Dortmund. Den besten Kader hat der FC Bayern zusammengestellt. Doch der derzeit wohl größte Star wetzt in Dortmund über den Rasen: Erling Haaland.

Das Spiel war längst abgepfiffen, die Fans nach Hause zurückgekehrt, als Erling Haaland am späten Samstagabend in den Sozialen Medien ein bemerkenswertes Video verbreitete. Es zeigt den Norweger, wie er nach dem 5:2 (3:1)-Erfolg über Eintracht Frankfurt vor der Südtribüne die Anhänger animiert, seinen Namen weiter zu rufen. Selten wird ein Profi von Borussia Dortmund so gehuldigt. Selten versprüht ein 21-Jähriger die Lockerheit, damit so entspannt umzugehen. Und selten hat ein Spieler eine Partie so dominiert, wie es Haaland gegen Frankfurt gelungen ist.

Der Stürmer bereitete die Tore von Marco Reus (23.) und Thorgan Hazard (32.) vor, Giovanni Reynas Treffer (58.) leitete er mit einem Schuss ein. Zweimal (34., 70.) beförderte Haaland den Ball selbst über die Linie. Es wirkte, als sei der Angreifer dieser Liga entwachsen, als schwebe er auf einem höheren Niveau. Den besten Kader hat der FC Bayern zusammengestellt. Doch der derzeit wohl größte Star wetzt in Dortmund über den Rasen.

BVB-Boss Watzke: Kein Fingerzeig

Und dadurch steigt natürlich die Hoffnung, dass der Titelkampf in dieser Saison spannender verläuft. Dass die Borussia die Münchener ärgern kann. Schon am Dienstag (20.30/Sat.1 und Sky) treffen die beiden größten Klubs im Supercup in Dortmund vor erneut 25.000 Fans aufeinander.

„Wir freuen uns auf das Spiel. Es ist eine Riesenwerbung für den deutschen Fußball“, erklärt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dieser Redaktion. „Wir wollen den Titel gewinnen. Aber es wird so oder so kein Fingerzeig für die gesamte Saison sein.“ Denn schon die vergangene Spielzeit startete beeindruckend und entwickelte sich dann zu einem Hin und Her.

Sportdirektor Michael Zorc merkt daher an, dass die Mannschaft unter dem neuen Trainer Marco Rose noch ganz am Anfang stehe. „Wir haben eine unglaubliche Offensivpower. Wir müssen allerdings immer darauf achten, dass die Restverteidigung aufrechterhalten bleibt“, sagt der 58-Jährige dieser Redaktion. Auch Rose beklagte nach dem Schlusspfiff trotz all der Euphorie die beiden Gegentore.

Witsel rückt in Dortmunds Not-Abwehr

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Gegen Frankfurt machte sich bemerkbar, dass der Trainer seine Viererkette derzeit nur mit Not zusammenbekommt. Axel Witsel rückte nach langer Verletzung (Achillessehnenriss) und kurzer Vorbereitung (EM) überraschend in die Innenverteidigung. Rechts bemühte sich Felix Passlack, links Nico Schulz. Manuel Akanji musste aufgrund der Knieprobleme von Mats Hummels die Chefrolle in dieser Not-Abwehr übernehmen. Gelegentlich wackelten die Dortmunder deswegen. Passlacks Klärungsversuch landete zudem im eigenen Tor (27.). Jens Petter Hauge sorgte dafür, dass Torhüter Gregor Kobel bei seinem eigentlich gelungenen ersten Bundesligaspiel für die Borussia den Ball noch ein zweites Mal aus dem Netz kramen musste (86.).

Vorne aber überrollten die Dortmunder ihren Gegner. Marco Reus knüpfte an die starken Auftritte der vergangenen Rückrunde an und erzielte sein 100. Bundesligator für den BVB. Thorgan Hazard belebte die Offensive. Erling Haaland überragte alle. Dabei hätten ihm auch die Zuschauer geholfen, die nach langer Zeit wieder ins Stadion durften, meint Zorc. „Er sucht das Zusammenspiel mit den Fans.“ Kapitän Reus sagt: „Er hat eine unheimliche Energie, eine unheimliche Wucht. Das macht ihn unverzichtbar.“ Und der Gelobte selbst schwärmt von den Anhängern: „Heute war es leicht, motiviert zu sein. Als ich getroffen habe, war es ein wundervolles Gefühl.“

Es würde verwundern, wenn dieser Angreifer im nächsten Jahr nicht weiterzieht zu einem der europäischen Topklubs. Vorher können die Fans den Namen Erling Haaland jedoch noch häufig skandieren.