Dortmund. Norbert Dickel erlebte für den BVB viele Derbys gegen Schalke. Die besten Erinnerungen hat er an ein Spiel, an dem er nicht direkt beteiligt war.

Die Antwort kommt wie auf Knopfdruck: "Das 3:3 im ersten Derby mit Jürgen Klopp war geil", sagt Norbert Dickel. "Das war der schönste 3:3-Sieg, den ich erlebt habe. Ich erinnere mich wirklich noch daran, als wäre es gestern gewesen." Dabei hat Dickel selbst gar nicht daran mitgewirkt, zumindest auf dem Rasen. 1989 hat der frühere Stürmer von Borussia Dortmund die Fußballschuhe an den Nagel gehängt, die Knie machten nicht mehr mit.

Seitdem aber hat er trotzdem viele legendäre Duelle zwischen dem BVB und Schalke 04 aus nächster Nähe erlebt: Der 59-Jährige ist Stadionsprecher in Dortmund und war natürlich auch 2008 dabei, bei einem sehr verrückten Derby.

"Die gingen 1:0 in Führung, machten dann auch das 2:0 und das 3:0", erinnert er sich im Gespräch mit dieser Redaktion. "Dann musste Kevin Kuranyi sogar noch das 4:0 machen und ist ziemlich kläglich gescheitert. Und dann kam eine grandiose Aufholjagd. Und wenn das Spiel noch fünf Minuten länger gegangen wäre, hätten wir sogar noch gewonnen: Das war etwas ganz Besonderes." Am Abend hatte Dickel keine Stimme mehr, so euphorisiert hatte er das Spiel kommentiert.

Seine Gefühle kann er nicht verbergen

Ganz ähnlich und doch ganz anders lief es im Jahr 2017. Da nämlich bekamen die Dortmunder im eigenen Stadion eine Ahnung davon, wie die Schalker sich damals gefühlt haben mussten: "Das 4:4 war natürlich ein genauso unfassbares Spiel", erzählt Dickel. "Wir sind 4:0 in Führung gegangen, als noch nicht einmal eine halbe Stunde gespielt war. Vier zu null! Und dann kriegst du noch vier Stück rein, das war vielleicht ein Scheiß."

Entsprechend niedergeschlagen klang er über die Stadionlautsprecher. "Ich kann dann als Stadionsprecher auch nie verbergen, wie ich mich fühle."

Ein besonderer Treffer gegen Toni Schumacher

Aber auch als Spieler hat der frühere Torjäger einige Duelle erlebt, die er in besonderer Erinnerung hat - etwa den 3:2-Sieg im Achtelfinale gegen Schalke auf dem Weg zum DFB-Pokalsieg 1988/89. "Da habe ich Michael Rummenigge noch ein Tor mit dem Kopf aufgelegt. Und selbst getroffen – aber das war ja sowieso klar", sagt er und lacht.

"Wir haben kurz vor Schluss das 1:3 kassiert und dann hat uns der Anderbrügge in der 90. Minute noch einen Elfmeter zum 2:3 reingehauen – aber natürlich war das ein souveräner Sieg, der nie in Gefahr war." Sagt's - und lacht erneut. Derbysiege machen eben besonders viel Spaß.

So auch jener aus dem Jahr 1987. "Das war natürlich am 19.09., da haben wir zu Hause 4:1 gewonnen", erzählt Dickel. "Da stand Toni Schumacher im Tor. Toni und ich haben uns beim 1. FC Köln immer sehr gut verstanden, wir verstehen uns auch heute noch gut. Wir haben in Köln viel zusammen trainiert. Dass ich gegen ihn dann ein Tor geschossen habe, war für mich auch etwas Besonderes. Toni war damals ja Nationaltorhüter."

Dickel möchte nicht, dass Schalke absteigt

Je länger er spricht, desto mehr Spiele fallen ihm ein: "1987 habe ich beim 1:0-Sieg das einzige Tor gemacht, das war auch ein besonderes Spiel. Eigentlich waren es alles besondere Spiele. Im Pott gibt es ja nur Schwarz-Gelb oder Blau-Weiß, das waren immer außergewöhnliche Spiele. Und wenn man zum Bäcker oder zum Metzger ging, wurde man natürlich drauf angesprochen."

Darauf möchte auch ein BVB-Idol wie Dickel künftig nicht verzichten. "Ich möchte nicht, dass Schalke absteigt", sagt er. "Ich möchte allerdings noch weniger, dass die am Samstag gewinnen." Und dann lacht er wieder sein kräftiges Nobby-Dickel-Lachen.

Zur Einstimmung auf das Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund versorgen wir Sie bis zum Spiel am Samstag täglich mit unserer Serie "Das war mein Derby". Ehemalige und aktive Profis von Schalke und dem BVB sprechen dabei über unvergessliche Derby-Momente.

Die vorangegangenen Teile unserer Serie zum Revierderby zwischen Schalke und dem BVB