Dortmund. Nach dem 5:1 gegen Frankfurt übt Erling Haaland Kritik, Der BVB setze ihn in Sachen Transfer unter Druck. BVB-Boss Watzke widerspricht.

Dass Erling Haaland sich auf Offensive versteht, hatte er am Freitagabend wieder einmal hinreichend bewiesen. Der Stürmer von Borussia Dortmund hatte zwei Tore beigesteuert zum überdeutlichen 5:1 (3:0)-Sieg gegen den SC Freiburg, und er hatte noch mit einigen weiteren Szenen auf sich aufmerksam gemacht. Damit sah alles nach einem ziemlich perfekten Wochenende für den BVB aus: Man hatte den Tabellenvierten Freiburg geradezu überrollt, durch Tore von Thomas Meunier (13./29.), Mahmoud Dahoud (85.) und eben Haaland (45.+1/75.). Man hatte dabei das wohl beste Spiel unter Trainer Marco Rose gezeigt. Und man war zumindest über Nacht auf drei Punkte an Spitzenreiter Bayern München herangerückt.

Erling Haaland geht gegen den BVB in die Offensive

Dann aber ging Haaland nach Schlusspfiff gleich wieder in die Offensive und ließ beim norwegischen Sender Viaplay Fotball ordentlich Dampf ab, als er nach den Spekulationen ums eine Zukunft gefragt wurde: „Die letzten sechs Monate habe ich beschlossen, aus Respekt vor Dortmund nichts zu sagen“, meinte der 21-Jährige. „Aber jetzt hat der Klub begonnen, mich dazu zu drängen, eine Entscheidung zu treffen. Aber alles, was ich will, ist Fußball zu spielen.“

Die BVB-Bosse hoffen auf einen Verbleib von Erling Haaland.
Die BVB-Bosse hoffen auf einen Verbleib von Erling Haaland. © firo | Unbekannt

Da war sie wieder, die Transfersage, die den BVB seit Monaten beschäftigt: Seit langem ist ja bekannt, dass Haaland den Klub im Sommer für eine festgeschriebene Ablösesumme verlassen kann, die – abhängig von gewissen Faktoren – zwischen 75 und 90 Millionen Euro liegt. Und ebenso klar ist, dass der BVB möglichst schnell eine Entscheidung dazu haben will, weil auch ja für die kommende Saison planen muss – entweder mit Haaland oder einem Nachfolger.

BVB: Viel Druck auf Erling Haaland?

„Sie haben angefangen, viel Druck auf mich auszuüben und ich muss das akzeptieren“, sagte Haaland nun. Jetzt sei die Zeit, „dass die Dinge beginnen“. Aber wann ist der ideale Zeitpunkt für eine Entscheidung? „Jetzt nicht, weil wir mitten in einer schwierigen Phase mit vielen Spielen sind“, antwortete der Norweger. „Alles, was ich will, ist Fußball zu spielen, aber das kann ich gerade nicht.“

Von dieser Redaktion mit den Aussagen konfrontiert, zeigte sich BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke überrascht: „Wir setzen Erling überhaupt nicht unter Druck“, sagte er. „Es gibt aktuell weder Gespräche noch Termine, daher kann ich das nicht nachvollziehen.“ Aber: „Wir können nicht bis Mai warten, das wird ihm auch einleuchten.“

BVB-Boss Watzke zeigt Verständnis für Erling Haaland

Watzke zeigte aber auch Verständnis für Haaland: „Erling ist ein spontaner Mensch und noch ein junger Bursche, der darf das, das ist kein Problem.“ Vermutlich sei der Norweger noch ein wenig frustriert gewesen, weil er sich kurz vor Schluss eine recht harte Gelbe Karte eingehandelt hatte, als er seinen Unmut über eine Schiedsrichterentscheidung etwas zu deutlich zum Ausdruck brachte.

Freude über ein Tor für den BVB beim Spiel gegen den SC Freiburg, aber kehrt Stürmer Erling Haaland in der Transferdebatte dem Klub jetzt den Rücken?
Freude über ein Tor für den BVB beim Spiel gegen den SC Freiburg, aber kehrt Stürmer Erling Haaland in der Transferdebatte dem Klub jetzt den Rücken? © AFP | Unbekannt

Man mühte sich also in Dortmund, die Wogen schnell wieder zu glätten, doch die Aussagen des Torjägers ließen sich nicht mehr einfangen – und so trat vollkommen in den Hintergrund, welch großartiges Spiel der BVB zuvor gegen allerdings ungewohnt zaghafte Freiburger abgeliefert hatte. Mit schnellen Kombinationen, teils traumwandlerisch sicherem Direktspiel – und ebenso konzentrierter wie aggressiver Arbeit gegen den Ball. Dortmund war die fußballerische bessere und entschlossenere Mannschaft an diesem Freitagabend – und damit waren die Gäste aus dem Breisgau komplett überfordert. Gleich zweimal köpfte Meunier einen präzise getretenen Eckball von Julian Brandt ins Tor, weil er sich im Strafraum mit aller Wucht durchsetzte. Dann eroberten erst Jude Bellingham, dann Mahmoud Dahoud den Ball und spielten feine Steckpässe auf Erling Haaland, der vor dem Tor kühl verwandelte. Und den Endstand stellte Dahoud mit einem wuchtigen Schuss her (86.). Das zwischenzeitliche Freiburger 1:3 durch Ermedin Demirovic (61.) hatte nur kurz für einen Hauch Spannung gesorgt.

Zwei Verletzungen werfen Schatten auf den Sieg

Die pandemiebedingt nur 750 Zuschauer waren begeistert und sangen von der Meisterschaft. Für Trainer Marco Rose allerdings trübte sich die Freude dadurch ein, dass Emre Can (Hüftprobleme) und Meunier (Fußverletzung) vorzeitig vom Platz mussten – ihr Einsatz im DFB-Pokal-Achtelfinale beim Zweitligisten FC St. Pauli am Dienstag ist ungewiss.

„Ich freue mich total über den Sieg heute“, meinte Rose, nachdem er seine Mannschaft ausgiebig gelobt hatte. „Aber verletzte Spieler sind immer schwierig, weil du natürlich eine volle Kapelle willst.“

Und dann kam später am Abend noch das Thema Haaland hinzu, dessen Abgang im Sommer mit seinen Aussagen wieder ein Stück wahrscheinlicher scheint. Ob er denn noch Hoffnung habe, dass der Stürmer bleibt, wurde Watzke gefragt. „Was heißt Hoffnung?“, gab der BVB-Boss zurück. „Wenn es so kommt, freuen wir uns sehr. Und wenn es anders kommt, werden wir das auch lösen.“