Dortmund. Im Januar riss Axel Witsel die Achillessehne, jetzt ist er zurück, wird dringend in der Abwehr gebraucht und spielt auch um einen neuen Vertrag.

Um die bemerkenswerte Geschichte von Axel Witsel einzuordnen, muss man in den Januar dieses Jahres zurückspringen. In Leipzig humpelt der Belgier beim 3:1 von Borussia Dortmund schon früh vom Rasen, muss von Betreuern gestützt werden. Nur ein paar Tage später feiert er seinen 32. Geburtstag und muss dabei die bittere Diagnose verarbeiten: Achillessehnenriss. Eine Verletzung, bei der noch immer das Risiko besteht, nie mehr Fußball spielen zu können.

Am Samstag, wenn die Borussia beim SC Freiburg (15.30 Uhr/Sky) weiter an einem gelungenen Saisonstart basteln möchte, wird Axel Witsel wieder in der Innenverteidigung aushelfen. Längst ist er zurückgekehrt. Schon bei der Europameisterschaft im Sommer hat er sich das Trikot der belgischen Nationalelf übergezogen. Und so kann er nun in ungewohnter Rolle dabei helfen, die Probleme zu kaschieren, die den BVB derzeit defensiv plagen. Dabei muss er allerdings auch für sich selbst werben, denn seine schwarz-gelbe Zukunft ist ungewiss.

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Eigentlich fühlt sich Witsel im Mittelfeldzentrum wohl. Doch weil ein Startelf-Einsatz für Mats Hummels und Emre Can in Freiburg in jedem Fall zu früh kommt, soll er erneut an der Seite von Manuel Akanji die gegnerischen Stürmer ärgern – so wie beim Liga-Start gegen Frankfurt (5:2) und im Supercup gegen den FC Bayern (1:3). „Ich bin sehr zufrieden, wie er uns bislang geholfen hat“, erklärt Trainer Marco Rose. „Er bringt uns Stabilität, seine fußballerische Klasse hilft uns. Aber natürlich sieht man in bestimmten Situationen, dass Axel kein gelernter Innenverteidiger ist.“

Gegen Bayern wackelte die BVB-Abwehr mächtig

Daher hofft Rose, dass ihm bald wieder mehr Defensivspezialisten zur Verfügung stehen. Immerhin trainieren Hummels (Knieprobleme) und Can (Wadenverletzung) wieder. Genauso wie Raphael Guerreiro, dessen Wade nicht mehr zwickt. Zudem sind Julian Brandt und Thomas Meunier nach überstandener Corona-Erkrankung zurückgekehrt - wobei Meunier die Reise nach Freiburg noch nicht antrat. Man müsse schauen, was Sinn für das Spiel in Freiburg ergebe, sagt Rose. Dort erwarte seine Spieler ein aggressiver, taktisch gut ausgebildeter Gegner, der mutig Fußball spiele und dabei immer an sich glaube.

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Eine komplizierte Aufgabe also, gegen Frankfurt und Bayern schlitterten die Dortmunder mit ihrer Not-Viererkette bereits in die eine oder andere Verlegenheit, kassierten insgesamt fünf Gegentore. Felix Passlack wirkte als Rechtsverteidiger gegen München überfordert. Nico Schulz bemühte sich auf der linken Seite, kann Guerreiro aber nicht ersetzen. Witsel überzeugte beim Spielaufbau, rückte jedoch manchmal zu früh vor oder zu spät zurück. Schließlich hat er in seiner gesamten Karriere normalerweise nur das Mittelfeld geordnet.

Witsel fehlte die Dominanz vergangener Jahre

2018 verließ Axel Witsel China und machte sich auf, um im Ruhrgebiet eine neue Herausforderung zu suchen. In seinen besten Phasen wirkte er auf die BVB-Mannschaft wie eine Klimaanlage in überhitzten Räumen. Kühl ordnete er das Spiel, fungierte als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff. Zur Wahrheit gehört allerdings, dass Witsel in der vergangenen Spielzeit vor seiner Verletzung längst nicht mehr so eine große Dominanz ausstrahlte wie zuvor.

Und dass mittlerweile andere die Führungsrolle im Dortmunder Mittelfeld eingenommen haben, die viel besser zum turbulenten Fußball von Marco Rose passen. Mahmoud Dahoud öffnet mit seinen Pässen Räume, Jude Bellingham stopft mit seinem Einsatz Löcher. „Jude hat unglaubliche Qualitäten. Wir können ihn in Teilbereichen noch weiterentwickeln“, meint Rose. Jeden Tag arbeite man daran, dass Bellingham noch besser werde.

Großverdiener im Kader

Ob sich da noch Platz für Witsel findet, ist offen. Sein Vertrag läuft noch ein Jahr. Der gebürtige Lütticher zählt zu den Großverdienern. Bislang bahnt sich daher keine Verlängerung an. Auch wenn sie in Dortmund wissen, was sie an dem 32-Jährigen haben.

„Wenn man in dem Alter von Axel mit so einer Verletzung rausgeht, dann so eine EM spielt und anschließend topfit aus dem Urlaub zurückkehrt, dann zeigt das, was für ein Profi man ist“, sagt Rose. Die Zukunft ist ungewiss, aber allein die Rückkehr bleibt eine bemerkenswerte Geschichte.