Dortmund. . Beim 3:1-Sieg des BVB über Leverkusen rückt das Sportliche in den Hintergrund. Die Abschiede berühren. Die Fans fehlen. Deswegen reift eine Idee.
Zwei Tage nach dem besonderen Samstagnachmittag, bei dem die Emotionen mit Fans übergeschwappt wären, formuliert BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke einen Plan. „Es ist eine Idee und unser Wunsch, dass im kommenden Jahr die Profimannschaft gegen das Doublesieger-Team von 2012 spielt“, erklärt Watzke dieser Redaktion. „Ich hoffe, das lässt sich umsetzen. Wir möchten all diese Spieler vor unseren Fans verabschieden, und ich weiß schon von vielen der Jungs, dass sie sich sehr über eine solche Partie sehr freuen würden.“
Marcel Schmelzer würde dann geehrt werden. Kevin Großkreutz genauso. Und natürlich Lukasz Piszczek sowie Sven Bender, die ja bereits am Samstag beim 3:1 (1:0)-Erfolg des BVB über Bayer Leverkusen Momente erzeugten, die über diese Saison hinaus erhalten bleiben werden. Sportlich sicherte sich die Borussia durch die drei Punkte den dritten Bundesliga-Platz. Erling Haaland (5., 84.) und Marco Reus (51.) bestätigten mit ihren Toren noch einmal ihre Bedeutung für die Schwarz-Gelben. Doch das Sportliche interessierte nur am Rande, viel prägender gerieten die Abschiede.
Manuel Gräfe pfeift letztes Bundesligaspiel beim BVB
Lukasz Piszczek streifte sich zum letzten Mal die Nummer 26 über. Die Zwillinge Sven und Lars Bender erlebten ihre letzten 90 Karriere-Minuten. Auch Schiedsrichter Manuel Gräfe pfiff sein letztes Bundesliga-Spiel an.
Der 47-Jährige muss seine Karten aufgrund der Altersgrenze in den Schrank legen, obwohl er nach wie vor großen Respekt genießt. Zum Beweis bildeten alle Spieler ein Spalier nach dem Schlusspfiff, durch das Gräfe marschierte. Auf seinem weißen T-Shirt, das mehr und mehr vom Regen durchnässte, stand „Danke“. „Das als Schiri zu erleben, das war schon phänomenal“, schwärmte Gräfe.
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Lukasz Piszczek an der BVB-Südtribüne verewigt
Für Lukasz Piszczek hatten die BVB-Fans zahlreiche Schriftzüge auf der Südtribüne befestigt. „Für immer Borusse“, glänzte auf einem Plakat in gelben Buchstaben. „Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich für diesen Verein spielen durfte. Ich hoffe, ich kann vorbeikommen und Danke sagen, wenn ihr wieder im Stadion seid“, sagte der Rechtsverteidiger zu den Dortmunder Anhängern. „Lukasz ist so etwas wie mein persönlicher Held. Wir haben elf Jahre zusammengearbeitet – und wir hatten nicht einen Tag Stress miteinander“, schwärmt Watzke.
Nach elf Jahren zieht es Piszczek zurück in seine polnische Heimat. Sein frischgemaltes Porträt an einer Wand der Südtribüne wird bleiben. Darauf streckt der 35-Jährige seinen rechten Arm nach oben und ballt die Hand zur Faust.
Ähnlich pinselten ihn die Borussia-Fans auf die rechte Seite eines weiteren Transparents auf der Stehplatztribüne, dazu stand der Spruch: „Spieler kommen und gehen, Legenden bleiben bestehen.“ Links daneben malten sie die berühmte Grätsche von Sven Bender, mit der er 2017 gegen den FC Bayern den Ball von der Linie fußspitzte.
Denn als hätte ein Romantiker den Karriereplan des 32-Jährigen verfasst, durfte Bender im Leverkusener Trikot in seinem letzten Profispiel an dem Ort grätschen, an dem er sich zu seinen größten Erfolgen geackert hatte. Zweimal küsste er im Dortmunder Trikot die Meisterschale, zweimal den DFB-Pokal. Fast schon kitschig, dass Sven Bender in der 89. Minute für seinen Bruder Lars ausgewechselt wurde, der nur wenige Sekunden später einen Foulelfmeter zum 1:3 verwandelte.
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Eine Fußballmannschaft sei ein Sinnbild dafür, wie die Gesellschaft sein sollte, meinte Lars Bender nach dem Spiel. „Völlig egal, wer da neben einem sitzt, wie er aussieht, was für eine Religion er hat, welche Ansichten oder was für einer Kultur er entspringt.“ Dies sei die Botschaft, die er senden möchte. „Das ist das, was ich mitnehme aus meiner Karriere.“ Worte, die in Stein gemeißelt werden könnten.
BVB-Zukunft? Trainer Edin Terzic will sich bald entscheiden
Bei all den großen Sätzen blieb eine Frage aber weiterhin offen: Denn noch steht nicht fest, wie es für Edin Terzic weitergeht. Der 38-Jährige gestikulierte zum letzten Mal als Dortmunder Cheftrainer. Ausgerechnet gegen seinen guten Freund Hannes Wolf, der letztmals als Leverkusen-Trainer taktierte.
Terzic möchte in dieser Woche darüber grübeln, ob er sich vorstellen kann, wieder in die zweite Reihe zu rutschen, wenn zur neuen Saison Marco Rose übernimmt. „Wir werden die beste Entscheidung im Sinne des Vereins treffen“, sagte Terzic. Und: „Wir haben ganz klar den Wunsch geäußert, dass mein Weg hier sehr gerne weitergehen darf.“
BVB-Chef Hans-Joachim Watzke hat ein Gespräch mit Edin Terzic geführt
BVB-Chef Hans-Joachim Watzke berichtet, mit Edin Terzic ein „langes Vier-Augen-Gespräch“ geführt zu haben. Terzic wisse, dass er auf die Verantwortlichen zukommen könne, wenn er sich verändern wolle, so der Geschäftsführer. Aber: „Ich glaube nach wie vor, dass er beim BVB bleiben möchte.“