Dortmund/Wolfsburg. Mahmoud Dahoud spielt seit Wochen stark auf, nun muss der BVB entscheiden, ob er den 2022 auslaufenden Vertrag verlängert - oder Dahoud verkauft.
Kurz, ganz kurz schien Mahmoud Dahoud in Versuchung. Als Borussia Dortmunds Kapitän Marco Reus im Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg (2:0) ausgewechselt wurde, reichte er sein Kapitänsbinde weiter an Dahoud. Der blickte erst suchend umher, dann setzte er dazu an, sich das Stück Stoff selbst über den Arm zu streifen - und erst nachdem einige Mitspieler intervenierten reichte er sie grinsend weiter an Lukasz Piszczek, den dritten Kapitän des BVB.
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Es war eine Szene, die es in keinen Saisonrückblick schaffen wird, weil sie für den Verlauf dieser Spielzeit völlig unbedeutend ist. Einerseits. Andererseits verriet sie schon ein wenig darüber, wie sich Dahouds Status in Dortmund verändert hat: Denn erstens stand er auf dem Feld, in einem wichtigen Spiel, und blieb auch dort, als der Kapitän ausgewechselt wurde. Und zweitens hatte er das Selbstvertrauen, sich kurzzeitig in die Rolle des Spielführers hineinzudenken.
Das war ja nicht immer so in Dortmund, im Gegenteil. Im Sommer 2017 war er dank einer Ausstiegsklausel für zwölf Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach gekommen, auch andere Topklubs hatten um den Mittelfeldspieler geworben. Ein wichtiger Grund, warum die Wahl auf Dortmund fiel: Trainer Thomas Tuchel. Doch der war schon wieder weg, als Dahoud kam, und unter dessen Nachfolgern Peter Bosz, Peter Stöger und Lucien Favre spielte Dahoud nur unregelmäßig, brachte sein Potenzial nie zu voller Entfaltung.
Der Disput zwischen Terzic und Dahoud ist vergessen
Und als Ende des vergangenen Jahre Edin Terzic übernahm, wurde es zunächst noch schlimmer, der neue Trainer verbannte den Kreativspieler ganz aus dem Kader. Ein Disput im Training war der Grund. Dahoud, so erzählt man es, hatte in seinem Verhalten gegenüber Terzic nicht berücksichtigt, dass der nun Chef und nicht mehr Co-Trainer war.
Doch man fand wieder zueinander, der Spieler entschuldigte sich, der Trainer verzieh - und beide profitierten. In der Rückrunde liefert Dahoud meist starke Leistungen ab. "Mo hat einen sehr langen Anlauf genommen um jetzt zu zeigen, dass er ein wichtiger Spieler für uns sein kann", sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc.
Sonderlob von BVB-Sportdirektor Zorc
Sinnbildlich für seine Fähigkeiten die Torvorbereitung gegen Wolfsburg: Der 25-Jährige erlief einen Wolfsburger Fehlpass und gab den Ball direkt nach vorne, zielsicher und genau mit der richtigen Schärfe, die es Erling Haaland erlaubte, ungebremst in Richtung Tor zu ziehen. "Er hat gegen Wolfsburg nicht nur diesen tollen Pass gespielt, er hat auch im Mittelfeld viele Bälle erobert", sagt Zorc. "Er macht es über Wochen gut. Zwischendurch hat er auch mal eine Pause gebraucht, da wurde es ein bisschen weniger, aber insgesamt ist er auf einem sehr, sehr guten Weg."
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Dabei hilft auch das inzwischen wieder gute Verhältnis zu Terzic: "Er spürt jetzt auch das Vertrauen. Das hilft ihm, er ist ein Spieler, der das braucht", erklärt Zorc. Und dieses Vertrauen ist nun auch im ganzen Klub wieder deutlich gewachsen. Man hatte große Hoffnungen in den Mittelfeldspieler gesetzt, als er 2017 kam, nun endlich scheint er sie zu erfüllen. Und das bedeutet: Der BVB muss nun irgendwann eine Grundsatzentscheidung finden, wie er mit diesem inzwischen wieder wichtigen Spieler umgeht. 2022 läuft dessen Vertrag aus, das bedeutet nach den Regeln der Branche: Entweder man verkauft ihn nun, um noch eine Ablöse zu generieren - oder man verlängert.
Vertragsverlängerung hat keine Eile
Grundsätzlich können sich beide Seiten eine Verlängerung vorstellen, aber Gespräche dazu hat es nach Informationen dieser Redaktion noch nicht gegeben - es gibt auch noch ein paar Hindernisse. Erstens spürt das Dahoud-Lager keine Eile, weil der aktuelle Vertrag sehr gut dotiert ist und ein neues Papier in der Corona-Pandemie sicher nicht an diese Summen herankäme. Außerdem will man erst abwarten, wie der neue Trainer Marco Rose mit dem Spieler plant.
Und auch auf Seiten des BVB hält man die üblichen Marktgesetze nach einem Jahr Corona-Pandemie nicht mehr für uneingeschränkt gültig. Die Summen, die in diesem Jahr im Transfermarkt bewegt werden, werden deutlich geringer sein als sonst, man kann also gar nicht sagen, ob es einen nennenswerten Markt für einen Spieler wie Dahoud gibt - und wenn, dann wird man es erst spät erfahren. Außerdem hat man andere Baustellen, die man mit begrenztem Budget angehen will. Das Thema hat keine ganz große Eile - darin sind sich beide Seiten einig.