Bochum. Beim 1:1 zwischen Bochum und dem BVB patzt Gregor Kobel erstmals im BVB-Trikot - und Manuel Riemann ist ein Garant für den Bochumer Punktgewinn.

Mats Hummels zeterte und schimpfte wie wild, während Gregor Kobel reichlich bedröppelt in die Gegend schaute. Beide, der Innenverteidiger und der Abwehrspieler von Borussia Dortmund, hatten die gleiche Meinung zu der Szene, die sich Sekunden zuvor abgespielt hatte, aber sie gingen sehr unterschiedlich damit um - weil sie ganz unterschiedliche Rollen gespielt hatten.

Hummels nämlich hatte nur beobachten können, wie der BVB-Torhüter Kobel im Bundesligaspiel beim VfL Bochum aus seinem Tor sprintete, um den Ball zu klären. Dummerweise sprintete auch der Bochumer Christopher Antwi-Adjei zum Ball, und dummerweise war er auch noch schneller als Kobel. Das wäre an sich noch kein Schaden gewesen, denn die Situation war recht ungefährlich, der Ball weit weg vom Tor, Hummels und andere BVB-Verteidiger außerdem in unmittelbarer Nähe. Und doch packte Koel die hochriskante Grätsche aus, erwischte aber nicht den Ball und dafür den Bochumer. Elfmeter, 0:1 in der 40. Minute, am Ende hieß es 1:1.

Und deswegen war Hummels nun der Ankläger und Kobel der voll geständige Beklagte: "Ich bin da einfach zu spät gekommen, da muss ich smarter und intelligenter sein, dass wir den Elfmeter nicht bekommen", sagte der Schweizer über seinen Patzer. "Da bringe ich die Mannschaft in eine schwierige Situation."

Ein Torhüter zwischen Genie und Wahnsinn

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Zu der Situation wäre es vielleicht gar nicht gekommen, in jedem Fall hätte sie weniger schwerwiegend sein können, hätten die Ereignisse auf der anderen Seite einen anderen Verlauf genommen. Dort nämlich präsentierte VfL-Torhüter Manuel Riemann innerhalb kürzester Zeit die volle Bandbreite zwischen Genie und Wahnsinn, die sein Spiel gelegentlich ausmacht.

Erst wagte er im eigenen Strafraum ein Dribbling gegen Erling Haaland und verlor den Ball an Jude Bellingham, woraus mit viel Bochumer Glück kein Gegentreffer erwuchs (16.). Dann tauchte Bellingham wenig später frei vorm Tor auf und schoss, flach und gar nicht einmal unplatziert. Doch Riemann fuhr blitzschnell das Bein aus und klärte zur Ecke (18.). Und als wenig später Haaland frei vorm Bochumer Kasten auftauchte, war es wieder der Torhüter, der im direkten Duell Sieger blieb (27.).

Bochum Trainer Reis lobt Riemann

"Wir sind froh, dass er in diesem Spiel wieder dabei war", freute sich Bochum-Trainer Thomas Reis, der seinem Torhüter zuletzt wegen eines Wehwehchens eine Pause verordnen musste. "Wir wissen, was Manu kann und wir wissen, dass sein Spiel sehr risikoreich ist. Trotzdem hat er eine tolle Entwicklung genommen und ist wesentlich risikoärmer geworden. In der Bundesliga werden solche Dinge brutal bestraft und gerade gegen Borussia Dortmund darfst du so gut wie gar keine Fehler machen. Ich fand seine Leistung sehr gut."

Auch BVB-Co-Trainer Alexander Zickler, der den gesperrten Marco Rose vertrat, lobte den "sehr, sehr guten Schlussmann", konnte sich aber wesentlich weniger drüber freuen. Denn die Torhüterleistungen hatten entscheidend dafür gesorgt, dass sich die Dortmunder trotz des Unentschiedens am Ende wie Verlierer fühlten. Hier Kobel, der mit seinem ersten Patzer im BVB-Trikot dafür sorgte, dass die Bochumer ohne eine hochkarätige Torchance zu einem Treffer kamen - und dort Riemann, der mit starken Paraden dafür sorgte, dass die Dortmunder trotz vieler hochkarätiger Chancen nur zu einem Treffer kamen.