Dortmund. Schiedsrichter Felix Zwayer hat nach dem umstrittenen Spiel zwischen dem BVB und den Bayern Drohungen erhalten. BVB-Sportdirektor Zorc reagiert.

Der 4. Dezember 2021 ist noch immer nicht vergessen: Fußball-Schiedsrichter Felix Zwayer hatte sich zuletzt erstmals seit langer Zeit wieder zu Wort gemeldet und im Fernsehsender Sky von Drohungen gegen seine Person berichtet. „Auf meinem dienstlichen E-Mail-Account sind zahlreiche Nachrichten eingegangen, die unglaublich sind und mit denen es sehr schwer ist, umzugehen und diese zu ignorieren“, sagte der wegen seiner Leitung des Bundesliga-Topspiels zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern Anfang Dezember ins Zentrum heftiger Diskussionen geratene Zwayer.

BVB-Sportdirektor Michael Zorc: "In keiner Weise zu tolerieren"

„Wir hätten schon längst sprechen sollen“, sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke am Samstag vor der Bundesligapartie bei der TSG Hoffenheim im Sky-Interview: „Was uns damals nur irritiert hat und ein bisschen sauer aufgestoßen ist, ist, dass er uns diesen Dialog, den wir aufnehmen wollten, über die Medien schon angeraten hatte.“

Er habe „immer das altmodische Gefühl, dass man direkt miteinander sprechen muss, wenn so etwas ist“, so Watzke weiter. Inzwischen sei er allerdings überzeugt davon, „dass wir direkt zum Hörer greifen sollten. Es muss alles passen, aber ich habe kein Problem damit, den ersten Schritt zu gehen“. Zuvor hatte BVB-Sportdirektor Michael Zorc vor dem Pokalspiel des BVB beim FC St. Pauli Stellung zu den Schilderungen Zwayers bezogen. "Ich finde das ekelhaft. Das ist in keiner Weise zu tolerieren oder zu rechtfertigen. Wir haben damals unsere Enttäuschung über die Leistung von Felix Zwayer zum Ausdruck gebracht. Aber solche Sachen entsprechen leider auch dem Zeitgeist. Wir haben es zuletzt bei Politikern oder auch Virologen erlebt, die einfach nur ihre wissenschaftliche Meinung geäußert haben. Das Internet ist leider ein anonymes Forum, was die Möglichkeit zu solch idiotischen Beschimpfungen bietet."

Schiedsrichter Felix Zwayer (r.) und BVB-Profi Jude Bellingham.
Schiedsrichter Felix Zwayer (r.) und BVB-Profi Jude Bellingham. © dpa

Besonders hart hatte Dortmunds Jude Bellingham den 40-Jährigen verbal attackiert. Unter anderem, weil dieser einen Handelfmeter gegen sein Team gegeben hatte. Zwayer sprach davon, gerne mit dem Spieler zu sprechen. „Ich möchte mich gerne insbesondere mit Jude Bellingham austauschen zu diesem Thema.“ Der englische Nationalspieler hatte Zwayer in Anspielung auf den 17 Jahre alten Skandal um Robert Hoyzer indirekt sogar Bestechlichkeit vorgeworfen und war dafür später vom DFB bestraft worden. Bellingham sagte damals im TV-Interview nach der 2:3-Niederlage des BVB: „Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“

Felix Zwayer: Tränen der Angst

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„Ich wurde angeschrieben von der Berliner Polizei, dass eine Morddrohung gegen mich im Internet existiert. Und das sind Dinge, die ich meiner Frau gegenüber nicht verheimlichen konnte, insbesondere, weil sie mir unglaublich nah gegangen sind“, berichtete Zwayer bei Sky mit leiser Stimme. „Man versucht, diesen Rucksack aufzuladen und aufzunehmen und sich wie seit 15 Jahren von der eigenen Frau in der Tür zu verabschieden. Und dann sieht man, wie sie in Tränen ausbricht. Nicht, weil sie mich vermisst, weil man weg ist, sondern weil sie sich um mich sorgt.“

Auch Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich hat sich nun nach den heftigen Diskussionen um Felix Zwayer erneut hinter den Referee gestellt und ihm jegliche Unterstützung zugesichert. „Wir unterstützen ihn nach besten Kräften, unabhängig davon, ob er sich für die Fortsetzung seiner Karriere als Schiedsrichter oder dagegen entscheidet“, sagte Fröhlich bei DFB.de.

Zwayer bestreitet Manipulations-Vorwürfe

Zudem bestritt Zwayer bei Sky erneut die seit Jahren schwelenden Vorwürfe, dass er einst von Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer oder einer anderen Person Geld angenommen habe, um ein Spiel zu manipulieren. „Mir wurde niemals Geld angeboten, mir wurde niemals offenkundig von einer beabsichtigten oder durchgeführten Spielmanipulation berichtet“, sagte er: „Ich habe von Robert niemals Geld für irgendeine Beteiligung an irgendeiner Manipulation eines Spiels erhalten.“

Der derzeit pausierende Schiedsrichter weiß nach eigenen Angaben noch nicht, ob er als Bundesliga-Referee zurückkehren wird. „Ich habe vor mir einen Raum, der hat zwei Türen. Der eine Weg führt mich zurück auf den Fußballplatz, und der andere Weg führt mich in ein ganz tolles, erfülltes Privatleben ohne diese Öffentlichkeit, ohne diesen Druck, ohne diesen Stress“, sagte Zwayer. (fs/sid/dpa)