Dortmund.. Der BVB schlägt Bayer Leverkusen 3:1. Doch die großen Gefühle im Stadion werden erst durch die vielen Abschiede nach den 90 Minuten geweckt.

Der Rahmen enttäuschte für diesen emotionalen BVB-Nachmittag, der Bilder produzierte, die bleiben werden. Regen plätscherte vom grauen Himmel, der Wind pfiff durch das Stadion. Die Plätze auf den Tribünen blieben aufgrund der Corona-Krise ohnehin leer.

Trotzdem werkelten alle Beteiligten daran, dass der Samstag der Abschiede beim 3:1 (1:0)-Erfolg von Borussia Dortmund über Bayer Leverkusen im Dortmunder Stadion so würdevoll wie möglich vollführt werden konnte. Schließlich beendeten Lukasz Piszczek, Sven und Lars Bender ihre großen Karrieren. Schiedsrichter Manuel Gräfe pfiff zum letzten Mal eine Partie an. Und auch Dortmunds Trainer Edin Terzic taktierte genauso wie sein guter Freund Hannes Wolf auf Leverkusener Seite zum letzten Mal als Cheftrainer seines Klubs.

BVB-Fans schreiben Botschaften an Lukasz Piszczek und Edin Terzic

Strahlt nach dem Gewinn des DFB-Pokals: BVB-Routinier Lukasz Piszczek.
Strahlt nach dem Gewinn des DFB-Pokals: BVB-Routinier Lukasz Piszczek. © firo | Unbekannt

Deswegen entstanden ja die Bilder, die bleiben werden. Auf der Südtribüne hatten die BVB-Anhänger zahlreiche Plakate angebracht, auf denen sie sich vor Lukasz Piszczek verneigten. „Für immer Borusse“, stand da etwa in schwarzer Schrift auf einem gelben Banner. Der 35-Jährige erlebte am Samstagnachmittag seine letzten 90 Minuten für die Dortmunder, nach elf Jahren und vielen Titeln zieht es ihn zurück in seine Heimat Polen. Bei seiner Auswechslung in der 74. Minute versammelten sich alle seine Mitspieler an der Außenlinie, um Piszczek zu würdigen.

Dabei ging fast ein wenig unter, dass auf einem Plakat auf Europas größter Stehplatz noch an einen anderen Borussia-Helden gedacht wurde. „Danke Manni“, stand darauf, weil Sven Bender, genannt Manni, ebenfalls zum letzten Mal als Profi schwitzte. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Lars beendet der 32-Jährige seine Karriere. Zum Abschluss durfte er sich noch einmal an dem Ort in die Zweikämpfe hechten, an dem er die größten Erfolge zelebrierte.

Beim BVB stemmte Bender die Deutsche Meisterschale in die Luft, den DFB-Pokal. Fast schon kitschig, dass er in 89. Minute für seinen Bruder Lars ausgewechselt wurde, der anschließend den Strafstoß zum 1:3 verwandeln durfte. „Eine Fußballmannschaft ist ein Sinnbild dafür, wie eine Gesellschaft aussehen sollte. Zusammenzustehen. Es ist völlig egal, wer da neben dir sitzt, wie er aussieht, wo er herkommt, was für eine Religion er hat oder was für einer Kultur er entspringt. Das ist die Botschaft, die ich aussenden möchte. Das nehme ich mit aus meiner Karriere“, sagte Lars Bender.

„Wir hatten viele emotionale Momente mit Lukasz, Lars und Sven. Das sind Spieler, die in ihrer Karriere einen unglaublichen Eindruck hinterlassen haben“, erklärte Dortmunds Kapitän Marco Reus. „Am Ende haben die Emotionen eine große Rolle gespielt. Es ist sehr schön, dass Lars Bender diesen Abschluss bekommen hat“, meinte Hannes Wolf.

Ex-BVB-Jugendtrainer Hannes Wolf kehrt zurück zum DFB

Der gebürtige Dortmunder wird nach diesem Spiel als Jugendtrainer zum Deutschen Fußball-Bund zurückkehren. In seinen zwei Monaten bei Bayer Leverkusen hat er die Werkself stabilisiert und letztlich souverän in die Europa League geführt. In der kommenden Spielzeit soll jedoch Gerardo Seoane die Profis dirigieren.

Ob Edin Terzic in Dortmund bleibt oder geht, steht hingegen noch nicht fest. Der 38-Jährige soll nach seinen aufreibenden sechs Monaten als Cheftrainer wieder in die zweite Reihe rücken. Marco Rose übernimmt im Sommer. „Den Pokal in der Hand, Borussia im Herzen. Danke Edin“, schrieben die BVB-Fans daher auf einem weiteren Banner. „Ich werde mit vollem Genuss nach Hause fahren“, berichtete Terzic. „Danach werde ich mir Gedanken machen. Dann werden wir sprechen. Aber mein Weg darf hier sehr gerne weitergehen.“

Übrigens: Fußball wurde auch noch gespielt, auch wenn sich das Tempo in der Partie in vielen Phasen dahinschleppte, da beide Vereine ihre Ziele schon vor dem Anpfiff erreicht hatten. Erling Haaland schaffte es schon in der fünften Minuten, Torhüter Lukas Hradecky mit einem Schuss in die rechte Ecke zu überwinden. Kapitän Marco Reus verdeutlichte noch einmal seine besondere Form der vergangenen Wochen. Sein Freistoß flog an allen Köpfen vorbei ins Tor (51.).

Kurz vor dem Ende nutzte Haaland einen Fehlpass für seinen 27. Saisontreffer (84.). Nur vier Minuten später verursachte Emre Can durch einen Tritt gegen Patrik Schick einen Elfmeter, den Lars Bender kurz nach seiner Einwechslung verwandelte.

Schiedsrichter Manuel Gräfe marschiert durch ein Spalier im BVB-Stadion

Der BVB beendet die Saison nun auf Rang drei, oben drauf kommt der DFB-Pokal. Durch ein beeindruckendes Ende mit sieben Siegen in Folge hat sich diese Spielzeit noch zu einer guten entwickelt.

Bleiben die weiteren Bilder. Nach dem Schlusspfiff bildeten alle Spieler einen Spalier, durch den Schiedsrichter Manuel Gräfe marschierte. Der 47-Jährige hat die Altersgrenze erreicht, er muss aufhören. „Danke“, stand auf seinem weißen T-Shirt, das vom Regen mehr und mehr durchnässte. „Das war sehr bewegend, phänomenal“, erklärte Gräfe.

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Was der Schiedsrichter an diesem besonderen Nachmittag vermutlich nicht mehr bemerkte, war das große frischgemalte Porträt von Lukasz Piszczek. Das die BVB-Fans, wenn sie wieder ins Stadion dürfen, künftig am Eingang zu den Blöcken 14 und 15 der Südtribüne bestaunen dürften. Noch ein Bild, das bleiben wird.