Berlin/Dortmund. Nach dem 1:2 bei Union Berlin wächst bei Dortmund die Nervosität. Vor dem Pokalspiel in Braunschweig macht vor allem die Wankelmütigkeit Sorgen.

Viel Zeit ist auch dieses Mal nicht: Vier Tage liegen zwischen der 1:2 (0:0)-Niederlage bei Union Berlin und dem DFB-Pokalspiel beim Zweitligisten Eintracht Braunschweig am Dienstagabend (20 Uhr/Sport1 und Sky). Das ist zwar mehr, als Edin Terzic bislang zwischen zwei Spielen hatte, seit er vor gut einer Woche das Cheftraineramt beim BVB von Lucien Favre übernahm. Aber es wird wohl kaum reichen, all die Probleme zu beheben, die sich am Freitagabend in Berlin wieder einmal offenbarten – und zeigten, dass es mit dem Trainerwechsel alleine nicht getan ist.

Und so macht sich der BVB an diesem Montag mit Bammel auf den Weg zum letzten Spiel des Jahres 2020. Weniger vor dem Zweitliga-Fünfzehnten – mehr vor der eigenen Wankelmütigkeit, die ein treuer Begleiter bleibt und in den vergangenen Wochen vor allem ins Negative ausschlug. In Braunschweig kann der BVB nur verlieren. Denn mit einem Weiterkommen wäre das Jahr noch lange nicht gerettet – mit einem Pokal-Aus aber ziemlich verkorkst. „Eine Niederlage in dem Spiel kann man nicht reparieren“, warnt Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Redaktion.

Man will endlich wieder ins Finale, dieses Saisonziel soll nicht auch noch verschusselt werden – nachdem die Ligaspitze außer Reichweite gerät und selbst Minimalziel Platz vier in ernster Gefahr ist.

Union Berlin deckt die BVB-Probleme auf

Normalerweise sollte ein Zweitliga-Kellerkind für einen Champions-League-Achtelfinalisten keine allzu große Hürde sein. Aber derzeit ist wenig normal in Dortmund, das hat das Spiel in Berlin deutlich gezeigt. Bei den Eckball-Gegentoren durch Taiwo Anowiyi (57.) und Marvin Friedrich wahrten die BVB-Profis einen derart großen Sicherheitsabstand, dass Abwehrchef Mats Hummels es als „unverzeihbar“ und Zorc gar als „unprofessionell“ geißelte. Weitere Einladungen durch eklatante Fehler bei Schwarz-Gelb schlugen die Berliner großzügig aus. Und auch die hochkarätig zusammengesetzte Offensive lahmt derzeit ganz gewaltig – weshalb das alte Erfolgsrezept, einfach ein Tor mehr als der Gegner zu schießen, auch nicht funktioniert.

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Die Braunschweiger dürften sich genau angeguckt haben, wie die Berliner den Dortmundern mit einfachen Mitteln den Weg zum Tor verstellten. „Wenn du gegen einen Gegner spielst, der so dicht verteidigt, ist es die erste Bürgerpflicht, den Ball schnell zu machen“, haderte Zorc. „Wenn aber jeder ein bis zwei Kontakte zu viel hat im Spielaufbau, ist das ein Problem, weil du den Gegner nie aus seiner Formation bringen kannst. Und wenn du mal in Eins-gegen-eins-Duelle kommst und dich da auch nicht durchsetzen kannst, sieht es so aus, wie es in Berlin ausgesehen hat.“

Moukokos Rekordtor ist kein Trost

Da durfte sich Jadon Sancho angesprochen fühlen, von dessen einst so unwiderstehlichen Dribblings schon lange nichts mehr zu sehen ist. Aber nicht nur er: „Wir haben Probleme im gesamten Offensivbereich“, sagte Zorc. „Wir brauchen eine persönlich, individuell bessere Leistung unserer Offensivspieler.“

Dass Youssoufa Moukoko sein bestes Profispiel zeigte, dass er zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich traf (60.), dass er nun mit 16 Jahren und 28 Tagen jüngster Torschütze der Bundesligageschichte ist – all das war ein schwacher Trost. „Wenn ein 16-Jähriger mit Abstand bester Offensivspieler ist, ist das bezeichnend“, meinte ein bedienter Zorc.