Frankfurt. . Der BVB dreht das Spiel in Frankfurt und gewinnt 3:2. Trainer Marco Rose hofft auf einen Schub – und bemängelt trotzdem altbekannte Fehler.
Oliver Glasner sah bemitleidenswert aus: Unter dem linken Auge prangte ein gewaltiger Bluterguss, an der Schläfe eine Schürfwunde. Die Folgen eines Sturzes mit einem Elektroroller vor einigen Tagen, die dem Trainer von Eintracht Frankfurt einen Jochbeinbruch eingetragen hatten – die ihn aber nicht mehr groß störten: „Ich bin schon wieder ganz fit“, beteuerte der Österreicher. Er hatte am Samstagabend ganz andere Themen, über die er sich ärgern konnte: Dass nämlich seine Mannschaft das Spitzenspiel gegen den BVB trotz 2:0-Führung nach späten Gegentoren noch 2:3 verloren hatte, dass die Frankfurter lädiert und mit einigen Schrammen aus dieser rassigen, intensiven Partie vor 250 Zuschauern gegangen waren.
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Wie so oft ließ sich auch diese Partie aus zwei Sichtweisen erklären. Glasner haderte damit, dass seine Mannschaft mit der Führung im Rücken erst die Riesenchance aufs 3:0 durch Jesper Lindström liegen ließ (47.) und dann immer passiver wurde, das Spiel nach vorne mehr und mehr einstellte, es nur noch mit langen Bällen versuchte. „Da waren wir wie das Kaninchen vor der Schlange“, haderte Glasner. „Und leider hat die Schlange zugebissen.“
Sein Gegenüber Marco Rose dagegen hob natürlich den Dortmunder Beitrag zum wechselhaften Spielverlauf hervor: „Wir sind gut reingekommen in der ersten Viertelstunde, haben Druck gemacht und hatten eine hervorragende Chance“, meinte der BVB-Trainer. „Dann kamen zwei Themen, die wir besser machen wollten, wir kassieren Tore nach Ballverlusten und nach einer Standardsituation.
BVB-Profi Emre Can: "Wir haben an uns geglaubt“
Zunächst war es Julian Brandt, dem ein vermeidbarer Fehlpass unterlief, dem Emre Can ein ungeschicktes Foulspiel hinzufügte. Den fälligen Freistoß trat Filip Kostic stark in den Strafraum, die Dortmunder Gegenwehr durch Marco Reus und Jude Bellingham geriet zu passiv und Rafael Borré drückte den Ball über die Linie (16.). Ein Tor, das einen Bruch im Spiel bedeutete. Den bis dato dominanten Dortmundern unterliefen nun reihenweise Fehlpässe, den nächsten folgenschweren spielte Thomas Meunier. Wenig später flankte wieder Kostic, der BVB bekam den Ball nicht geklärt und Borré machte sein zweites Tor zum 2:0 (24.). „Da hätten nicht mehr viele an uns geglaubt“, meinte Emre Can. „Aber wir haben an uns geglaubt.“
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Ganz ruhig und sachlich sei es in der Halbzeitpause in der Kabine zugegangen, berichtete Rose, man habe gar nicht viel ändern müssen – nur die Mannschaft an ihre Stärken und die eigentlich ordentliche Spielanlage erinnern müssen. Mit der Gelassenheit aber hätte es nach der Pause schnell vorbei sein können. Lindström erlief den nächsten Dortmunder Fehlpass, tunnelte Can auf dem Weg in den Strafraum, scheiterte dann aber mit schwachem Abschluss am stark reagierenden Gregor Kobel (47.).
So blieb der BVB im Spiel, in das nach einer guten Stunde Thorgan Hazard für Brandt kam. Und der Belgier war noch gar nicht lange auf dem Platz, da nahm er einen Steilpass von Erling Haaland auf, tunnelte den ansonsten starken Eintracht-Torhüter Kevin Trapp und erzielte das 1:2, das den Dortmundern den Glauben an die Wende zurückgab (71.).
Wildes BVB-Ende: Mahmoud Dahoud schlenzt den Ball ins Tor
Die ließ allerdings noch eine ganze Weile auf sich warten. Frankfurt war nun zwar deutlich passiver, spielte die Bälle, nachdem sie erobert waren, nicht mehr nach vorne, sondern nach hinten, zu Trapp, der sie dann planlos nach vorne schlagen musste. Die Schwarz-Gelben schoben immer weiter nach vorne, offenbarten so natürlich Lücken, die die sonst so konterstarke Eintracht aber nicht mehr zu nutzen wusste. Und so kam es zu jenen wilden und aus Dortmunder Sicht begeisternden Schlussminuten: Erst flankte Meunier und Bellingham köpfte zum 2:2 ein (87.). Die Frankfurter waren konsterniert, die Dortmunder drückten nun erst recht – und belohnten sich spät: Haaland blieb noch hängen, aber Mahmoud Dahoud nahm den Abpraller auf und schlenzte den Ball von der Strafraumgrenze unhaltbar ins Tor (89.).
Aus einem enttäuschenden war ein überaus erfreulicher Samstagabend geworden, der Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München ist auf sechs Punkte verkürzt – und der BVB kann mehr als die drei Zähler aus der Partie ziehen. „Die Art und Weise, wie wir das Spiel gewonnen haben, sollte uns etwas geben“, sagte Rose. „Jetzt bin ich auch gespannt, wie die Mannschaft damit umgeht.“