Dortmund/Köln. Marius Wolf trifft mit Köln auf seinen eigentlichen Arbeitgeber, den BVB. An seiner komplizierten Karriere lassen sich drei Lehren ablesen
Wenn man die Karriere von Marius Wolf mithilfe eines Radrennens beschreibt, dann befindet sich der 25-Jährige gerade in einem hügeligen Tal. Das durch seine vielen kleinen Erhebungen viel mehr schmerzt als der große Berg, den er eigentlich erklimmen wollte. Im Sommer 2018 wagte Wolf den Sprung von Eintracht Frankfurt zu Borussia Dortmund, er scheiterte jedoch an dem steilen Anstieg. Schon 2019 wurde er an Hertha BSC verliehen, nun strampelt er als Leihspieler beim 1. FC Köln gegen den Bundesliga-Abstieg.
An diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) empfangen die Kölner Wolfs eigentlichen Arbeitgeber. Als Außenseiter, der siegen muss, damit Trainer Markus Gisdol seinen Job behalten darf.
FC-Trainer Markus Gisdol steht vor dem BVB-Spiel vor dem Rauswurf
Dies sei ein besonderes Spiel für ihn, meint Wolf vor der Partie gegenüber einer kleinen Journalistenrunde, aber er versuche seine Arbeit so zu machen, dass er dem Verein helfe, das Ziel Klassenerhalt zu schaffen. Dafür dürfe man sich auf die Diskussionen rund um Trainer Gisdol nicht konzentrieren. „Wir müssen uns reinwerfen.“
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Rund 100 Kilometer entfernt redet am selben Tag auch Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc über diese Partie, die für die Borussia im Rennen um die Champions-League-Ränge ebenfalls mit einer enormen Bedeutung aufgeladen ist, und über Marius Wolf, der beim BVB noch bis zum Jahr 2023 unter Vertrag steht. „Wir beobachten das natürlich“, sagt Zorc. „Marius ist absoluter Stammspieler und spielt dort auf verschiedenen Positionen.“ Ob der Profi im Sommer ins Revier zurückkehre, sei aber noch nicht entschieden.
Worüber Zorc nicht spricht, sind die Lehren, die sich an der Person Wolf ablesen lassen. Dass sich erstens nicht jeder Transfer der Dortmunder in der Vergangenheit zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt hat. Dass sich der BVB zweitens schwer damit tut, diese Profis wieder an andere Klubs zu vermitteln. Denn mittlerweile überweist der Revierklub Gehälter, die sich viele andere Bundesligisten schlicht nicht leisten können. Wolf verdient rund fünf Millionen Euro, die möchte er nicht verschenken, die möchte ihm kein anderer zahlen. Also werden Leihgeschäfte ausgehandelt. Und dass drittens eine Karriere ganz schön holprig verlaufen kann, wenn sich die Hoffnungen an einen Wechsel nicht erfüllen.
Marius Wolf könnte mittlerweile eine Agentur gründen, die Abschiedsbotschaften für Profis verfasst. Erst hat er 2019 emotionale Worte zusammengeschrieben, als er Dortmund in Richtung Berlin verließ. Im Sommer 2020 schwitzte er nach seiner Rückkehr wieder kurz in der Vorbereitung beim BVB, dann folgten in den Sozialen Medien erneut schmachtende Sätze nach seiner Leihgabe an Köln.
BVB-Leihgabe Marius Wolf: offensiv besonders, defensiv limitiert
Und diesen Sommer? „Ich versuche, die Saison so gut wie möglich mit Köln zu Ende zu spielen, und denke da auch erst mal an nichts anderes“, sagt Wolf. Die Situation beim abstiegsbedrohten Traditionsklub sei „scharf genug, da braucht man den Fokus hier zu 100 Prozent und kann nicht an etwas anderes denken. Wo meine Reise im Sommer hingeht, wird man dann sehen.“
In Köln muss sich Wolf häufig als Rechtsverteidiger versuchen. Trainer Gisdol fehlen die Alternativen, obwohl Wolf mit den defensiven Aufgaben fremdelt, die diese Position mit sich bringt. In der Offensive zählt er zu den talentreichsten Kölnern, in der Defensive schlampt er. Bei der 1:2-Niederlage gegen Union Berlin am vergangenen Wochenende ließen sich beide Gegentore dem gebürtigen Franken ankreiden. „Das ist nicht von der Position abhängig, sondern von mir. In den letzten zwei, drei Spielen habe ich nicht gezeigt, was ich kann“, meint Wolf.
Dafür trumpfte er beim Hinspiel als Torvorbereiter auf, als der FC überraschte, in Dortmund 2:1 siegte. Diesmal müsse man wieder eklig sein, erklärt Wolf, im Hinspiel habe man jeden Zweikampf angenommen. „Vielleicht waren wir da zu aggressiv für die Dortmunder.“
Um beim Radrennen zu bleiben: Die BVB-Partie könnte schmerzen. Wie ein steiler Anstieg auf dem Rad.