Dortmund. Borussia Dortmund hat Mainz mit 3:1 (1:0) geschlagen und steht zumindest für einen Tag auf Platz eins. Rundum zufrieden war man beim BVB nicht.
Die Gelegenheit war günstig, und so legte der Mann in der gelben Jacke einen kurzen Sprint ein und schaffte, woran schon viele Bundesliga-Verteidiger gescheitert sind: Er stellte Erling Haaland. Gut, dabei half, dass die Bundesliga-Partie zwischen Borussia Dortmund und Mainz 05 schon beendet war und dass es kein Gegenspieler, sondern ein BVB-Fan war, der da auf Haaland zulief, nachdem er sich irgendwie an den Ordnern vorbeigemogelt hatte. Haaland nahm den heranstürmenden jungen Mann in den Arm und schenkte ihm sein Trikot.
BVB-Star Erling Haaland hält durch und trifft doppelt
Zuvor hatte der Norweger schon die meisten der übrigen 63.812 Zuschauer sehr glücklich gemacht, weil er nämlich zwei Tore beigetragen hatte zum 3:1 (1:0)-Sieg gegen Mainz 05. Dabei war lange gar nicht klar, ob der Norweger überhaupt würde spielen können, nachdem ihn eine hartnäckige Oberschenkelprellung wochenlang ausgebremst hatte. Und dann war eigentlich ziemlich klar, dass er keinesfalls 90 Minuten würde spielen können. Und doch stand er in der Nachspielzeit noch auf dem Platz und konnte das erlösende 3:1 erzielen.
„Ich hatte immer wieder mal Blickkontakt mit ihm, um zu sehen, ob es noch geht“, erzählte BVB-Trainer Marco Rose später. „Und bei Erling ging der Daumen immer hoch. Natürlich wäre gut gewesen, wenn wir ihn hätten rausnehmen können. Aber wir brauchten ihn mit seiner Größe bei Standards gegen uns – und daneben macht er ja immer auch ein Tor, was auch helfen kann.“
Zunächst hatten aber andere die Partie geprägt: Thomas Meunier marschierte über die rechte Seite nach vorne und über Umwege gelangte der Ball zu Marco Reus, der von der Strafraumgrenze wuchtig abzog und genau in den Winkel traf (3.). Viele der 63.812 Zuschauer waren da noch gar nicht auf ihren Plätzen, sondern standen vor den Stadiontoren, weil die Einlasskontrollen deutlich länger dauerten als erwartet.
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So entging ihnen dieser Auftakt zu einer sehr starken ersten Halbzeit, die die Dortmunder komplett dominierten, weil sie Mainz weit nach hinten drückten, meist den Ball hatten und ihn, wenn er mal verloren ging, umgehend zurückeroberten. „Wir haben das in der ersten Halbzeit gut gemacht“, lobte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. „Mainz hatte einen einzigen Torschuss und der ging in die Mauer – das war‘s.“ Die Dortmunder brannten zwar auch kein Chancenfeuerwerk ab, hatten aber die hochkarätigeren Möglichkeiten – insbesondere durch Haaland, der in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs frei vorm Tor auftauchte und an Robin Zentner scheiterte. Den Nachschuss kratzte ein Mainzer von der Linie.
In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild, obwohl der BVB zunächst nachlegte: Auf Intervention von Video-Assistent Matthias Jöllenbeck entschied Schiedsrichter Daniel Schlager auf Handelfmeter für den BVB, den Haaland mit etwas Glück verwandelte: Robin Zentner war mit der Hand noch am recht zentral platzierten Ball, konnte den wuchtigen Schuss aber nicht halten (54.). „Dann haben wir ein bisschen die Kontrolle abgegeben, einfache Fehler gemacht und weniger gemacht“, haderte Zorc. „Man hat gesehen, dass der eine oder andere Spieler auf dem Platz noch nicht bereit war für 90 Minuten.“
Mainz kam zu Chancen und Mainz kam zum Anschluss, weil BVB-Torhüter Gregor Kobel den Ball auf den Kopf des Mainzers Niklas Tauer schlug. Der gab ins Zentrum, Jae Sung Lee leitete per Kopf weiter in den Strafraum und Jonathan Burkardt spitzelte die Kugel vorbei an Kobel (88.). Wieder mal ein Gegentreffer, noch dazu ein höchst vermeidbarer. „Da machen wir es uns hintenraus selbst schwer“, schimpfte Trainer Marco Rose. „Es ist unnötig, dass wir das immer wieder diskutieren müssen, weil es eigentlich ein sehr ordentliches Spiel war. Aber wir müssen immer wieder den Finger in diese Wunde legen.“
BVB-Tabellenführung: "Sieht schön aus"
Es wurde noch einmal eng, am Ende jubelten aber die Dortmunder – weil Jude Bellingham den Ball tief in der gegnerischen Hälfte eroberte und den mitgelaufenen Haaland bediente, der sicher einschob (90.+4). Mindestens für eine Nacht ist der BVB nun Tabellenführer, woran man sich aber noch nicht allzu viel macht. „Sieht schön aus“, meinte Zorc nur kurz und knapp dazu, dass der BVB ganz oben steht, und schob dann lächelnd nach: „Zumindest besser, als wenn es umgekehrt wäre.“