Dortmund/Istanbul. Das erste Spiel der neuen Saison in der Königsklasse führt den BVB nach Istanbul. Die Besiktas-Fans gelten als lautestes Publikum der Welt.

Istanbul präsentierte sich von seiner besten Seite, als Flug EW1909 am Dienstag um 13.57 Uhr landete. 26 Grad und dazu ein leichter Wind empfingen die Profis von Borussia Dortmund, es herrschte Wohlfühl-Klima am Bosporus.

Am Mittwoch (18.45 Uhr/DAZN) aber dürfte es vorbei sein mit dem Wohlfühlklima, der BVB tritt an beim türkischen Double-Gewinner Besiktas – und die Dortmunder ahnen, dass da eine komplizierte Herausforderung auf sie zukommt. „Das wird sicherlich ein Spektakel, auch von den äußeren Umständen“, sagt Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Redaktion. „Es wird sehr laut.“ Er hat es selbst schon erlebt: 1989 stand Zorc auf dem Rasen, als der BVB im Pokal der Pokalsieger bei Besiktas antrat. Frank Mill traf, Dortmund gewann 1:0 und bei der Abfahrt sollen Steine gegen den Bus geflogen sein. Die Spielstätte, das Inönü-Stadion war gefürchtet bei gegnerischen Mannschaften, auch wegen der irren Lautstärke: 2013 wurden 141 Dezibel gemessen, Weltrekord für ein Fußballstadion und deutlich lauter als ein Düsenflieger beim Start.

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Neues Stadion, alte Leidenschaft

Das alte Stadion ist inzwischen dem Vodafone Park gewichen, einer modernen Arena. Die Leidenschaft aber ist geblieben. „Das Stadion kann ein echter Hexenkessel sein“, sagt Andreas Beck. Der Rechtsverteidiger hat viel erlebt, er ist mit dem VfB Stuttgart Meister geworden und abgestiegen, er war Nationalspieler und ist aktuell in Belgien bei der KAS Eupen aktiv. Aber die Zeit bei Besiktas von 2015 bis 2017 ist in besonderer Erinnerung – nicht nur wegen der zwei Meisterschaften, die Beck mit Besiktas holte. „Am imposantesten sind die Fans“, sagt der 35-Jährige mit deutlich hörbarer Begeisterung. Klar, auch in Dortmund sei die Kulisse spektakulär. „Aber bei Besiktas ist es noch einmal eine andere Atmosphäre. Es sind sehr fanatische, sehr emotionale Fans.“ Das musste auch schon Timo Werner erfahren: Als der Nationalstürmer 2017 mit RB Leipzig in Istanbul antrat, war es geradezu infernalisch laut – und Werner musste nach einer knappen halben Stunde mit Kreislaufproblemen ausgewechselt werden, nachdem er es schon vergeblich mit Ohrstöpseln versucht hatte.

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Gegen Dortmund wird wegen der Corona-Pandemie nur die Hälfte der sonst üblichen 41.903 Zuschauer im Stadion sein – aber ein Spektakel auf den Rängen wird dennoch erwartet. „Ich habe schon oft gesagt: 10.000 Zuschauer in der Türkei können mehr Lärm machen als so manch volles Stadion in der Bundesliga“, meint Beck. Und sie können ihre Mannschaft zum Sieg schreien, davon ist Beck überzeugt. „Als Spieler von Besiktas weißt du immer: Du brauchst nur diesen einen Moment, der das Fass hier zum Überlaufen bringen kann.“

Hitzige Atmosphäre eine Herausforderung für BVB-Youngster

So wie 2016 in der Champions League gegen Benfica Lissabon: 0:3 lagen die Gastgeber zur Halbzeit zurück, alles schien verloren. Dann fiel das 1:3. „Und dann ist die die Stimmung mit einem Schlag anders“, erinnert sich der Rechtsverteidiger. „Es war sofort lauter, hitziger, und wir hatten Oberwasser. Und dann kann so eine Halbzeit in Istanbul sehr lang sein für den Gegner.“ 3:3 hieß es am Ende und Besiktas hätte sogar gewinnen können.

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Heute ist der BVB der klare Favorit, zumindest auf dem Papier. Aber nicht immer überträgt sich das bekanntlich auf den Platz. Wie kommen die vielen jungen Spieler in Schwarz-Gelb mit der hitzigen Atmosphäre zurecht – gegen eine Mannschaft, die durchaus Qualität und vor allem Erfahrung mitbringt. „Da sind viele international anerkannte Spieler mit vielen Länderspielen, eine abgezockte Truppe also“, sagt Beck. Miralem Pjanic, Alex Texeira, Domagoj Vida und Michy Batshuayi – Namen, die für fußballerische Klasse und viel internationale Erfahrung stehen.

Wie also geht es aus? „Ich würde mich freuen, wenn es ein sehr offenes Spiel wird“, sagt der frühere Besiktas-Profi. Für die Stimmung im Stadion wäre das sicher nicht das schlechteste.