Dortmund. Jude Bellingham zählt beim BVB mit 18 zu den Leistungsträgern. Auch deswegen ließ man Delaney ziehen. Dennoch muss sich der Engländer steigern.

Es spielt sich alles in wenigen Sekunden ab: Jude Bellingham bekommt den Ball, legt sofort quer und Donyell Malen schiebt ein. Aber zum Freuen ist keine Zeit, sofort rollt der Gegenangriff. Und Bellingham attackiert den ballführenden Reinier entschlossen, jagt ihm den Ball ab und befördert ihn gleich wieder ins Tor. „Sehr gut, Jude!“, brüllt Trainer Marco Rose.

Es ist nur eine Spielform im Abschlusstraining vor dem Bundesligaspiel gegen die TSG Hoffenheim an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN). Aber sie zeigt, was seit Wochen zu sehen ist: Bellingham ist beim BVB längst mittendrin statt nur dabei – und er wird auch gegen Hoffenheim eine Hauptfigur sein.

BVB: 23 Millionen für einen 17-Jährigen

Ein Jahr ist er inzwischen in Dortmund, er kam als Versprechen für die Zukunft vom englischen Zweitligisten Birmingham City. Als großes Versprechen sogar, viele europäische Topklubs waren hinter dem Mittelfeldspieler her und der BVB zahlte 23 Millionen Euro. Eine gewaltige Summe für einen damals 17-Jährigen – in Corona-Zeiten.

Und das Versprechen sollte sich schnell erfüllen: Bellingham bestritt in seinem ersten Jahr in Dortmund erstaunliche 46 Pflichtspiele, stand in 33 Partien in der Startelf. „Es lief besser, als selbst ich es erwartet hätte“, sagte der 18-Jährige bei DAZN. Auch unter dem neuen Trainer Marco Rose gehört er bislang zur Stammformation, besetzt in der Raute, die meistens die Formation der Wahl ist, die rechte Halbpositionen im Mittelfeld.

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Die Rolle und die von Rose gewünschte Spielweise liegen dem jungen Engländer: bissig und aggressiv gegen den Ball arbeiten, immer wieder dynamisch in den Strafraum vorstoßen, schnell, direkt und schnörkellos den Weg zum Tor suchen – das zeichnet Bellinghams Spielweise aus und das will Rose sehen. „Ich bin ein großer Fan des neuen Trainers, seine Spielweise passt wie angegossen zu meinem Stil“, meint der junge Engländer. Im mit 1:2 verlorenen Auswärtsspiel beim SC Freiburg gehörte er so zu den wenigen Lichtblicken, erarbeitete sich einige gute Torchancen.

„Er hat eine große Entwicklung genommen in den letzten Monaten“, sagt Lizenzspielerchef Sebastian Kehl dieser Redaktion. „Jude genießt eine hohe Akzeptanz in der Mannschaft und auch im Umfeld – aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten, aber auch aufgrund seiner starken Persönlichkeit.“

Denn Bellingham gefällt nicht nur fußballerisch. Wie er mit gerade einmal 18 Jahren schon Anweisungen gibt, wie er angstfrei zu Werke geht und immer den Ball haben will, wie er zudem regelmäßig das Publikum anheizt – das beeindruckt nicht nur in Dortmund.

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„Ich kann es nicht glauben, dass er erst 17 ist“, sagte der hochdekorierte Trainer Pep Guardiola im vergangenen Frühjahr mit einem Augenzwinkern, als Bellingham im knapp verlorenen Viertelfinal-Duell in der Champions League gegen Manchester City zu den Auffälligeren gehört hatte. „Vielleicht ist er ein Lügner. Er ist so gut für einen 17-Jährigen. Ein fantastischer Spieler“.

Auch deswegen hat der BVB den Mittelfeldkämpfer Thomas Delaney für sechs Millionen Euro zum FC Sevilla ziehen lassen, obwohl der als Defensivzweikämpfer und Persönlichkeit abseits des Rasens wichtig war. „Thomas ist ein aggressive Leader, der Dinge verkörpert, die mir sehr gut gefallen“, so sagt es Trainer Rose. Aber erstens wollte Delaney weg. Und zweitens hat man ja nun einen wie Bellingham, der fußballerisch besser ist und dem zugetraut wird, in eine Führungsrolle hineinzuwachsen. Auch deswegen hat man ihn ja mit seinem 18. Geburtstag im Juni bis 2025 gebunden.

BVB-Talent Bellingham: Noch viel Potenzial vorhanden

Die BVB-Bosse sind sicher, dass der Engländer noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen ist – und sie wissen, dass er auf dem Platz noch dazulernen muss. „Er spult ein unglaubliches Pensum ab“, sagt Sportdirektor Zorc. „Aber es geht auch darum, in die richtigen Räume zu laufen.“ Dass Felix Passlack als Rechtsverteidiger zuletzt massive Probleme hatte – das lag auch daran, dass Bellingham als rechter Teil der Mittelfeldraute nicht immer zu Hilfe kam, wenn es nötig gewesen wäre. Insgesamt aber überwiegt das Positive. „Wir sind sehr zufrieden mit ihm und glauben daran, dass er noch besser werden wird“, sagt Kehl. Idealerweise fängt er damit gegen Hoffenheim an.