor zu, scheiterte aber an Pauli-Torhüter Dennis Smarsch (7.). Ein traumhafter langer Ball von Mats Hummels brachte Marco Reus in Stellung, doch auch der scheiterte freistehend an Smarsch – mit einem allerdings auch schwachen Abschluss (18.). Wenig später lenkte der Torhüter noch Hazards Fernschuss um den Pfosten und nach dem anschließenden Eckball jagte Erling Haaland einen Abpraller aus 14 Metern über das Tor (19.). Wenig später war der Norweger dann schon vorbei an Smarsch, seinen Schuss aus spitzem Winkel aber konnte Leart Paqarada blocken (20.).
Der Ausgleich schien angesichts der Chancen im Minutentakt nur eine Frage der Zeit – doch dann riss die Dortmunder Offensivherrlichkeit jäh ab. Die Hanseaten standen sicherer, liefen vorne aggressiv an und gingen mit Verve in die Zweikämpfe – das beeindruckte die zusehends fahrigen Dortmunder. Von dem gegen Freiburg so starken Direktspiel war nun wenig zu sehen, jeder Akteur brauchte zwei, drei Kontakte um den Ball zu verarbeiten – und schob ihn dann doch zu oft zum Gegner.
Und die Quittung kam noch vor dem Halbzeitpfiff: Raphael Guerreiro und Reus fabrizieren den nächsten Ballverlust, St. Pauli spielte schnell und schnörkellos nach vorne. Der Ex-Schalker Guido Burgstaller gab scharf nach innen, Witsel wollte vor Amenyido klären – und grätschte den Ball ins eigene Netz (40.). Der Belgier war nur in die Startelf gerückt, weil der zuletzt so starke Mahmoud Dahoud mit Rückenbeschwerden ausfiel – und der Mittelfeldspieler fehlte an allen Ecken und Enden.
Nach der Pause änderte sich das Bild zunächst nicht wesentlich, St. Pauli bot sich sogar die große Chance zur Entscheidung. Doch BVB-Torhüter Gregor Kobel kratzte Burgstallers Kopfball mit einer Sensationsparade von der Linie (54.). Der BVB brauchte die Hilfe des Video-Assistenten, um ins Spiel zurückzukommen: Der erkannte ein Handspiel von Jakov Medic im Strafraum – und den fälligen Elfmeter verwandelte Haaland sicher (58.).
BVB-Aufholjagd gegen St. Pauli kommt zu spät
Der BVB erhöhte den Druck, der ganz große Sturmlauf aber kam nicht zustande – weil es dem Spiel zunehmend an Struktur fehlte, weil die zunehmend müde werdenden Außenseiter immer noch ein Abwehrbein dazwischen bekam. Und so ging es zwar wild hin und her, eine echte Ausgleichschance aber wollte nicht mehr herausspringen, ein Tor schon gar nicht – und so war mit dem Schlusspfiff die nächste heftige Enttäuschung besiegelt.