Dortmund. In unserer Serie spricht der frühere BVB-Torhüter Roman Weidenfeller über sein emotionalstes Derby - das eine lange Durststrecke beendete.
Die Auswahl ist gewaltig: 24 Bundesliga-Derbys hat Roman Weidenfeller für Borussia Dortmund gegen Schalke 04 bestritten, gemeinsam mit dem Schalker Klaus Fichtel ist er Rekordhalter in diesem besonderen Duell. Und darunter waren einige Spiele für die Ewigkeit: Das 3:3 nach 0:3-Rückstand im ersten Derby unter Jürgen Klopp. Das 4:4 nach 4:0-Führung. Der 2:0-Sieg, der Schalke 2007 die Meisterschaft verhagelte.
Weidenfeller nennt aber ein anderes Spiel, wenn er gefragt wird, welches heraussticht: "Das schönste Derby war für mich der 2:1-Auswärtssieg auf Schalke im Jahr 2005, der erste Derbysieg nach sechseinhalb Jahren", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. 15 Spiele in Serie hatte der BVB nicht gegen den großen Rivalen gewinnen können, dann klappte es endlich.
Sebastian Kehl und Lars Ricken trafen
"Sebastian Kehl hat ein Tor reingeköpft und Lars Ricken auch eins gemacht. Auf der anderen Seite haben Spieler wie Lincoln, Ailton und Ebbe Sand gespielt", erinnert sich der langjährige Torhüter. "Das war für mich der schönste Derbysieg, wegen der vielen Emotionen, weil wir vorher so lange nicht mehr gewonnen hatten."
Und, was er in aller Bescheidenheit verschweigt: Mit zahlreichen Glanzparaden sicherte Weidenfeller seiner Mannschaft damals den etwas glücklichen Sieg gegen eine Schalker Mannschaft, die damals eine erfolgreichere Saison spielte.
Als die Fans Kagawa auf Schultern trugen
Der 40-Jährige nennt aber noch eine weitere Partie: "Es gab noch den Sieg auf Schalke im Jahr 2010", sagt er. "Als wir zurück zum damaligen Trainingsgelände 'Im Rabenloh' kamen, haben mehrere hundert Fans auf uns gewartet und haben Shinji Kagawa auf Schultern getragen, weil der in seinem ersten Derby zwei Tore geschossen hat."
Der erste Derby-Einsatz kam für den damals noch jungen Torhüter im Februar 2003 ziemlich unerwartet. "Damals saß ich 80 Minuten auf der Bank. Dann flog Jens Lehmann vom Platz, weil er Amoroso attackiert hat. Den eigenen Mann! Für mich war es damals etwas ganz Besonderes, überhaupt dabei zu sein, ich habe auf der Bank ganz begeistert die Emotionen und die Atmosphäre aufgeschnappt. Und dann musste ich auf einmal für zehn Minuten ins kalte Wasser springen – da stand mir schon die eine oder andere Schweißperle auf der Stirn."
Entscheidend sind die Emotionen
Es sind eben oft außergewöhnliche Duelle. "Das Besondere und damit das Entscheidende sind im Derby doch die Emotionen", meint Weidenfeller. "Das ganze Ruhrgebiet schaut auf das Spiel und ist fasziniert davon. Es gibt in den Tagen davor und danach kein anderes Thema."
Und genau deswegen dürfe Schalke auch nicht absteigen: "Am Samstag brauchen wir natürlich die drei Punkte, um die Champions League zu erreichen – aber danach dürfen sie gerne eine Siegesserie starten und erstklassig bleiben. "
Zur Einstimmung auf das Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund versorgen wir Sie bis zum Spiel am Samstag täglich mit unserer Serie "Das war mein Derby". Ehemalige und aktive Profis von Schalke und dem BVB sprechen dabei über unvergessliche Derby-Momente.
Die vorangegangenen Teile unserer Serie zum Revierderby zwischen Schalke und dem BVB
- Teil 1: Jens Lehmann spricht über seinen Kopfball-Ausgleich für Schalke gegen den BVB
- Teil 2: Schalke-Legende Olaf Thon erinnert sich an eine Mpenza-Gala und die Rückkehr eines Verräters
- Teil 3: Lars Unnerstall erzählt vom größten Highlight seiner Karriere
- Teil 4: Jürgen Kohler schwärmt von einer ganz besonderen Atmosphäre
- Teil 5: Ingo Anderbrügge spricht von einem strammen Schuss, wie man ihn von ihm kannte
- Teil 6: Knut Reinhardt erinnert sich an eine Kopfnuss und ein historisches Tor