Berlin. Das 2:3 bei Hertha BSC zeigt: Der BVB pendelt zwischen Selbstzweifeln und Selbstbewusstsein. Die Bilanz von Trainer Rose ist weiter angekratzt.

Noch in der Nacht auf Sonntag, der Flieger aus Berlin war gerade gelandet, die 2:3 (1:0)-Niederlage bei Hertha BSC belastete, lauschten die Dortmunder ein letztes Mal in diesem Jahr den Worten von Marco Rose. Der Trainer hielt eine kurze Ansprache, ehe sich die Profis in den zweiwöchigen Urlaub verabschiedeten. Am 3. Januar beginnt die Vorbereitung auf die Rückrunde, die erfolgreicher verlaufen soll als die vergangenen sechs Monate.

„Ich hoffe, dass der Trainer ab dem Trainingsstart im Januar fast alle Profis zur Verfügung hat und mit dem Team besser arbeiten kann“, erklärt Sebastian Kehl am nächsten Tag dieser Redaktion. „Unser Ziel ist es, eine Schippe draufzupacken, weniger Gegentore zu kassieren, als Team besser zu verteidigen“, ergänzt der Leiter der Dortmunder Lizenzspieler-Abteilung. Trotzdem stehe man mit einem Schnitt von zwei Punkten auf Platz zwei. „Das ist nicht außergewöhnlich, damit wird man nicht Meister, aber es ist in Anbetracht vieler Probleme okay.“

Witsel als Innenverteidiger überfordert

Wobei „okay“ natürlich keine Begeisterung weckt. Weiterhin sehnt sich der Klub nach mehr Beständigkeit. Der BVB pendelt seit Längerem zwischen Selbstzweifeln und Selbstbewusstsein, auf Höhen folgen regelmäßig Tiefen.

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Wie in Berlin. In den 90 Minuten misslang nicht alles. Julian Brandts Heber zur Führung beglückte sogar (31.), nach dem Anschlusstreffer von Steffen Tigges wäre ein Punktgewinn möglich gewesen (83.). Doch immer wieder schaffte es die Hertha, die improvisierte BVB-Defensive durchzurütteln. Nach der Pause entglitt den Dortmundern das Spiel vollständig, Ishak Belfodil (51.) und Marco Richter (57./69.) drehten das Ergebnis. Die Gegenwehr? Blieb aus. Kapitän Marco Reus und Erling Haaland ärgerten sich mehr über ihre Mitspieler als zu helfen. Emre Can schaffte es nicht, im Zentrum dagegenzuhalten. Axel Witsel wirkte als Aushilfe in der Innenverteidigung überfordert, denn Mats Hummels und Manuel Akanji fehlten krank und verletzt.

Rückschlag für Dortmund in Berlin

So wachsen die Zweifel, ob es Marco Rose tatsächlich gelingen kann, dieser Mannschaft die Konstanz zu verleihen, nach der sie schon so lange sucht. Der Rückschlag in Berlin kratzt die Bilanz des im Sommer gestarteten Trainers weiter an.

Enttäuscht: BVB-Traoiner Marco Rose nach der Niederlage bei Hertha BSC.
Enttäuscht: BVB-Traoiner Marco Rose nach der Niederlage bei Hertha BSC. © firo

Der BVB hat in dieser Hinrunde fünf Punkte mehr erspielt als in der vergangenen, taumelte dafür jedoch aus der Champions League. Der Rückstand auf den FC Bayern betrug vor dem direkten Duell (2:3) Anfang Dezember einen Punkt, jetzt sind es neun Punkte – was sich nach einer Vorentscheidung im Titelkampf anfühlt. Viele Verletzungen schwächten die Mannschaft, viele Gegentore verhinderten mehr Erfolge. Eine Antwort auf die Defensivprobleme hat Trainer Rose bislang nicht gefunden.

BVB-Trainer Rose kritisiert Haltung der Spieler

„Marco Rose macht das gut. Er kriegt die Zeit, das erste halbe Jahr war nicht so schlecht. Er hat die komplette Rückendeckung, das komplette Vertrauen“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Sonntagmorgen bei Bild-TV. Der Trainer selbst kritisierte nach der Partie die Haltung seiner Spieler. „Wir sind Borussia Dortmund, wollen in Berlin gewinnen, und das muss jeder erkennen können“, meinte Rose. „Um maximal erfolgreich zu sein, braucht es ein bisschen mehr.“ Der 45-Jährige hat bereits durchblicken lassen, dass er sich Verstärkungen für den Kader wünschen würde, jedoch die angespannte finanzielle Lage des Vereins kenne.

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Transfers im Winter deuten sich daher nicht an. „Im Moment sehe ich keine große Bewegung auf der Zugangsseite, und im Moment kann ich mir das auf der Abgabeseite auch nicht vorstellen“, erklärt Sebastian Kehl. Fest steht: „Über den Winter wird Erling Haaland auf jeden Fall bleiben.“ Für Torhüter Roman Bürki sucht der BVB hingegen weiterhin einen Abnehmer. Allerdings sei wenig Bewegung auf dem Markt, meint Kehl. „Es liegen uns keine konkreten Anfragen vor.“ Viel wichtiger sei ohnehin, „dass wir im Januar mit dem kompletten Kader arbeiten können“.

Viel Zeit bis zum Start bleibt dann allerdings nicht. Schon am 8. Januar beginnt die Rückrunde bei Eintracht Frankfurt.