München. Der BVB muss einen bitteren Rückschlag verkraften. Im Topspiel beim FC Bayern unterlag Dortmund nach einer frühen 2:0-Führung mit 2:4 (2:2).

Leon Goretzka wusste selbst nicht so richtig, wohin mit seinen Emotionen, also rannte er erstmal etwas ungläubig in Richtung Außenlinie, ehe sich seine Mitspieler über ihn warfen. Denn gerade hatte der Münchener Mittelfeldspieler diesem verrückten Bundesliga-Topspiel noch einmal eine andere Wendung gegeben, das 3:2 erzielt. Und nur kurz danach riss Robert Lewandowski die Arme hoch und erzielte in der 90. Minute tatsächlich noch einen Treffer.

Dadurch verlor Borussia Dortmund dieses Spiel beim FC Bayern also doch noch, es endete 4:2 (2:2) für den Rekordmeister. Für den BVB traf Erling Haaland (2., 9.), für den Rekordmeister beförderte Robert Lewandowski den Ball dreimal über die Linie (26., 44., 90.) und eben Leon Goretzka (88.). Die Dortmunder haben jetzt vier Punkte Rückstand auf die Champions-League-Ränge, der FC Bayern steht weiter an der Tabellenspitze.

Bitter für den BVB: Doppeltorschütze Erling Haaland muss verletzungsbedingt vom Platz.
Bitter für den BVB: Doppeltorschütze Erling Haaland muss verletzungsbedingt vom Platz. © firo

Zuletzt war den Dortmundern in München regelmäßig das Herz in die Hose gerutscht, sodass sogar die eigentlich ziemlich geduldigen Fans wüteten. Diesmal aber hätten die schwarz-gelben Anhänger zu Beginn den Auswärtsblock zum Vibrieren gebracht, wenn sie im Stadion hätten sein dürfen, denn der BVB startete furios.

Schon in der zweiten Minute stellte sich Mahmoud Dahoud in den Weg von Joshua Kimmich. Der Ball prallte zu Erling Haaland, dessen Schuss aus knapp 18 Metern leicht abgefälscht in die rechte Torecke flog. Was für ein Start, der die Dortmunder zunächst mit Selbstbewusstsein vollpumpte, obwohl sie geschwächt in den Süden Deutschlands gereist waren.

BVB-Trainer Terzic muss in München umbauen

Denn Trainer Edin Terzic musste seine Mannschaft beachtlich durcheinanderwirbeln. Die angeschlagenen Raphael Guerreiro und Jadon Sancho fehlten, Mateu Morey und Jude Bellingham sollten sich zudem auf der Bank ausruhen. Dafür rutschten Thorgan Hazard, Nico Schulz, Dan-Axel Zagadou und Thomas Meunier in die Startelf. Die Borussia versuchte, das eigene Tor durch eine Dreierkette zu sichern. Vor allem gelang es den BVB-Profis in den ersten Minuten aber immer wieder, die Seite zu verlagern. Wie auch in der 9. Minute.

Da verzückte Dahoud mit einem Seitenwechsel auf die linke Außenbahn, dort sprintete Nico Schulz in Richtung des Münchener Sechzehnmeterraums, spielte Thorgan Hazard frei, der leitete ins Zentrum auf Haaland weiter. Der Stürmer hatte dadurch wenig Mühe, die schwarz-gelben Endorphine durch sein zweites Tor zum Rauschen zu bringen. Vor diesen 90 Minuten hatte sich die mediale Berichterstattung in großen Teilen auf das Duell des erst 20-jährigen Torjägers mit dem 12 Jahre älteren Weltfußballer Robert Lewandowski konzentriert, nun legte Haaland vor. Aber Lewandowskis Zeit sollte noch kommen.

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Denn die Bayern drückten die Borussia nun vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw nach und nach immer weiter in die eigene Hälfte. Der BVB hatte große Probleme, für Entlastung zu sorgen, schaffte dies aber noch einmal in der 25. Minute. Da hätte Thomas Meunier wohl auch selbst abschließen können, so frei tauchte er nach einem Dahoud-Pass vor Bayerns Torhüter Manuel Neuer auf. Doch Meunier probierte es mit einem Querpass auf Haaland, der misslang. Und nur eine Minute später dröhnten dann plötzlich die Münchener Erleichterungsschreie durch die Arena. Leroy Sané durfte viel zu einfach an Nico Schulz vorbeidribbeln, nach Sanés Flanke beförderte Lewandowski den Ball ins Netz (26.). Der Anschlusstreffer.

Bitter für den BVB: Doppeltorschütze Erling Haaland muss verletzungsbedingt vom Platz.
Bitter für den BVB: Doppeltorschütze Erling Haaland muss verletzungsbedingt vom Platz. © firo

Jetzt zeigten die Bayern, was in ihnen steckte. BVB-Verteidiger Mats Hummels schrie irgendwann: „Wir brauchen wieder Druck.“ Aber den erzeugte seine Mannschaft nicht mehr. Selbst Haaland verteidigte oft tief in der eigenen Hälfte. Die Münchener kombinierten sich regelmäßig in die Nähe des Dortmunder Tores. Den Ausgleich erzielten sie allerdings nur durch die Mithilfe des Videoassistenten. Der machte Schiedsrichter Marco Fritz auf ein Foul von Dahoud an Kingsley Coman aufmerksam, das Fritz auf dem Monitor begutachtete und als elfmeterwürdig einstufte. Lewandowski nutzte den Strafstoß für den Ausgleich und sein 30. Saisontor (44.). Dadurch endeten die ersten 45 Minuten, die so furios begonnen hatten, ziemlich bitter für den Revierklub.

BVB: Haaland muss verletzungsbedingt raus

Allerdings versteckte sich Terzics Elf nach der Pause nicht. Hazards Schuss landete im Außennetz (47.). Reus knallte in Bayerns Sechzehnmeterraum nach einem Rempler von Kimmich auf den kühlen Rasen, ein Pfiff blieb aber aus. Auf der Gegenseite hatte Torhüter Marwin Hitz großes Glück, als ihm der Ball durch die Finger flutschte, er aber noch klären konnte.

Die Sorgen von Trainer Terzic vergrößerten sich jedoch in der 60. Minute, da musste er den angeschlagenen Haaland für Steffen Tigges auswechseln. Auch Hazard ging, Julian Brandt kam. Nun war beim Torjäger-Duell also nur noch Lewandowski auf dem Feld, zwei Minuten nach der Haaland-Auswechslung hätte dieser sogar fast erneut getroffen.

Die Turbulenzen dieser Partie nahmen jetzt ab. Der eingewechselte Münchener Serge Gnabry sorgte mit seinem abgefälschten Schuss noch einmal für einen erhöhten Puls (74.). Dann kam Goretzka.