Istanbul. Die Fans von BVB-Gegner Besiktas sind wegen ihrer Lautstärke gefürchtet. Das bereitet Dortmund keien Sorgen – ein anderes Thema schon.

Marco Reus griff sofort korrigierend ein: „Das war nicht ich, das war Timo Werner“, sagte der Kapitän von Borussia Dortmund. Irgendwo auf dem Weg zwischen einem türkischen Journalisten und dem Übersetzer war nämlich die Faktenlage etwas durcheinander geraten und am Ende wurde Reus damit konfrontiert, dass er in Leipzig mal vom Feld gegangen sei, weil ihn die Atmosphäre so erdrückt hatte.

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Eine interessante Geschichte, an der aber nur die groben Züge stimmten. Denn erstens hatte sie sich nicht in Leipzig, sondern in Istanbul abgespielt, und zweitens war nicht Reus vom Feld gegangen, sondern eben Werner – als RB Leipzig bei Besiktas gastierte und es so laut war, dass Werner mit Kreislaufproblemen vom Platz musste. Das ist deswegen nun wieder relevant, weil am Mittwoch der BVB in der Champions League bei Besiktas antritt (18.45 Uhr/DAZN), und weil die türkischen Fans noch immer den Ruf haben, besonders laut zu sein – auch wenn das Stadion wegen der Corona-Pandemie bei weitem nicht auf allen 41.903 Plätzen gefüllt sein wird.

BVB: Trainer Rose wird nach Ex-Schalke-Profi Kabak gefragt

Aber Reus erwartet nicht, dass ihm ähnliches passiert wie einst Werner: „Wir haben in Dortmund auch ein wunderschönes Stadion mit tollen Fans“, sagt er, als der Sachverhalt endlich geklärt ist. „Die sind auch extrem laut, das dürfte uns also nicht stören. Wir freuen uns, wenn es sehr laut wird.“

Auch BVB-Trainer Marco Rose bekam von den türkischen Journalisten einige Fragen gestellt, die ihn sehr wunderten – und einige, die ihn sehr, sehr, sehr wunderten. Warum der BVB denn den Ex-Schalker Ozan Kabak nicht verpflichtet, sondern Rose sein Veto eingelegt habe, wollte einer wissen.

BVB: Trainer Rose sieht Verbesserungspotenzial in der Defensive

Ein anderer fragte, warum die Abwehr seit Roses Amtsantritt so schlecht sei und was er dagegen zu unternehmen gedenke. Die Frage hatte grundsätzlich ihre Berechtigung nach neun Gegentoren in vier Bundesligaspielen. Allerdings unterschlug sie, dass das Defensivproblem in Dortmund nicht neu ist, schon Roses Vorgänger, Vor-Vorgänger und einige weitere mehr schlugen sich damit herum.

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„Wir haben ja trotzdem ein paar Punkte geholt und das Pokalspiel gewonnen“, bemerkte der Trainer daher spitz, räumte das Problem aber ein: „Wir sind damit auch nicht zufrieden, ganz und gar nicht, das macht uns sogar sauer.“ Das Leverkusen-Spiel, an dessen Ende ein 4:3-Sieg stand, habe man aufgearbeitet, vor allem in der Videoanalyse – denn zum Training war wenig Zeit. „Trotzdem haben wir am Platz gearbeitet und haben vor allem das Spiel mit Ball angesprochen – denn da beginnt ja schon das Spiel gegen den Ball“, erklärte Rose. Ansonsten lohne es sich gar nicht, allzu viel darüber zu reden: „Die Jungs machen das ja nicht mit Absicht. Auch Marco will lieber 3:0 als 4:3 gewinnen.“

Diesen Eindruck hatte Reus unmittelbar nach dem Leverkusen-Spiel sehr glaubhaft, weil geradezu aufgebracht vermittelt. Nun, neben Rose auf dem Podium, klang es entspannter: „Ich habe gesagt, dass wir zu einfache Gegentore bekommen“, sagte er. „Das betrifft die gesamte Mannschaft, weil in der Absicherung, in der Staffelung zu große Lücken sind. „Das müssen wir ändern, weil Besiktas eine starke Mannschaft ist, die nach nach Ballgewinnen schnell nach vorne spielt.“

BVB will in der Champions League "Geschichte schreiben"

Gegentore gilt es zu vermeiden, denn die Ansprüche sind groß: „Die Jungs haben letzte Saison einen herausragenden Endspurt hingelegt, weil sie die Champions League haben wollten“, sagt Rose. „Jetzt haben wir sie und jetzt wollen wir sie nutzen, mit allem, was wir haben. Wir wollen erfolgreich sein und unsere eigene Geschichte in diesem Wettbewerb schreiben.“

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Und diese Geschichte soll nach der Vorrunde noch lange nicht vorbei sein – deswegen sind drei Punkte zum Auftakt fest eingeplant.